Harry Müller
Leben
Harry Müller begann seine Ausbildung 1951 an der Fachschule für angewandte Kunst in Leipzig, bevor er von 1953 bis 1960 an die Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee wechselte und bei Heinrich Drake und Waldemar Grzimek Bildhauerei studierte. Bereits während seines Studiums entwickelte er eine eigene abstrakt-geometrische Formensprache, in enger Verbindung mit Architektur. Anregungen für seine künstlerische Zukunft fand Müller vor allem bei dem Bauhaus-Architekten Selman Selmanagić, zu jener Zeit Leiter der Architektur-Klasse an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Studium kehrte Harry Müller nach Leipzig zurück, wo er aufgrund der abstrakten Form seiner Kunst, auch beeinflusst von Hans Arp und Richard Buckminster Fuller, zwar keine eigenen Ausstellungen realisieren, aber durch architektonische Vorhaben in den 1960er/1970er Jahren innerhalb Leipzigs wirken konnte. In diese Zeit fallen die wohl in der Öffentlichkeit bekanntesten Werke Müllers: die denkmalgeschützte, fensterlose geschwungene Fassade aus Aluminium mit zahlreichen einzelnen hyperbolischen Paraboloidelementen des Konsument-Warenhauses (1967–1968) sowie die Plastiken in den Springbrunnen auf dem ehemaligen Leipziger Sachsenplatz (1971–1972). Die im Volksmund bis heute „Pusteblumen“ genannten Plastiken wurden 1999 abgetragen und eingelagert, seit Mai 2013 sind sie auf dem neu gestalteten Richard-Wagner-Platz vor der Aluminiumfassade der heutigen Höfe am Brühl zu finden.
Spätere eigenständige Werke wie „Heliozoon I“ (1973–1976) wurden in die Sammlungen Leipziger Museen aufgenommen bzw. in Ausstellungen präsentiert.
2010 würdigte die Deutsche Gesellschaft für Kristallographie sein Lebenswerk mit dem Preis zur Förderung der Interdisziplinarität der Kristallographie.
Harry Müller lebte und arbeitete in Leipzig.
Werke (Auswahl)
- 1967–1968: Fassade „Konsument“-Warenhaus Leipzig
- 1968: Fassade „Centrum“-Warenhaus Hoyerswerda
- 1968: Fassade „Konsument“-Warenhaus Cottbus
- 1971–1972: drei Brunnenplastiken auf dem Sachsenplatz in Leipzig, Chrom-Nickel-Stahl, Höhe ca. 3 m
- 1979–1982: Der Kristall, „Lütten Klein“ in Schwerin, Chrom-Nickel-Stahl, Höhe ca. 4 m
Weitere Werke:
- 1973–1976: Heliozoon I, Museum für Angewandte Kunst Leipzig, Chrom-Nickel-Stabstahl, Höhe ca. 2,50 m
- 1990–1991: Heliozoon III, Ausführung für das Hotel Astoria Leipzig, Chrom-Nickel-Stahl, Höhe ca. 2,50 m
Literatur
- Christine Dorothea Hölzig: Mit dem Sinn für Geometrie und Naturgesetze. Über den Bildhauer Harry Müller. In: Leipziger Blätter, 52, 2008, S. 10–12.
- Müller, Harry. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 629/630
Weblinks
- Preis zur Förderung der Interdisziplinarität der Kristallographie 2010. Deutsche Gesellschaft für Kristallographie; abgerufen am 6. Mai 2011
- Porträt Harry Müllers. (PDF; 3,3 MB) Deutsche Gesellschaft für Kristallographie; abgerufen am 4. Mai 2011
- https://www.kunsthalle-sparkasse.de/suchergebnisse/kuenstler/harry-mueller.html
Einzelbelege
- Bildhauer Harry Müller – Der Vater der Leipziger Blechbüchse ist tot, Leipziger Volkszeitung vom 26. April 2020, abgerufen am 26. April 2020.