Harrisleehof

Harrisleehof (seltener auch: Harrislee-Hof; dänisch Harreslevgaard) ist ein Ort in der Gemeinde Harrislee.[1][2] Der südliche Teil der Siedlung gehört zu Flensburg-Friesischer Berg.[3]

Lage

Harrisleehof liegt am Ochsenweg, südlich, etwas abseits vom Ort Harrislee, direkt an der Gemeindegrenze zu Flensburg. Direkt westlich von Harrisleehof liegt das Stiftungsland Schäferhaus und östlich die zu Flensburg gehörige Marienhölzung. Der südliche Teil der Siedlung gehört schon zum Stadtteil Friesischer Berg. In südlicher Nachbarschaft zu Harrisleehof liegen Schäferhaus und Magdalenenhof. Über den Ochsenweg und den anschließenden Straßen sind sowohl der Stadtteil Weiche[4] sowie die etwa 4,5 km entfernte Flensburger Innenstadt erreichbar. Direkt bei Harrisleehof liegt „die Snaff“, ein kleiner Bach.[5] Direkt neben dem besagten Bachlauf befindet sich zudem ein kleiner Teich.

Geschichte

Das Alter des kleinen Ortes Harrisleehof ist unklar. Doch ein altes Hügelgrab bezeugt zumindest, dass schon vor Jahrhunderten in diesem Gebiet Menschen lebten (Lage).[6] Das offensichtlich namensgebende kleine Dorf Harrislee ist seit dem 14. Jahrhundert belegt. Im 18. Jahrhundert standen bei Harrisleehof noch die Flensburger Grenzsteine 46 bis 49, welche die Grenze zu Flensburg markierten, die jedoch heute nicht mehr auffindbar sind.[7][8]

Bei Harrisleehof befindet sich seit vielen Jahrzehnten ein landwirtschaftlicher Betrieb.[9] der sich offenbar seit Generationen im Besitz der Familie Jessen befindet.[10] Seit 1856 befand sich zudem direkt westlich des Hofes eine Ziegelei (Lage), die kalkhaltigen Lehm zu gelben Ziegeln verarbeitete.[11] Seit dem Mittelalter hatte die Backsteinproduktion an der Flensburger Förde an Bedeutung gewonnen,[12][13] sodass in der Blütezeit mehr als 70 Ziegeleien existierten.[14] Im Gemeindegebiet von Harrislee existierten Ziegeleien in Wassersleben, Karlsberg, rundum Harrisleefeld sowie am Ochsenweg bei Harrisleehof. Die besagte „Ziegelei am Ochsenweg“ soll sich Anfang des 20. Jahrhunderts im Übrigen ebenfalls im Besitz der Familie Jessen befunden haben.[15] Auf Landkarten der Gegend ist der Ort Harrisleehof spätestens seit den 1920er Jahren verzeichnet, als er schon aus mehr als 10 Gebäuden bestand.[16]

Harrisleehof gehörte ursprünglich zur Kirchengemeinde Handewitt.[17] Ein in der Handewitter Kirche hängender Kronleuchter erinnert noch heute daran. An diesem ersten Kronleuchter vor dem Chor der Kirche ist die folgende Inschrift angebracht: „H. Mahler auf Harrisleehof, Weihnachten 1894 Ich bin das Licht der Welt“.[18] Im 20. Jahrhundert änderte sich die kirchliche Zugehörigkeit von Harrisleehof, seit 1928 besitzt Harrislee die Versöhnungskirche.

Zum Ende des Krieges waren sehr viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene in den Flensburger Raum gezogen (vgl. Einwohnerentwicklung von Flensburg). Auch die Gemeinde Harrislee war betroffen, so dass viele Harrisleer einen Teil ihres Wohnraumes zwangsweise zur Verfügung stellen mussten. Zudem wurden behelfsmäßige Flüchtlingslager eingerichtet.[19] Unter anderem wurde ein „Flüchtlingslager Harrislee-Hof“ eingerichtet,[20] das offenbar etwas größer war, denn bis 1950 besaß es eigene Lagerschule. 1950 wurden die Flüchtlingskinder auf die Schule am Holmberg (Lage) geschickt.[21] Das Lager dürfte irgendwann in den 1950er Jahren geschlossen worden sein, da bis dahin genügend neuer Wohnraum in Harrislee geschaffen wurde.[22]

Im Jahr 1970 wurde die „Ziegelei am Ochsenweg“ geschlossen. Noch im selben Jahr wurden die Werksanlagen, eine Villa, die als Wohnsitz des Ziegelmeisters diente sowie die zugehörigen Arbeiterhäuser abgerissen. Als letzte wurde, am 25. November 1970, der Schornstein der Zieglei abgebrochen.[23] Die Fläche an der Ecke Ochsenweg und Harrisleer Umgehungsstraße, wo der Ton für die Ziegel abgebaut wurde, diente später zunächst als Kohle-Reservelager für Krisenzeiten der Flensburger Stadtwerke.[24]

In heutiger Zeit

Einrichtung der Deponie Harrisleehof, am Rand der Marienhölzung, September 2014

2014/15[25][26] entstand auf dem Gelände die „Deponie Harrisleehof“,[27] für schwach belasteten Bauschutt (ohne Asbest) aus den Kreisen Nordfriesland, Schleswig-Flensburg sowie der Stadt Flensburg. Die Bodendeponie ist auf eine Betriebsdauer von 30 Jahren ausgelegt. Am Ende dieser Zeit wird auf dem ungefähr vier Hektar großen Gelände ein Hügel aus eine Million Tonnen Bauschutt entstanden sein, der als begrünter Hügel die Landschaft mitgestalten wird. Der Betreiber der Deponie wird die Nachsorge für weitere drei Jahrzehnte sicherstellen, dazu wurde eine Kaution in Form einer Bankbürgschaft hinterlegt. Das Wasser das aus dem Deponieboden abläuft, wird während des gesamten Zeitraums analysiert und, wenn es unbelastet ist, nach Durchlauf eines Vorfluters in Abwasserleitungen oder Bächen entsorgt.[28]

Der Ort Harrisleehof besteht heute aus mehr als 20 Gebäuden. Für diese Häuser wurden auf der Harrisleer Seite offenbar lediglich die Hausnummer Ochsenweg 1 bis 4 vergeben. Der landwirtschaftliche Betrieb von Harrisleehof, mit zugehöriger Viehzucht und Milchwirtschaft, im Ochsenweg Nr. 1, gehört noch weiterhin den Jessens.[29][30] Die Hausnummern 2, 3 und 4 dienten den Häusern, die an der Straße liegen, die früher zur Ziegelei führte. Die Adresse Ochsenweg ist offenbar nicht mehr für diesen Harrisleer Bereich des Ochsenweges im Gebrauch. Die höheren Adressen des Harrisleer Abschnittes des Ochsenweges liegen weiter nördlich. Im Flensburger Bereich der Siedlung wurden lediglich die Nummern 300 und 302 vergeben. Unter der Adresse Ochsenweg 302 sind offenbar beispielsweise ein Pokalvertrieb.[31] wie auch Bauunternehmen zu finden.[32] Die Adresse Ochsenweg 301 liegt weiter südlich, schon am Rand von Schäferhaus (Lage).

Commons: Harrisleehof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Falk-Verlag: Stadtplan Flensburg + Umgebungskarte, 2013 und Städte-Verlag: Stadtplan Flensburg, 14. Auflage (die ungefähr um 2013 entstand) und Stadtplan von Flensburg vom Graphischen Institut Eckmann, 3. ergänzte Auflage, 2011
  2. Willkommen in Harrislee. Bürgerinformationsbröschüre (der Gemeinde Harrislee), S. 36; abgerufen am: 24. März 2018
  3. Stadtteile, herausgegeben von der Stadt Flensburg (Memento vom 24. Februar 2016 im Internet Archive) sowie: Landschaftsplan Flensburg. Bestandsaufnahme und Bewertung. Entwurf, S. 34, vom: 15. November 1995; jeweils abgerufen am: 22. März 2018
  4. Willkommen in Harrislee. Bürgerinformationsbröschüre (der Gemeinde Harrislee), S. 36; abgerufen am: 24. März 2018
  5. Jürgensen-Karte von Flensburg und Umgebung 1779 sowie: Flensburg Atlas, Flensburg 1978, Karte Nr. 11
  6. Falk-Verlag: Stadtplan Flensburg + Umgebungskarte, 2013 und Stadtplan von Flensburg vom Graphischen Institut Eckmann, 3. ergänzte Auflage, 2011
  7. Jürgensen-Karte von Flensburg und Umgebung 1779 sowie: Flensburg Atlas, Flensburg 1978, Karte Nr. 11
  8. Flensburger Stadtgeschichte e.V. (Hg.): Geschichte erfahren. Eine Entdeckungstour entlang Flensburgs alten Grenzsteinen, vom 1. Dezember 2012
  9. Landschaftsplan Flensburg. Bestandsaufnahme und Bewertung. Entwurf, S. 34, vom: 15. November 1995 sowie Infobel. Jürgen Jessen. Ochsenweg 1. 24955 Harrislee; jeweils abgerufen am: 23. März 2018
  10. Harrislee. Fundstellenübersicht, S. 66 f. (Suchbegriff: Harrisleehof); abgerufen am: 23. März 2018
  11. Beispiel Scherrebektal - Landschaftsgestaltung durch Wasser und Eis im Flensburger Raum. - Teil 2, S. 9; abgerufen am: 24. März 2018; (In dem Text ist offensichtlich, hinsichtlich dem Ende des Ziegeleistandortes, das falsche Datum verzeichnet, dass offenbar von der Ziegelei Katharinenhof übernommen wurde.)
  12. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009. S. 39
  13. Lehm und Sand auf Ramsharder Feld (Memento des Originals vom 6. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/neu.flensburgernorden.de, S. 1 ff. sowie Das Ramsharder Feld (Memento des Originals vom 7. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/neu.flensburgernorden.de, S. 5; jeweils abgerufen am: 24. März 2018
  14. Marsch und Förde, Ziegeleien, abgerufen am: 24. März 2018
  15. Harrislee. Fundstellenübersicht, S. 66 f. (Suchbegriff: Harrisleehof); abgerufen am: 23. März 2018
  16. Karte von Flensburg-Süd von 1928 und Karte von Flensburg-Süd von 1939; jeweils abgerufen am: 23. März 2018 (Auf den beiden besagten Karten aber offenbar irrtümlich unter dem Namen „Harrisleefeld“.)
  17. Vgl. Ev.-Luth. Kirchengemeinde Harrislee. Geschichte, abgerufen am: 25. März 2018
  18. Kirche Handewitt, abgerufen am: 25. März 2018
  19. Thomas Pantléon, Gemeinde Harrislee (Hrsg.): Chronik – 650 Jahre Harrislee – 1352-2002. Horst Dieter Adler 2002, S. 445
  20. Flensburg Journal: Alter Holmweg 24 a in Harrislee, vom: 26. April 2013; abgerufen am: 24. März 2018
  21. Die Schule befand sich wohl präziser im „Alten Holmweg“, der offenbar ursprünglich ebenfalls zur Straße „Holmberg“ gehörte. Vgl. Flensburg Journal: Alter Holmweg 24 a in Harrislee, vom: 26. April 2013; abgerufen am: 24. März 2018 sowie: Thomas Pantléon, Gemeinde Harrislee (Hrsg.): Chronik – 650 Jahre Harrislee – 1352-2002. Horst Dieter Adler 2002, S. 441
  22. Thomas Pantléon, Gemeinde Harrislee (Hrsg.): Chronik – 650 Jahre Harrislee – 1352-2002. Horst Dieter Adler 2002, S. 445 und 447
  23. Thomas Pantléon, Gemeinde Harrislee (Hrsg.): Chronik – 650 Jahre Harrislee – 1352-2002. Horst Dieter Adler 2002, S. 450
  24. Flensburger Tageblatt: An der Grenze: Ruhestätte für schwach belastete Böden, vom: 15. April 2015; abgerufen am: 25. März 2018
  25. Flensburger Tageblatt: An der Grenze: Ruhestätte für schwach belastete Böden, vom: 15. April 2015; abgerufen am: 25. März 2018
  26. Amtliche Bekanntmachung der Gemeinde Harrislee. Jahrgang 28. Nr. 13, vom: 2. Juli 2014; abgerufen am: 25. März 2018
  27. Gesellschaft für Grundbau und Umwelttechnik. Referenzen Deponiebau, Stichwort: Deponie Harrisleehof; abgerufen am: 25. März 2018
  28. Flensburger Tageblatt: An der Grenze: Ruhestätte für schwach belastete Böden, vom: 15. April 2015; abgerufen am: 25. März 2018
  29. Infobel. Jürgen Jessen. Ochsenweg 1. 24955 Harrislee, abgerufen am: 23. März 2018
  30. Landschaftsplan Flensburg. Bestandsaufnahme und Bewertung. Entwurf, S. 34, vom: 15. November 1995; jeweils abgerufen am: 25. März 2018
  31. Flensburger Pokalvertrieb sowie: Flensburg-Mobil, Flensburger Pokalvertriebs GmbH, abgerufen am: 25. März 2018
  32. Brancheninfo.net. Bau-Spezial-Bedarf E. Lassen Inh. Christian Lassen. Bauunternehmen Flensburg sowie: Gokkel das Regionalportals: Bau-Spezial-Bedarf E. Lassen Inh. Christian Lassen Bauunternehmen Flensburg; Wobei diese Firma offenbar auch eine zweite Adresse in der Stadt beim Klosterholzweg besitzt: Bau-Spezial-Bedarf E. Lassen Inh. Christian Lassen e.K. Klosterholzweg 16 (Memento des Originals vom 25. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.registrat.de, jeweils abgerufen am: 25. März 2018

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