Harris-Linien

Harris-Linien sind Linien höherer Knochendichte, die im Röntgenbild erkennbar sind. Sie verlaufen parallel zur Epiphysenfuge in der Metaphyse langer Knochen – insbesondere des Schienbeines (Tibia) – und sind ein Zeichen für eine kurzzeitige Veränderung im Längenwachstum der Knochen. Im englischen Sprachraum sind die Bezeichnungen Harris lines, growth arrest lines, recovery lines, stress lines, Park-Harris growth arrest lines oder auch Park lines im Gebrauch. Der Name geht auf den Erstbeschreiber, den walisischen Anatomen Henry Albert Harris, zurück bzw. auf Edwards Albert Park (1877–1969).

Harris-Linien im Röntgenbild des Radius

Als Ursachen von Harris-Linien werden oft Vitamin- oder Nahrungsmangel (zum Beispiel bei Krankheit oder Unterernährung) oder längere Immobilität genannt; danach soll es nach Wachstumsstillständen zu einem folgenden Aufholwachstum mit einer veränderten Knochenneubildung kommen, die als quer verlaufender röntgendichter Streifen zu erkennen ist. Einmal angelegte Harris-Linien können rückgebildet werden und ihre Sichtbarkeit verlieren. Die Deutung von Harris-Linien als Anzeiger von Mangelernährung ist umstritten; neuere Studien legen dar, dass Harris-Linien nicht durch Mangelernährung entstehen, sondern eine wohl übliche Erscheinung beim Knochenwachstum von Kindern und Jugendlichen sind.

Literatur

  • Chr. Papageorgopoulou, S. K. Suter, F. J. Rühli, F. Siegmund: Harris lines revisited: Prevalence, co-morbidities and possible aetiologies. American Journal of Human Biology 23(3), 2011, S. 381–391. doi:10.1002/ajhb.21155
  • S. Suter, M. Harders, Chr. Papageorgopoulou, G. Kuhn, G. Szekely, F. J. Rühli: Technical note: Standardized and semiautomated Harris lines detection. American Journal of Physical Anthropololy 137, 2008, S. 362–366.
  • M. P. Alfonso-Durruty: Experimental assessment of nutrition and bone growth's velocity effects on Harris lines formation. American Journal of Physical Anthropology 145(2), 2011, S. 169–180. doi:10.1002/ajpa.21480
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