Heinrich Grünfeld (Musiker)
Heinrich Grünfeld (* 21. April 1855 in Prag; † 26. August 1931 in Berlin) war ein österreichisch-deutscher Violoncellist und Musikpädagoge.
Leben und Wirken
Heinrich Grünfeld stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie. Er wurde geboren in der Prager Neustadt als das vierte von zehn Kindern des Lederhändlers Moses (Moritz) Grünfeld (* 1817 Kolín; † 1882, Wien) und seiner Gattin Regina, geborene Pick (* 1826 Ossegg; † 1881, Wien)[1][2][3] Sein Bruder Alfred, das zweitgeborene Kind, wurde ein bekannter Pianist und Komponist. Heinrich Grünfeld studierte bis 1873 am Prager Konservatorium bei František Hegenbarth. 1873 bis 1875 war er als Solocellist an der Komischen Oper Wien tätig. 1876 ging er nach Berlin, arbeitete dort 1876/1877 als Solocellist bei der „Berliner Symphonie-Kapelle“ (Dirigent: Franz Mannstädt) und unterrichtete 1876 bis 1884 an Theodor Kullaks Neuer Akademie der Tonkunst.
Im Jahr 1878 begründete er zusammen mit Xaver Scharwenka und Gustav Hollaender die Abonnementskonzerte für Kammermusik.[4] Später waren Émile Sauret (1915–1920), Max von Pauer und Florián Zajíc (1915–1924) seine Partner. Diese Konzerte fanden mehr als 50 Jahre lang regelmäßig in der Sing-Akademie zu Berlin statt und wurden erst im Februar 1929, mit dem Rückzug Grünfelds aus dem aktiven Musikerleben, eingestellt.[5][6]
Er unternahm – oft zusammen mit seinem Bruder Alfred – zahlreiche Konzertreisen in Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland, Italien, Frankreich und den USA. Eine erste „Trio-Vereinigung“ bildete Grünfeld mit Max von Pauer und Florián Zajíc von etwa 1896 bis 1899. Ab 1913 folgte die „Berliner Trio-Vereinigung“ mit dem Pianisten Moritz Mayer-Mahr (Klavier) und den Geigern Bernhard Dessau (bis 1918) bzw. Alfred Wittenberg (ab 1918). Im Herbst 1929 folgte als Cellist Joseph Schuster (1903–1969) auf Grünfeld.[7] Das Trio wurde aber kurze Zeit später aufgelöst.
1886 wurde er zum Preußischen Hof-Violoncellisten, im Januar 1904 zum königlich-preußischen Professor ernannt.[8]
Grünfeld war bekannt für seinen schlagfertigen Witz. Er verkehrte im literarischen Salon von Richard M. Meyer und seiner Gattin Estella sowie im Hause des Kohlemagnaten Eduard Arnhold. Laut Siegmund Kaznelson (Juden im deutschen Kulturbereich) blieb er in Erinnerung als „liebenswürdiger Repräsentant des intimeren Genres und Kammermusiker“.
Er war seit 1910 mit Adelheid Andree (* 1870, Leipzig; † nach 1942) verheiratet.[9][10] Grünfeld starb 1931 im Alter von 76 Jahren in einer Berliner Klinik an den Folgen einer Arteriosklerose. Er wurde auf dem Friedhof Wilmersdorf beigesetzt, sein Grab besteht heute nicht mehr.
Er gehörte auch zu den Freimaurern, wie sein Bruder Alfred.
Werke
- Im Berliner Fürstner-Verlag erschienenen von ihm verfasste Transkriptionen bzw. Kompositionen für Violoncello.[11]
- Bernhard Romberg: Violoncell-Schule. Neu revidirt (sic!) und herausgegeben von J[ules] de Swert und H. Grünfeld. Bote & Bock, Berlin 1888, Neuausgabe 1925
- Heinrich Grünfeld: In Dur und Moll. Begegnungen und Erlebnisse aus 50 Jahren. Mit einem Geleitwort von Gerhart Hauptmann. Grethlein & Co., Leipzig 1923.
Literatur
- Grünfeld, Heinrich in: Violoncellisten der Gegenwart in Wort und Bild. Verlagsanstalt und Druckerei A.-G., Hamburg 1903. S. 80
- Grünfeld, Heinrich in: Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. Limpert, Dresden 1929
- Grünfeld Heinrich. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 90.
Weblinks
Einzelnachweise
- National archives of the Czech Republic: Národní archiv, Konskripční seznamy – pobytové přihlášky pražských obyvatel z let 1850–1914/on line
- Traueranzeige Moriz (!) Grünfeld in: Neue Freie Presse, Wien, 7. März 1882, S. 13
- Traueranzeige Regina Grünfeld in: Neue Freie Presse, Wien, 26. April 1881, S. 14
- Christiane Wanjura-Hübner: Gedenk-Almanach: Musiker in Berlin begraben. LandesMusikRat Berlin, Berlin 1992, S. 29.
- Max Meyerfeld: Ein Künstlerjubiläum. In: Neue Zürcher Zeitung, 13. November 1928, Abendausgabe, Nr. 2082, siehe
- Berliner Börsen-Zeitung, Abendausgabe, vom 11. Februar 1929, S. 3
- Signale für die musikalische Welt Nr. 45 vom 6. September 1929, S. 1367 f
- Berliner Börsen-Zeitung, Beilage, vom 20. April 1915
- Standesamt (Berlin-)Friedenau, Heiratsurkunde Nr. 70 vom 27. April 1910
- Adelheid nahm 1939 wieder ihren Geburtsnamen Andree an. Unter diesem Namen ist sie noch im Berliner Adressbuch 1943 (Stand Ende 1942) verzeichnet
- Eintrag im Katalog der SLUB Dresden