Heinz Wolff (Architekt)

Heinz Arthur Wolff (* 14. April 1909 in Braunschweig; † 15. Oktober 1993[1]) war ein deutscher Architekt und Denkmalpfleger in Braunschweig und Hannover.

Leben und Wirken

Leine-Uferpromenade am Hohen Ufer in Hannover, Bodenmosaik aus Trümmersteinen, mit Motiven vom Wiederaufbau Hannovers nach dem Zweiten Weltkrieg[2]

Heinz Wolff wurde als Sohn des Braunschweiger Ingenieurs Conrad Wolff geboren. Er besuchte die Gaußschule in Braunschweig, wo er 1928 das Abitur ablegte.[3] Anschließend studierte Wolff bis 1933 an der Technischen Hochschule Braunschweig (TH) bei Daniel Thulesius[1] Architektur und schloss sein Studium 1932 mit dem Diplom ab. Er arbeitete zunächst als Assistent am Lehrstuhl für Baukonstruktion der TH und wurde 1935 mit seiner Dissertation Die Geschichte der Bastionärbefestigung Braunschweigs promoviert.

Bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt er 1945 von den Britischen Militärbehörden eine Arbeitserlaubnis als Architekt und Stadtplaner in seiner Heimatstadt. Dort wirkte er zunächst bei der Sicherung des zertrümmerten Kulturguts und in der Stadtplanung Braunschweigs[1], bevor er unter dem Braunschweiger Landeskonservator Kurz Seeleke beim Wiederaufbau des kleinen Braunschweiger Amtes mitarbeitete.[4]

Nach Bildung des Landes Niedersachsen wechselte Wolff nach Hannover und wirkte als Oberkonservator[4] unter den niedersächsischen Landeskonservatoren Oskar Karpa und Hans Roggenkamp. Dort profilierte sich Wolff zu einem Vertreter der schöpferischen Denkmalpflege durch eigenständige Entwurfsarbeiten im historischen Kontext. Bekannt sind vor allem seine Neugestaltungen von Orgelprospekten. Sein Ruf auf diesem Gebiet führte dazu, dass ihm 1966 für die St. Marienkirche in Zwickau der Entwurf zur äußeren Gestaltung des größten zu DDR-Zeiten in einer Kirche erstellten Orgelneubaus übertragen wurde. Bekannt sind auch Wolffs Entwürfe zu Bodenpflasterungen, die unterdessen bereits selbst Denkmalwert erlangt haben. Er äußerte sich mehrfach zu historischen Farbfassungen und wurde bei Umbauarbeiten an Baudenkmalen[5] entwerferisch zu Rate gezogen.

Heinz Wolff war 1964 Teilnehmer beim zweiten Internationalen Kongress der Architekten und Denkmalpfleger, auf dem die Charta von Venedig verabschiedet wurde.[1]

Den Abriss der Villa Willmer in Hannover 1971 bezeichnete Wolff als „eine Kulturschande für Niedersachsen.“[6]

Werke (Auswahl)

Bodenpflaster

  • 1956: Entwurf für das Bodenpflaster der Leine-Uferpromenade am Hohen Ufer[2] („gepflasterte Orientbrücken“[7]).
  • 1962: Platzgestaltung um die katholische Clemenskirche in Hannover[8]

Orgelprospekte

Schriften (Auswahl)

  • Die Geschichte der Bastionärbefestigung Braunschweigs. Dissertation 1935 an der Technischen Hochschule Braunschweig; Fischer, Wolfenbüttel 1935.
    • auch in: Jahrbuch des Braunschweigischen Geschichtsvereins. Zweite Folge, Band 7, Heft 1 (1935), Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins, Wolfenbüttel 1935, S. 5–54.
    • Reprint der Original-Ausgabe: Archiv-Verlag, Braunschweig o. J. (2002).
  • Von den Möglichkeiten der Gestaltung mit Pflaster, Sonderdruck aus: Bauamt und Gemeindebau, Heft 33 (1960); Vincentz, Hannover 1960.
  • Pflaster in alten Städten. In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege, Jg. 19, 1961, S. 69–87.
  • Die Ortsmitte als Bereich der Anwendung von Pflaster. In: Bauamt und Gemeindebau. Zentralblatt für Bauverwaltungen und öffentliches Bauwesen, Jhrg. 35 (1962), Heft 6, S. 215–220.
  • Die Wiederverwendung altbrauchbarer Pflastersteine bei Neuanlagen, in: Deutsche Kunst und Denkmalpflege. Jahrgang 24 der „Zeitschrift für Denkmalpflege“ – Jahrgang 24 der Zeitschrift „Denkmalpflege und Heimatschutz“, Deutscher Kunstverlag, München 1966, ISSN 0012-0375, S. 87–91
  • Die Orgel in der Herrenhäuser Kirche Hannover. Erbauer Hermann Hillebrand Orgelbau (1967). Einweihung: Sonntag Jubilate 16. April 1967, Prospekt-Entwurf von Heinz Wolff, [Hannover], 1967
  • Strasse und Platz als städtebauliche Elemente, in Heinz Wolff, Reinhard Grebe: Städtebauliche Einzelaufgaben I/II (= Studienhefte, Bde. 20/21), Doppelheft mit Manuskripte von Vorträgen von Konservator Wolff und Landschaftsarchitekt Reinhard Grebe, Heft 1, Nürnberg: Städtebauinstitut, [1967], S. 3–28.
  • Zur Restaurierung der Bücker Stiftskirche und ihrer historischen Ausmalung, in: Niedersächsische Denkmalpflege 6 (1970), S. 133–138.
  • Zur farbigen Restaurierung des Dempterhauses in Hameln. In: Neues Archiv für Niedersachsen Bd. 19, 1970/4, S. 383–387.
  • Europas Glocken und ihre Türme. In: Die Auslese, vierteljährliche Informationsschrift für Kirche und Friedhof, 1983/12, S. 2–19.

Vorträge (Auswahl)

Archivalien

  • Promotionsakten von 1935 im Universitätsarchiv der Technischen Universität Braunschweig[18]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Urs Boeck: Heinz Wolff: Ein niedersächsischer Denkmalpfleger. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, Jg. 13, 1993, S. 170.
  2. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon (HKuKL), Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 79.
  3. N. N.: 50 Jahre Gaußschule 1909–1959. Festschrift der Gaußschule Braunschweig zum 50 Jährigen Jubiläum, Braunschweig 1959, S. 107.
  4. Hans-Herbert Möller: Denkmalpflege in Stadt und Land Braunschweig. In: Naturschutz und Denkmalpflege im Braunschweiger Land. Festschrift zum 75jährigen Bestehen des Braunschweigischen Landesverein für Heimatschutz. Hrsg. Mechthild Wiswe. Selbstverlag des Braunschweigischen Landesvereins für Heimatschutz, Braunschweig 1983 (Digitalisat auf leopard.tu-braunschweig.de, abgerufen am 16. November 2023), S. 79–104, hier S. 98.
  5. Eckart Rüsch: Das Fachwerkhaus Mauernstraße 1 in der Celler Altstadt. Eine Speicherhausfassade von 1544. In: Jahrbuch für die Lüneburger Heide 2011. Celle 2010, S. 148–155, hier S. 151 (Hinweis auf seinen Schaufensterentwurf von 1957).
  6. Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 31. August 1971, laut Friedrich Lindau: Das Bauwerk als Gewinnobjekt. Wie eine Stadt den Willen ihrer Bürger mißachtet, in ders.: Hannover. Wiederaufbau und Zerstörung. Die Stadt im Umgang mit ihrer bauhistorischen Identität. Schlütersche, Hannover 2001 (2., überarbeitete Auflage), ISBN 3-87706-607-0, S. 234–241; hier: S. 236 und Anmerkung 22; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Klaus Mlynek, Waldemar Röhrbein: Chronik der Stadt Hannover von den Anfängen bis 1988. In: hannover.de. Abgerufen am 16. November 2023 (PDF-Seite 189).
  8. St. Clemens-Kirche. In: denkmalatlas.niedersachsen.de. Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, abgerufen am 16. November 2023.
  9. Hillebrand-Orgel. In: christuskirche-hannover.de. Abgerufen am 16. November 2023.
  10. Uwe Pape et al.: Die Orgeln der Stadt Celle ( = Norddeutsche Orgeln, Bd. 13) ( = Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde, Folge 178), Berlin: Pape, 2000, ISBN 978-3-921140-55-0 und ISBN 3-921140-55-2, S. 181; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  11. Musik und Kirche. Die Zeitschrift für Kirchenmusik, Basel, Kassel: Bärenreiter, 1962, S. 47, 292; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  12. Orgel. In: st-maria.de. Abgerufen am 16. November 2023.
  13. Stefan Amt: Die Gebäude der Kirchengemeinde St. Maria in Hannover. In: Jahrbuch für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim 2012, S. 1–35 (Digitalisat auf bhb-hannover.de, abgerufen am 16. November 2023), hier S. 14.
  14. Zwickau, Deutschland (Sachsen) - Domkirche Sankt Marien. In: Orgel Databank (orgbase.nl). Abgerufen am 16. November 2023 (niederländisch).
  15. Die Orgel im Dom St. Marien Zwickau. In: orgel-information.de. Abgerufen am 17. November 2023.
  16. Hannover, Deutschland (Niedersachsen) - Herrenhäuserkirche. In: Orgel Databank (orgbase.nl). Abgerufen am 16. November 2023 (niederländisch).
  17. Karin Berkemann: Fulda St. Paulus. In: strasse-der-moderne.de. 2017, abgerufen am 22. November 2023.
  18. Wolff, Heinz, Promotion, Art bzw. Fach: Dr.-Ing., Prüfungsdatum: 02.02.1935, Bewertung: gut, Laufzeit 1935. In: arcinsys.niedersachsen.de. Abgerufen am 17. November 2023.
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