Speläotherapie

Speläotherapie ist die Behandlung in einer so genannten Heil- oder Klimahöhle. Speläotherapie wird auch als Höhlentherapie, Untertage-Klimatherapie bzw. Heilstollentherapie bezeichnet.

Indikationen

Die Behandlung wird angewendet bei Asthma bronchiale, Bronchitis, allergischem und chronischem Schnupfen, allergischen und chronischen Nasennebenhöhlenerkrankungen, verschiedenen Allergien und Hautkrankheiten, fibrosierender Alveolitis und Krupphusten.

Hintergrund

Für die therapeutische Wirkung von feuchtkalten Höhlen auf Atemwegserkrankungen werden zwei Ursachen angenommen:

  • Die Staub- und Allergenarmut, die sehr wesentlich durch die hohe relative Luftfeuchtigkeit unterstützt wird. In der Luft vorhandene Staub- und Allergenpartikel werden zur schnellen Sedimentation gebracht und bleiben dann an den feuchten Wänden und dem Boden weitgehend gebunden.
  • Die Lufttemperatur von 6,8 °C bei annähernd 100%iger relativer Luftfeuchtigkeit, wobei die absolute Luftfeuchtigkeit sehr niedrig ist. Beim Einatmen der kalten Luft wird sie auf 37 °C aufgewärmt. Durch die Erwärmung sinkt die relative Luftfeuchtigkeit auf ca. 20 %, die Luft ist nun trocken wie in der Wüste und muss zur Sättigung mit Wasserdampf Wasser aus dem Körpergewebe entziehen. Bei einem einstündigen Aufenthalt im Stollen werden rund 22 ml Wasser aus den Atemwegen extrahiert – genug, um die geschwollenen Schleimhäute der Atemwege so weit zu dehydratisieren, dass sie für den Luftstrom wieder besser durchgängig werden.

Die Wirksamkeit der Höhlentherapie bei Asthma bronchiale konnte vor 2002 nicht zweifelsfrei belegt werden[1]; eine Studie der Universität Ulm aus dem Jahre 2002 an einer Gruppe von 133 Kindern mit Asthma bronchiale in drei verschiedenen Heileinrichtungen erbrachte schließlich den Nachweis, dass „die Speläotherapie also einen nachweisbar positiven therapeutischen Effekt“ hat.[2][3]

Die Kosten einer Höhlentherapie werden im Rahmen von freien Badekuren durch die Gesetzlichen Krankenkassen erstattet.[4]

Zehn Orte in Deutschland haben sich im Deutschen Heilstollenverband zusammengeschlossen.

Siehe auch

Liste speläotherapeutischer Einrichtungen in Deutschland

Österreich

In Österreich gibt es folgende Heilstollen[5]:

Literatur

  • Michael Berliner: Kompendium Physikalische Medizin. Manuskript. Steinkopff, Darmstadt 1992 (mh-hannover.de [PDF; 612 kB; abgerufen am 16. April 2014]).
  • Rudolf Bengesser: Geschichte der Speläotherapie in Österreich. 3. Symposium zur Geschichte der Erdwissenschaften in Österreich (27.- 29. September 2001). Berichte der Geologischen Bundesanstalt, Band 56, Wien/Hallstatt 2001, Wien 2001 (zobodat.at [PDF; abgerufen am 15. November 2019]).
  • Rudolf Bengesser, Rudolf Pavuza: Zum Stand der Speläotherapie in Österreich. Die Höhle / 55. Jg. / Heft 1-4/2004. Verband Österreichischer Höhlenforscher, Linz 3. März 2004 (zobodat.at [PDF; abgerufen am 14. November 2019]).

Einzelnachweise

  1. Beaumon et al.: Cochrane Database Syst Rev. 2001;(2):CD001741 PMID 11406004
  2. Michael Leichsenring: Nachweis der Wirksamkeit der Heilstollenluft. (PDF, 60kB) Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ulm, 26. Mai 2010, abgerufen am 16. April 2014 (Zusammenfassung).
  3. Heike Lindacher: Speläotherapie obstruktiver Lungenerkrankungen bei Kindern. (PDF, 2MB) Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ulm, 14. Dezember 2006, abgerufen am 16. April 2014 (Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm).
  4. Stollentherapie. Historisches Besucherbergwerk Bodenmais, abgerufen am 16. April 2014.
  5. www.oehkv.at/Suche "Heilstollen"

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