Hartrad (Familie)

Die Hartrad (auch Hartrad von Dieburg) waren ein mittelalterliches Patriziergeschlecht der Reichsstadt Frankfurt am Main. Sie waren in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Eigentümer des Hauses Laderam, das später als Sitz der Stubengesellschaft Alten Limpurg bekannt wurde.

Der Frankfurter Römer um 1870. Das Haus Laderam (heute Alt-Limpurg) ganz links war zwischen 1357 und ca. 1390 im Besitz der Familie Hartrad.

Geschichte

Die Familie stammte aus Dieburg in der Dreieich, wo schon 1253 bzw. 1254 ein Schöffe Hartrad und ein Heinrich Hartradi (wohl sein Sohn) urkundlich genannt werden. Sie ist vermutlich stammverwandt mit einer zwischen 1335 und 1385 in Rothenburg ob der Tauber auftretenden gleichnamigen Patrizierfamilie: Die Rothenburger Hartrad sind im 14. Jahrhundert als Lehensnehmer der Herren von Hohenlohe-Brauneck nachgewiesen, die als Erben der Herren von Büdingen zwischen 1247 und 1310 ein Viertel der Stadt Dieburg besaßen und zur Verwaltung ihrer neuerworbenen Güter wohl ihre fränkischen Dienstleute nach Dieburg brachten; auch die ebenfalls seit 1253 bezeugte Dieburger Schöffenfamilie Gremeser (Cremeser) findet sich schon im 13. Jh. unter der Würzburger und Hohenloher Ministerialität. Der früheste Angehörige der Gesamtfamilie ist ein im Jahr 1250 genannter Konrad Hartroet, der als Urkundenzeuge in einer Reihe offenbar würzburgischer Ministerialen erscheint[1].

Das Haus Alt-Limpurg 2011, am Eck die Frankofurtia

Die Stammreihe des Dieburger und später Frankfurter Astes beginnt mit dem Dieburger Schöffen Friedrich Hartrad (genannt seit 1293, † um 1325) und seiner Frau Lukard, die 1296 vom Deutschordenshaus in Sachsenhausen das Mühlgut Kistelberg zwischen Dieburg und Münster pachteten. Von ihren Söhnen übernahm Heilmann (Heinrich) Hartrad die Dieburger Besitzungen, Rulmann (Rudolf) Hartrad war 1334 Schöffe zu Dieburg. Ein dritter Sohn, Culmann (Konrad) Hartrad, war 1325 Dieburger Schöffe und amtierte 1353 als Schultheiß Ulrichs III. von Hanau in Hayn (Dreieichenhain); nach seinem Tod 1357 erwarb seine Witwe Hille das Frankfurter Bürgerrecht und bezog das Haus Laderam am Römerberg, das ihre Tochter, die Begine Liebel Hartrad, im selben Jahr von den Erben Gerlachs zum Hohenhaus gekauft und ihrer Mutter auf Lebenszeit zur Wohnung übergeben hatte. Der Laderam, heute als Haus Alt-Limpurg Teil des Frankfurter Römers, blieb bis etwa 1390 im Besitz Liebels und ihrer Geschwister Jutte (1357 verheiratet mit dem Patrizier Dietwin zum Römer, 1363 in zweiter Ehe mit Eliseus Weiß von Limburg, einem Sohn des Reichsschultheißen Rulmann Weiß und der Clara Knoblauch), Else (1357 verheiratet mit Heinrich zum Culmann) und Hans Hartrad; des letzteren Tochter Hille heiratete den Frankfurter Schöffen Jeckel Knoblauch, einen Sohn des reichen Patriziers und Bürgermeisters Jakob Knoblauch und Schwager des Reichsschultheißen Siegfried zum Paradies.

Aus einer zweiten Linie der Familie stammte Erwin Hartrad zum Dorrenbaum (genannt seit 1346), dessen Sohn, Erwin Hartrad d. J., Frankfurter Schöffe wurde, 1402 das Amt des Älteren Bürgermeisters bekleidete und 1410 starb. Mit seiner Tochter Adelheid (Elchin, † 1423) und deren Vormund, dem Wollweber Henne (Johann) Hartrad, genannt Krone (letztmals erwähnt 1432), endet das Geschlecht in Frankfurt.

Unklar sind die möglichen genealogischen Zusammenhänge dieses Patriziergeschlechts Hartrad mit Familien gleichen Namens in Groschlag bei Frankfurt (Clas Hartrad 1427 und 1432, Heinz Hartrad 1447 und 1452 hanauischer Schultheiß dortselbst), in der Wetterau (Henne Hartrad 1399 in Büdesheim; Clas Hartrad, Sohn des Konrad aus Altenstadt, 1414 in Frankfurt; Peter Hartrad 1334 in Friedberg; Konrad Hartrad aus Grünberg 1364 in Frankfurt), Neustadt in Hessen (Johann Hartradi 1325), Wetzlar (Heinz Hartrad, 1357–1375 Marburger Bürger, 1384†, stiftet ein Seelgedächtnis für sich und seine Eltern an der Wetzlarer Deutschordenskirche) und im Hüttenberger Land (Henne Hartrad 1469 in Leihgestern, von dort Ausbreitung über die Wetterau und den Taunus mit den Linien Hartart, Hartard, Hardardt, Hardart, Hardtert, Hartert, Hardert und Hartherz).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ludwig Schnurrer (Bearb.): Die Urkunden der Reichsstadt Rothenburg 1182-1400, Bd. 1, 1999, Nr. 15
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