Heinz Klippert

Heinz Klippert (* 1948 in Steina-Willingshausen) ist ein deutscher Pädagoge, der durch Veröffentlichungen zu Methodik und Schulentwicklung bekannt wurde.

Leben

Klippert studierte Wirtschaftswissenschaften, promovierte zum Dr. rer. pol. und war danach kurzzeitig als Lehrer und in der Lehrerausbildung tätig. Ab 1977 war er Dozent am Erziehungswissenschaftlichen Fort- und Weiterbildungsinstitut der evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz (vormals: Lehrerfortbildungsinstitut der evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz) in Landau in der Pfalz.

Leistungen

Klippert gehört seit drei Jahrzehnten zu den führenden Unterrichtsreformern im deutschsprachigen Raum. Im Mittelpunkt seines in mehreren Bundesländern implementierten PSE-Programms (PSE = Pädagogische Schul-Entwicklung) steht das systematische Fördern des Eigenverantwortlichen Arbeitens und Lernens der Schüler und Schülerinnen (EVA) mittels differenzierter, klar strukturierter Arbeits- und Interaktionsprozesse in den Fächern – den sogenannten Lernspiralen. Kennzeichnend für diese „Lernspiralen“ ist der prozessimmanente Aufbau fachlicher und fachübergreifender Kompetenzen im Sinne der neuen Bildungspläne sowie das differenzierte Fordern und Fördern aller Kinder. Zur Unterfütterung dieses kompetenz- und integrationsfördernden Arbeitsunterrichts hat Klippert ein differenziertes Methodenschulungs-Programm entwickelt und 2018/2019 aktualisiert, um damit die Basis für abgeklärtes methodisches und interaktives Arbeiten der Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Diese fachübergreifende Methodenklärung findet im Rahmen spezifischer Trainingstage/Trainingswochen statt und betrifft die drei Bereiche Lern- und Arbeitstechniken fördern, Kommunikationsfähigkeit verbessern und Teamentwicklung im Klassenraum. Diese Trainingstage werden als spezielle Lernsequenzen in unterschiedlichen Jahrgangsstufen eingeplant und durchgeführt. Zur Implementierung seines übergreifenden PSE-Programms hat Klippert für mehrere Bundesländer programmerfahrene Lehrerfortbildner und Schulentwicklungsberater ausgebildet, die den interessierten Schulen einschlägiges Know-how, Material und Strategiewissen liefern – Seminare für Schulleitungen mit eingeschlossen. Klipperts Programm wurde unter anderem in Nordrhein-Westfalen evaluiert und als wirksames Schulentwicklungsprogramm bestätigt.[1][2] Auch mehrere österreichische Bundesländer beziehen sich in der Lehrerbildung und Schulentwicklung auf Klipperts Ansätze.

Kritik

In der wissenschaftlichen Diskussion sind die Arbeiten von Klippert umstritten. Es wird hinterfragt, ob das Training von „Methoden“ tatsächlich möglich ist. Die Forschung zum Problem des oft mangelhaften Transfers von Gelerntem auf Anwendungssituationen lässt es problematisch erscheinen, ob es tatsächlich „generische“ Methoden des Lernens und der Informationserschließung gibt, mit denen Menschen sich Wissen aneignen. Auch mangelt es an empirischen Belegen des Erfolgs des „Methodentrainings“. Den Erfolg von Klippert sehen einige Autoren darin begründet, dass das Bildungssystem mit der heutigen, oftmals desolaten Unterrichtssituation vollkommen überfordert ist und sich deshalb allen Autoren und Trainern zuwendet, die Linderung ihres Leidens versprechen. "Entgegen aller[sic!] Verlautbarungen seines Ansatzes bestimmen immer noch die Inhalte die Methoden und nicht umgekehrt".[3] Klippert verweist auf eine von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebene Evaluationsstudie. Jedoch genügt diese Studie weder wissenschaftlichen Standards noch wurden tatsächliche Wirkungen des Methodentrainings gemessen.[4] Neben Messungsproblemen des Erfolgs dürfte auch der richtige Zeitpunkt für die empfohlenen Lernmethoden im pädagogischen Alltag schwer abschätzbar sein. So empfiehlt Klippert Lehrern in einem Zeit-Interview, die häufig gewählte Rolle des Alleinunterhalters zu verlassen. Lehrer sollten stattdessen zum Beispiel im Sinne der Lernspirale Schüler motivieren, sich gegenseitig zu helfen, Begriffe zu klären und das Wesentliche herauszuarbeiten. Anschließend sollen sie Inhalte zusammenfassen oder via Los einem Zufallspartner gegenüber einen Vortrag halten. ".[5] Dies setzt aber voraus, dass Lehrer komplexe gruppendynamische Prozesse für den Einsatz dieser Methode richtig erkennen und die Schüler guten Willens sind. Treffen diese Annahmen nicht zu, kann die Methodenanwendung schnell zu einer Überforderung sowohl von Schülern als auch von Lehrern führen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Johannes Bastian, Hans-Günter Rolff: Abschlussevaluation des Projektes „Schule & Co“. Gütersloh 2002.
  2. Heinz Günter Holtappels, Stefanie Leffelsend: Entwicklung überfachlicher Kompetenzen durch Schülertrainings. Gütersloh 2003.
  3. - 73.0kb Rosemarie Straub und Eugen Troendlin: Die Methode schäumt; in: GEW -BLZ Nr. 06/2005 (Memento des Originals vom 20. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gew-berlin.de
  4. Andreas Vogel: "Wahnsinnsmethode oder Methodenwahnsinn?" In: B. Wisniewski, A. Vogel: Schule auf Abwegen - Mythen, Irrtümer und Aberglaube in der Pädagogik. Schneider, Baltmannsweiler 2013, ISBN 978-3-834-01256-2
  5. - Martin Spiewak, Es klippert die Schule; in: Die Zeit, Jg. 2006, Ausg. 14
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