Hayreddin Pascha

Hayreddin Pascha (tunesisch-Arabisch خير الدين باشا التونسي Chayr ed-Din Pascha et-Tunsi, osmanisch خير الدين پاشا Ḫayraddīn Paša, İA Ḫayreddīn Paşa, türkisch auch Tunuslu Hayreddin Paşa; * 1822 oder 1823 in Kaukasien; † 30. Januar 1890 in Istanbul) war ein tunesischer und osmanischer Staatsmann des 19. Jahrhunderts.[1]

Tunuslu Hayreddin Pascha
Tunuslu Hayreddin Pascha

Leben

Hayreddin Pascha, Sohn abchasischer Eltern,[1] wurde als Knabe in die Sklaverei verkauft und kam in den Besitz eines tunesischen hohen Beamten, der ihm eine hervorragende Erziehung zuteilwerden ließ und ihm dann die Freiheit schenkte.

Er trat darauf in die tunesische Armee ein und wurde Adjutant von Achmed Bei, den er 1846 nach Paris begleitete. 1852–1855 vertrat er die Interessen des Beis von Tunis am Hof Napoléons III. in Paris, wo er sich die französische Sprache und europäische Kultur aneignete. Er avancierte bald zum General und Marineminister[2], dann zum Präsidenten des Hohen Rats von Tunis, war 1872 Präsident der internationalen Kommission, welche die finanziellen Verhältnisse von Tunis ordnen sollte, und 1873 erster Minister.

Nachdem er 1871 Tunis durch den Ferman vom 23. Oktober wieder eng mit dem Osmanischen Reich verbunden und unter die Oberhoheit des Sultans gestellt hatte, ging er an die Reform der Innenpolitik, sowohl der Verwaltung als der Justiz, deren Grundsätze und deren Ausführbarkeit er in einem französisch geschriebenen Werk dargelegt hatte (Réformes nécessaires aux États musulmans, unter seiner Leitung übersetzt, Paris, 1868).

Doch entzweite er sich darüber mit dem Bei und beantragte am 20. Juli 1877 seine Entlassung. Nach kurzem Aufenthalt in Frankreich wurde er 1878 vom Sultan nach Istanbul berufen, um hier bei der beabsichtigten Reform des osmanischen Staats, besonders des Finanzwesens, mit Rat und Tat behilflich zu sein. Am 4. Dezember 1878 ernannte ihn der Sultan zu diesem Zweck zum Großwesir; aber alle Bemühungen Hayreddins, durch Ordnung und Sparsamkeit das Finanzwesen zu regeln, der Willkür, Trägheit und Bestechlichkeit ein Ende zu machen und eine geordnete Verwaltung und Rechtsprechung herzustellen, scheiterten an der Korruption der hohen Bürokratie, dem Widerstand Osman Paschas, des allmächtigen Kriegsministers und der Schwäche des Sultans.

Als dieser im Juli 1879 einen neuausgearbeiteten Reformplan Hayreddins ablehnte, bat er wieder um seine Entlassung und wurde zum Mitglied des Senats ernannt.

Werke

  • Über die Freiheit in den Staaten Europas und ihre Vorteile für den Aufschwung der Nation. In: Andreas Meier (Hrsg.): Der politische Auftrag des Islam. Programme und Kritik zwischen Fundamentalismus und Reformen. Originalstimmen aus der islamischen Welt. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1994, ISBN 3-87294-616-1, S. 65–71.

Literatur

Einzelnachweise

  1. G. S. van Krieken Khayr al-Dīn Pasha. In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition
  2. Vgl. Hendrik L. Wesseling: Teile und herrsche (Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte.) Band 76, aus dem Niederländischen übersetzt von A. Pistorius, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 978-3-515-07543-5, S. 27.
VorgängerAmtNachfolger
Mehmed Esad Saffet PaschaGroßwesir des Osmanischen Reiches
Oktober 1878–28. Juli 1879
Ahmed Arifi Pascha
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