Heinzwinkel

Der Heinzwinkel ist ein Ortsteil der im westlichsten Zipfel des sächsischen Erzgebirges gelegenen Gemeinde Schönheide (Erzgebirgskreis).

Heinzwinkel
Gemeinde Schönheide
Koordinaten: 50° 30′ N, 12° 31′ O
Höhe: 700 m
Postleitzahl: 08304
Vorwahl: 037755
Heinzwinkel (Sachsen)
Heinzwinkel (Sachsen)

Lage von Heinzwinkel in Sachsen

Der Heinzwinkel als südwestlicher Ortsteil

Lage

Dieser Ortsteil liegt im südwestlichen Teil von Schönheide, wird durch die Wiesenstraße erschlossen und hat etwa 30 Wohngebäude,[Anm. 1][1] die Hälfte davon sind Datschen. Süd-süd-östlich des Ortsteils Heinzwinkel erhebt sich ein Berg, im örtlichen Volksmund Schuchhübel genannt, der mit 727,9 Metern die benachbarten östlich des Heinzwinkel liegenden Berge Baumannsberg und Knock (beide mit 725,5 Metern gleich hoch) überragt. In Landkarten ist er aber, anders als die beiden genannten niedrigeren Berge, ohne Namen nur mit seiner Höhe eingetragen.[2] Gleichwohl ist der Schuchhübel der höchste der ortsnahen Berge südlich von Schönheide bis zur Zwickauer Mulde.
Das Gebiet liegt nach der Naturraumkarte von Sachsen in der Mesogeochore „Schönheider Hochflächen“ (Mittlere sehr feuchte Berglagen, Niederschlag im Jahr von 800 bis 1100 mm, Jahresdurchschnittstemperatur 5,5 bis 6 °C) und gehört zur Mikrogeochore „Schönheider Kuppengebiet“.[3]

Name

Frühere Bauernhäuser am Ostrand
Der Heinzwinkel war zur Zeit der Besiedlung Schönheides in der Mitte des 16. Jahrhunderts noch Wald.

Den ersten Teil der Bezeichnung Heinzwinkel hält der Autor Ernst Flath, der eine etwa 1909 erschienene Geschichte Schönheides verfasste, für den Namen des ersten Siedlers.[4] Das Blatt 195 des Berliner Exemplars der Meilenblätter von Sachsen von 1791 belegt im Westen von Schönheide eine kleine Häusergruppe mit dem Namen „Hayns Winckel“.[5] Die sächsische Äquidistantenkarte aus dem Jahr 1876 verwendet den Namen „Heinzewinkel“.[6] „Winkel“ als Bezeichnung eines Ortsteils gibt es in der Gemeinde Schönheide mehrfach: Ascherwinkel, Fuchswinkel, Heinzwinkel, Schwarzwinkel (früher Marquartswinkel).[7] Siegfried Sieber bezeichnet diesen Begriff als alten Flurnamen.[7] Dies findet eine Bestätigung im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm, wonach der Begriff „Winkel“ „häufig in orts- und flurnamen zur bezeichnung von zwischen bergen, wäldern und fluszkrümmungen einbiegenden landstücken“ zu finden sei.[8]

Geschichte und Siedlungsentwicklung

Der Siedlungsbeginn von Schönheide wird auf 1537 datiert.[9][10] In der Gründungsurkunde für Schönheide, dem sogenannten Befreiungsbrief vom 20. März 1549jul. des Balthasar Friedrich Edler von der Planitz,[11] wird die Lage der Doppel-Hufen als einerseits vom Dorfbach nördlich bis zum Filzbach und andererseits südlich bis zur Zwickauer Mulde reichend beschrieben. Die zwanzig Hufen[12] der Gründungsphase reichten vom östlichen Dorfrand bis etwa zum Quellbereich des Dorfbachs. Das weiter westlich und höher gelegene Gebiet blieb, soweit es bewaldet war, zunächst ungerodet und wurde als Hochmoor nicht landwirtschaftlich genutzt. Dies gilt auch für das Gebiet des späteren Ortsteils Heinzwinkel. Wann dessen Besiedlung im Zuge der weiteren Entwicklung des Dorfs Schönheide begann, ist ungeklärt. 1836 beschreibt das Neue alphabetische Orts-Verzeichnis des Königreichs Sachsen den Heinzwinkel als „Ortstheil“ und „ist eine abgesonderte Häusergruppe, zur Commun Schönheida gehörig“. In den Spalten Zahl der Wohngebäude und Einwohner finden sich keine Angaben.[13] Albert Schiffner zählt in seinem 1840 herausgebrachten Werk Beschreibung von Sachsen den „Heinzwinkel“ zu den abgelegenen Häusergruppen Schönheides.[14] Weil der Ortsteil „Heinzewinkel“ „von dem eigentlichen Complexe des enger zusammengebauten Dorfes in größerer Entfernung abgelegen und in sich selbst zerstreuter erbaut worden“ ist, wurde er von dem Verbot von Schindel-, Stroh- und Rohrdächern befreit,[15] das in Sachsen für Städte „und auf dem Land“ durch „Verordnung, baupolizeiliche Maßregeln zu Abwendung von Feuersgefahr betreffend vom 11. März 1841“ eingeführt wurde.[16] 1846 wird der Ortsteil als zu Schönheide gehörend bezeichnet.[17] Etwa 1848 erwähnt Albert Schiffner in seinem Werk „Führer im Muldenthale“ den Ortsteil, er gehöre zu den „Häuser-Gruppen, die sich in den Nebenschluchten und auf den Höhen verstreuen“.[18]

Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur einige kleine Bauernhöfe. In der DDR-Zeit entstanden am Westrand etwa 15 Datschen, die auf Eigentumsgrundstücken stehen.

In einem schlossähnlichen Haus wohnte eine mit Spitznamen genannte „Schlosshannel“ (Frau Oschatz, Vorname Hannel).[19]

Naturgebiet

Flächennaturdenkmal am Tannenbachhang

An die Bebauung des Ortsteils grenzt Teilgebiet 1 des Natura 2000-Gebietes „Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün“ (SCI- deutsche Meldenummer 5441-303).[20] Dies ist eine 6,3 Hektar große Naturfläche von europäischer Bedeutung. Sie liegt westlich und südlich des Ortsteils Heinzwinkel.[21] Das Gebiet erstreckt sich den Hang hinunter bis zum Tannenbach.[22] Es umfasst im nördlichen Teil „verschiedene Komplexe aus Bergwiesen und Magerbiotopen wie Borstgrasrasen, offenen Felsfluren/Felsbildungen sowie Berg- und Felsheide“[23] und im südlichen Teil „verschiedene Komplexe aus Bergwiesen und Nassbiotopen wie Nasswiesen, Kleinseggenrieder, Röhrichte, z. T. mit naturnahem Mittelgebirgsbach und naturnahem ausdauerndem Kleingewässer“.[23] Als Lebensraumtyp nach der FFH-Richtlinie sind bei der Kartierung im nördlichsten Teil Berg-Mähwiesen (Lebensraumtyp 6520) in gutem Erhaltungszustand festgestellt worden, nach Süden gefolgt von Berg-Mähwiesen in mittlerem bis schlechtem Erhaltungszustand, dem weiter nach Süden ein breiter Streifen in hervorragendem Erhaltungszustand folgt. Der überwiegende Teil des FFH-Kerngebietes, insbesondere der große südlichste Teil ist im Zuge der Kartierung als in gutem Erhaltungszustand bewertet worden. In diesem südlichen Teil sind zwei Flächen mit „Feldgehölzen, Gebüsch, Hecken“ bestanden.[21] Am Rand des Tannenbach-Talgrundes findet sich der wegen seiner Seltenheit in der FFH-Richtlinie als „prioritärer Lebensraumtyp“ eingestufte Typ 6230 – Artenreiche Borstgrasrasen. Die Kartierung ergab, dass er 2011 in „hervorragendem Zustand“ war.[24]

Der Landkreis Aue-Schwarzenberg als Vorläufer des Erzgebirgskreises stellte die zum Tannenbach hin abfallende Bergwiese als Flächennaturdenkmal Heinzwinkel im Jahr 1999 unter Schutz.[25] Hierauf weist ein Schild am Rand der Straße hin. Bedeutung und Schutzhinweise sind darauf nicht angegeben.

Etwas westlich des Flächennaturdenkmals gab es von um 1928 bis in die 1990er Jahre eine Skisprungschanze, die „Weinbergschanze“ genannt wurde.[26]

Galerie

Literatur

Commons: Heinzwinkel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Das Verzeichnis der Gemeinde Schönheide über die ab 1. Januar 1975 vergebenen neuen Hausnummern enthielt für die Wiesenstraße 26 Hausnummern.

Einzelnachweise

  1. Hausnummern-Verzeichnis der Gemeinde Schönheide für die Wiesenstraße
  2. Topographische Karte 5541-NW-Wilzschhaus des Landesvermessungsamts Sachsen, 1. Auflage, Dresden 1996
  3. Naturraumkartendienst des Landschaftsforschungszentrum e.V. Dresden (Hinweise)
  4. Ernst Flath: Heimatkunde und Geschichte von Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheide, Schönheide o. J. (1909), S. 5 Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  5. Blatt 195 aus Meilenblätter von Sachsen, Berliner Exemplar, abgerufen am 30. November 2014
  6. Blatt 136 – Section Schneeberg- der Topographischen Karte (Äquidistantenkarte) Sachsen, bearbeitet im topographischen Bureau des Königlichen Generalstabes – 1:25000. Jahr 1876 (Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  7. Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (= Werte der deutschen Heimat. Band 11). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1967, S. 104.
  8. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Band 30, Sp. 347 lit. B Nr. 1 c Digitalisat im Wörterbuchnetz, abgerufen am 12. Februar 2015. Vgl. auch Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Wörterbuch, Band 3, Sp. 904–906 Digitalisat im Wörterbuchnetz, abgerufen am 30. Januar 2015
  9. Ernst Flath: Heimatkunde und Geschichte von Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheide, Schönheide o. J. (1909), S. 177 Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  10. Karl Gottlob Dietmann: Die gesamte … Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen … Band I.3: Konsistorium Wittenberg. Richter, Dresden, Leipzig 1755, S. 609 (Online).
  11. Ernst Flath: Heimatkunde und Geschichte von Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheide, Schönheide o. J. (1909), S. 178 (Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  12. Ernst Flath: Heimatkunde und Geschichte von Schönheide, Schönheiderhammer und Neuheide, Schönheide o. J. (1909), S. 191 Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  13. Neues alphabetisches Orts-Verzeichnis des Königreichs Sachsen. Nach officiellen Nachrichten zusammengestellt von Central-Comité des statistischen Vereins für das Königreich Sachsen. Mit allergnädigst ertheiltem Privilegio. Erste Abtheilung A.–L., Verlag der Waltherschen Hofbuchhandlung, Dresden 1836, S. 108 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
  14. Albert Schiffner: Beschreibung von Sachsen und der Ernestinischen, Reußischen und Schwarzburgischen Lande. Mit 192 Ansichten und 2 Karten, J. Scheible’s Buchhandlung, Stuttgart 1840, S. 305 (Link zum Digitalisat in der Sächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  15. Gottlob Leberecht Funke: Die Polizei-Gesetze und Verordnungen des Königreiches Sachsen, mit Inbegriff der organischen und formellen Bestimmungen, V. Band, Hahn‘sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1856, S. 345 Digitalisat
  16. Rudolf von Trautzschen: Die Baugesetze und baupolizeilichen Bestimmungen des Königreichs Sachsen, F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, S. 288 Digitalisat
  17. Eugen Huhn: Topographisch-statistisch-historisches Lexikon von Deutschland, eine vollständige deutsche Landes-, Volks- und Staatskunde. Dritter Band, Druck und Verlag des Bibliographischen Instituts, 1846, S. 50 Digitalisat, abgerufen am 1. April 2015
  18. Albert Schiffner: Der Führer im Muldenthale, von des Voigtlands Höhen bis zur Vereinigung beider Mulden. In 16 Lieferungen, enthaltend 37 Ansichten, nach der Natur aufgenommen von Gustav Täubert, lithographiert von J. Riedel, Verlag von Gustav Täubert, Dresden (o. J., 1848), S. 12 (Link zum Digitalisat in der Universitätsbibliothek Leipzig S. 12 ist nicht direkt aufrufbar, im Digitalisat bis dorthin durchblättern oder im Inhaltsverzeichnis links am Rand auf „Schönheide“ klicken.)
  19. Volker Bretschneider und Bernd Garn: Unnere Schennhaader Spitzname (Unsere Schönheider Spitznamen), o. Ort und Jahr (Schönheide um 2012), S. 8
  20. Managementplan für das FFH-Gebiet 5441-303 - Landesmeldenummer 286 „Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün“, Büro für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung Uwe Fischer, Schwarzenberg 2012, S. 11
  21. Managementplan für das FFH-Gebiet 5441-303 „Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün“, Büro für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung Uwe Fischer, Schwarzenberg 2012, Karte 1/Blatt 2 – Biotoptypen und Landnutzung
  22. Karte als Anlage zur Verordnung der Landesdirektion Chemnitz zur Bestimmung des Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung „Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün“ vom 31. Januar 2011
  23. Managementplan für das FFH-Gebiet 5441-303 „Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün“, Büro für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung Uwe Fischer Schwarzenberg 2012, Karte 2/Blatt 2 – Selektive Biotopkartierung
  24. Managementplan für das FFH-Gebiet 5441-303 „Bergwiesen um Schönheide und Stützengrün“, Büro für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung Uwe Fischer, Schwarzenberg 2012, Karte 3/Blatt 2 – Darstellung und Bewertung der Lebensraumtypen und Habitate
  25. Verordnung des Landkreises Aue-Schwarzenberg zur Festsetzung des Flächennaturdenkmals Heinzwinkel in Schönheide vom 19. November 1999
  26. Beschreibung mit historischen Fotos auf skisprungschanzen.com, Abruf am 31. Januar 2024
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