Heilanstalt Kennenburg

Die Heilanstalt Kennenburg befand sich im heutigen Ortsteil Kennenburg in der Gemeinde Esslingen am Neckar.

Heilanstalt Kennenburg, Holzstich 1875
Wasserbassin und Pavillon in Kennenburg

Geschichte

Ursprünglich am Stadtrand oberhalb des Hainbachtals gelegen, bestand der Ort zunächst wohl nur aus der Heilanstalt Kennenburg, die 1840 als Kaltwasser-Heilanstalt für wohlhabende Bürger gegründet wurde.

Fünf Jahre später war dieses Unternehmen allerdings bankrott und die Anlage – im italienischen Renaissancestil erbaut – wurde zu einer Heilanstalt für Nerven- und Gemütskranke umgewandelt. Besitzer und Leiter der Heilanstalt waren Friedrich und Adolph Stimmel.

Prominente Patienten dieser Anstalt waren z. B. 1852/53 sowie 1871 Robert Mayer und 1876 Friedrich Mann, dessen Krankenakten erhalten geblieben sind. Der 1863 auf der Bühne verunglückte Tenor Friedrich Young, verheiratet mit der Tänzerin Lucile Grahn und Bruder des Malers Eduard Young, kam wegen der Spätfolgen der schweren Kopfverletzungen nach Kennenburg, wo er 1884 verstarb.[1] Von 1880 bis zu seinem Tod 1894 lebte der Kulturhistoriker Adolph Helfferich in der Anstalt und von 1884 bis zu seinem Tod 1911 der Verleger Karl Baedeker junior. Als Assistenzarzt in Kennenburg betreute der Bruder des späteren Esslinger Oberbürgermeisters Max von Mülberger, Arthur Mülberger, für einige Monate im Jahre 1871 Robert Mayer. Arthur Mülberger war als Arzt und gesellschaftspolitischer Schriftsteller unter anderem mit dem französischen Sozialisten Édouard Vaillant befreundet.

Den Euthanasiemorden der Aktion T4 zur Zeit des Nationalsozialismus fielen neun Patienten zum Opfer.[2]

Heute wird das Bild des Stadtteils von den ausgedehnten Neubauten der Aerpah-Klinik Esslingen-Kennenburg bestimmt, die zwischen 1969 und 1982 erbaut wurde. Von der ursprünglichen Anlage der Heilstätte ist nur ein Brunnen im Park erhalten geblieben.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Stimmel: Die Heilanstalt für Nerven- und Gemüths-Kranke, Kennenburg bei Esslingen, Königreich Württemberg. Esslingen 1854 (Digitalisat).
  • Paul Krauß: Kennenburg 1840–1940. Die Geschichte einer Privatanstalt für Nerven- und Gemütskranke während eines Jahrhunderts. Göppingen 1940.
  • Eberhard Kenner: Kennenburg in alten Ansichten. Zaltbommel/Niederlande 1991, ISBN 90-288-5314-6.

Einzelnachweise

  1. Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 7: Wolbring-Zysset, Berlin, Boston 2012, S. 3665
  2. Gedenktafel erinnert an neun Euthanasieopfer@1@2Vorlage:Toter Link/www.ez-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 18. August 2009.

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