Hellmuth Rössler

Hellmuth Rössler (* 26. Januar 1910 in Dresden; † 21. August 1968 in Maria Rain (Kärnten)) war ein deutscher Historiker.

Hellmuth Rößler

Leben

Hellmuth Rössler studierte ab 1929 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Rechtswissenschaft, Staatswissenschaften und Geschichte. Noch im selben Jahr wurde er im Corps Baruthia recipiert.[1][2] Nach vier Semestern inaktiviert, wechselte er an die Universität Wien und die Universität Leipzig. 1933 wurde er zum Dr. iur. promoviert mit einer Arbeit über die preußischen Grundpfandgesetzgebung im 17. und 18. Jahrhundert vor dem Jahre 1780.[3] 1933 wurde Rössler Mitglied der Sturmabteilung. Nachdem er anfänglich eine Laufbahn im Staatsdienst geplant hatte, wandte er sich ab 1934 verstärkt historischen Studien zu. 1937 stellte er einen Antrag auf Aufnahme in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; als Parteimitglied registriert wurde er jedoch erst 1940. Er war zudem Mitglied des Nationalsozialistischen Altherrenbundes und des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes[4] 1937 arbeitete er als Referent im Hauptamt für Nationalsozialistische Volkswohlfahrt. Seit 1941 gehörte er dem Beirat des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands an und publizierte in dessen Verlag das zweibändige Werk Österreichs Kampf um Deutschlands Befreiung. Nachdem er sich in Wien bei Heinrich von Srbik habilitiert hatte, war er ab 1942 Universitätsdozent an der Universität Wien. Ende 1943 wurde er a.o. Professor für Neuere Geschichte an der Universität Innsbruck. In der Nachkriegszeit in Deutschland verdiente Rössler seinen Lebensunterhalt als freier Schriftsteller in Erlangen. Er kehrte in den Hochschuldienst zurück und war seit 1950 apl. Professor an der Universität Erlangen. 1955 folgte er dem Ruf der Technischen Hochschule Darmstadt auf ihren Lehrstuhl für Neuere Geschichte. 1959 konnte er Wilhelm Schüßler an die TH Darmstadt binden. Rössler erregte im Januar 1966 durch eine Vortragsäußerung bei einer Tagung der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen Aufsehen, wonach Polen die deutschen Ostgebiete nicht benötigen würde, da im Zweiten Weltkrieg fünf Millionen Polen ums Leben gekommen seien. Trotz heftiger Kritik aus der Presse blieb diese Meinung folgenlos. In seiner Eigenschaft als Geschichtsprofessor der TH Darmstadt wurde Rössler Mitglied der Historischen Kommission für Hessen.[5]

Schriften

  • Der Soldat des Reiches Prinz Eugen. Stalling, Oldenburg u. a. 1934.
  • Österreichs Kampf um Deutschlands Befreiung. Die deutsche Politik der nationalen Führer Österreichs 1805–1815, 2 Bände. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1940.
  • mit Günther Franz: Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Oldenbourg, München 1952.
  • Fränkischer Geist, deutsches Schicksal. Ideen, Kräfte, Gestalten in Franken. 1500–1800 (= Die Plassenburg. Bd. 4, ZDB-ID 504385-2). Baumann, Kulmbach 1953.
  • Größe und Tragik des Christlichen Europas. Europäische Gestalten und Kräfte der deutschen Geschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Diesterweg, Frankfurt am Main u. a. 1955.
  • Europa im Zeitalter von Renaissance, Reformation und Gegenreformation, 1450–1650 (= Weltgeschichte in Einzeldarstellungen. Bd. 4, ZDB-ID 1173479-6). Bruckmann, München 1956.
  • mit Günther Franz: Sachwörterbuch zur deutschen Geschichte. Oldenbourg, München 1958.
  • Deutsche Geschichte. Schicksale des Volkes in Europas Mitte. Bertelsmann, Gütersloh 1961.

Literatur

  • Franz Fischer: Hellmuth Rössler †. Historische Zeitschrift 209 (1969), S. 254–256 (online).
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 503.
  • Kristof Lukitsch: ‚Braune Anfänge‘: Die Darmstädter Geschichtswissenschaft der Nachkriegszeit. In: Christof Dipper, Jens Ivo Engels (Hrsg.): Karl Otmar von Aretin. Historiker und Zeitgenosse. Peter Lang Edition, Frankfurt am Main 2015, ISBN 3-631-66614-4, S. 149–172.
  • Rößler, Hellmuth, in: Fritz Fellner, Doris A. Corradini: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs. Band 99). Böhlau, Wien 2006, ISBN 3-205-77476-0, S. 349.

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 19/999.
  2. Kristof Lukitsch: ‚Braune Anfänge‘: Die Darmstädter Geschichtswissenschaft der Nachkriegszeit, in: Christof Dipper, Jens Ivo Engels (Hrsg.): Karl Otmar von Aretin. Historiker und Zeitgenosse. Frankfurt am Main 2015, S. 149–172, hier: S. 156, Anm. 33.
  3. Dissertation: Fragen aus der preußischen Grundpfandgesetzgebung.
  4. Kristof Lukitsch: ‚Braune Anfänge‘: Die Darmstädter Geschichtswissenschaft der Nachkriegszeit, in: Christof Dipper, Jens Ivo Engels (Hrsg.): Karl Otmar von Aretin. Historiker und Zeitgenosse. Frankfurt am Main 2015, S. 149–172, hier: S. 155.
  5. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 503.
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