Happurg

Happurg (fränkisch: Habbuich) ist eine Gemeinde im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land. Der Hauptort ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Happurg.

Wappen Deutschlandkarte
Happurg
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Happurg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 30′ N, 11° 28′ O
Bundesland:Bayern
Regierungsbezirk: Mittelfranken
Landkreis: Nürnberger Land
Verwaltungs­gemeinschaft: Happurg
Höhe: 353 m ü. NHN
Fläche: 42,57 km2
Einwohner: 3755 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 88 Einwohner je km2
Postleitzahl: 91230
Vorwahlen: 09151, 09157, 09158
Kfz-Kennzeichen: LAU, ESB, HEB, N, PEG
Gemeindeschlüssel: 09 5 74 128
Gemeindegliederung: 14 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hersbrucker Straße 6
91230 Happurg
Website: www.happurg.de
Erster Bürgermeister: Bernd Bogner (FWG)
Lage der Gemeinde Happurg im Landkreis Nürnberger Land
Karte
Karte
Rathaus

Geographie

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden sind (im Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Pommelsbrunn, Alfeld, Lauterhofen, Offenhausen, Engelthal, Hersbruck

Geographische Lage

Die Gemeinde liegt im Osten der Hersbrucker Schweiz, einem Teil der Frankenalb. Die Gemeindeteile Happurg und Förrenbach sind staatlich anerkannte Erholungsorte. Von 1956 bis 1958 wurde das Pumpspeicherkraftwerk Happurg errichtet, wobei im Talgrund der Happurger See sowie auf dem Deckersberg das dazugehörende Oberbecken entstand.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde hat 14 Gemeindeteile (in Klammern sind der Siedlungstyp, die Einwohnerzahlen Stand 30. September 2010 und die geografische Höhe angegeben):[2][3]

Geschichte

Grundherrschaft

Auf einer Karte von 1589 ist ein Weiherhaus zu sehen, das von einem breiten Wassergraben und einer Mauer umgeben war. Zu dem Besitz zählten noch ein Gärtnerhaus, ein Obstgarten und zwei Forellenweiher. Seit 1623 war das herrnhauß oder schloßel, so im weyer stehet, im Besitz der Familie Pfinzing. 1663 veräußerte Martin Seifried Pfinzing den Happurger Herrensitz dem aus Glaubensgründen nach Nürnberg emigrierten Exulanten Johann Seifried Leininger von Sorgendorf, ehemaliger Hofmeister des Herzogs Manfred von Württemberg, der bereits vor 1670 verstarb. Daraufhin heiratete dessen Witwe Eva Sophia, vermutlich eine geborene Brand von Neidstein, Johann Georg von Preysing zu Lichtenegg. Im Jahr 1700 war das Gut bereits „ganz eingefallen und ruinirt“ und wurde an den Reichenecker Pfleger Gottlieb Tucher verkauft. Das alte Weiherhaus dürfte in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts abgebrochen worden sein.

BW

Tucher ließ im benachbarten Garten 1701/02 ein zweigeschossiges, mit einem Satteldach überspanntes Herrenhaus errichten (das Tucherschloss, Hauptstraße 9), das er mit seiner Frau Maria Jakobina, geborene von Hardesheim, für gelegentliche Sommeraufenthalte nutzte. Der Schlossherr, der lange Jahre als Offizier in der Armee des Fränkischen Kreises gedient und im Spanischen Erbfolgekrieg gekämpft hatte, verstarb in hohem Alter erst 1742. Der Besitz fiel an seinen Sohn Carl Benedikt Tucher, verheiratet mit Maria Katharina Ebner von Eschenbach. Als Carl Benedikt 1750 starb, wurde er von seiner Witwe und der Tochter Maria Jakobina, die Johann Georg Haller von Hallerstein geheiratet hatte, beerbt. Nach dem Tod des Johann Sigmund Haller von Hallerstein, der seine Großmutter Maria Katharina Tucher beerbt hatte, wurde der Besitz von der Hallerschen Erbengemeinschaft 1811 in mehreren Teilen an Meistbietende verkauft. Das „Hallerische Schloß“ erwarb damals Georg Fuchs, der es 1831 seiner Pflegetochter Walburga Meier schenkte. 1875 übernahm Johann Georg Fuchs den Besitz, 1919 dessen Tochter und ihr Mann Benedikt Müller. Das Tucherschloss ist noch immer im Familienbesitz von deren Erben und wurde 2004/2005 einer preisgekrönten Instandsetzung zugeführt. Dabei zeigte sich, dass die bauzeitliche Putzgestaltung der Fassaden unter einer modernen Zementputzlage weitgehend erhalten war. Die bemerkenswerte Fassung aus getönten Flächen und heller Bänderung wurde wiederhergestellt. Den Schlossgarten umgeben Reste der ehemaligen Einfriedungsmauer.

20. Jahrhundert

Vom 17. Mai 1944 bis Ende Juli 1944 vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges existierte im Ort ein Außenlager des KZ Flossenbürg, dessen 1.148 Häftlinge Zwangsarbeit für das geplanten Stollensystem der SS verrichten mussten. Das KZ-Außenlager hatte den Tarnnamen Dogger, B 7.[4]

Eingemeindungen

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Juli 1971 die Gemeinde Kainsbach eingegliedert. Am 1. Januar 1972 folgten Thalheim, Heldmannsberg (teilweise) und Breitenbrunn (teilweise).[5]

Politik

Gemeinderatswahl 2020[6]
(in %)
 %
50
40
30
20
10
0
40,18
42,90
16,92
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
+5,18
−4,00
−1,28
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/TITEL zu lang
aktuelle Sitzverteilung im Gemeinderat Happurg (15. März 2020)
Insgesamt 16 Sitze

Erster Bürgermeister

Erster Bürgermeister ist seit dem 1. Mai 2014 Bernd Bogner (FWG).[7] Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 wurde er mit 84,53 % der Stimmen wiedergewählt.[8]

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 16 Mitglieder. Weiteres Mitglied und Vorsitzender des Gemeinderates ist der Erste Bürgermeister. Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 haben von den 3021 stimmberechtigten Einwohnern in der Gemeinde Happurg 1936 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, womit die Wahlbeteiligung bei 64,08 % lag.[9]

Ausschüsse

  • Haupt-, Finanz- und Personalausschuss (9 Sitze)
  • Bau- und Umweltausschuss (9 Sitze)
  • Rechnungsprüfungsausschuss (5 Sitze)

Wappen

Wappen von Happurg
Wappen von Happurg
Blasonierung: „In Gold ein schräg gestelltes goldenes Schwert, darüber ein rot gefütterter schwarzer Holzschuh, darunter eine rote heraldische Rose mit goldenen Butzen und grünen Kelchblättern.“[10]
Wappenbegründung: Die Gemeinde Happurg besteht seit 1978 aus den ehemals selbstständigen Gemeinden Happurg, Kainsbach, Thalheim und Förrenbach. Die Rose ist dem Wappen der Schenken von Reicheneck entnommen, die Happurg zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft machten, zu der auch Kainsbach gehörte. Der Holzschuh ist das Wappenbild der Nürnberger Patrizierfamilie Holzschuher. Sie waren von 1621 bis 1909 im Besitz des Schlosses und des Hammerwerks in Thalheim. Das Schwert aus dem Wappen der Nürnberger Patrizierfamilie Kreß von Kressenstein erinnert an die wichtigsten Grundherren in Förrenbach.

Dieses Wappen wird seit 1979 geführt.

Partnergemeinden

Die Gemeinde unterhält eine Partnerschaft zur Gemeinde Neudorf im Erzgebirge.

Sehenswürdigkeiten und Freizeit

Der Happurger See
Kalktuffterrasse von Kainsbach
  • Pumpspeicherkraftwerk Happurg mit Oberbecken und Naturlehrpfad, auf dem 53 Wegstationen mit erläuternden Schautafeln über die heimische Tier- und Pflanzenwelt unterrichten[11]
  • Happurger See (Angeln, Segeln, Restaurant)
  • Baggersee (Bademöglichkeit, Angeln)
  • Wanderwege: Neben mehreren überregionalen Wanderwegen (z. B. Frankenalb-Panoramaweg), existiert rund um Happurg ein Netz von lokalen Rundwanderwegen,[12] darunter der Happurger Geschichtsweg, der Stationen mit historischer Bedeutung rund um Happurg verbindet,[13] sowie seit 2012 ein Geologischer Lehrpfad.[14]
  • Happurger Berg
Bergrennen für historische PKW und Motorräder (Oldtimer-Gleichmäßigkeitsprüfung) am ersten Wochenende im September, seit 2001 veranstaltet vom Automobilclub Hersbruck im ADAC e. V.

SC Happurg

Der Sportclub Happurg wurde im Jahr 1946 gegründet und besteht aus den Abteilungen Fußball, Tennis, Gymnastik, Tischtennis, Volleyball und Fit For Fun (Breitensport).

Gut Holz Happurg

Der Breitensport-Kegelklub „Gut Holz Happurg“ wurde 1960 gegründet und nimmt an der Punkterunde des VNPK[15] teil.

Religion

Happurg hat eine evangelische Kirche und eine katholische Filialkirche der Kuratie Pommelsbrunn.

Die evangelische Kirchengemeinde[16] Marien und St. Georg feierte 2009 ihr 950-jähriges Bestehen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Altarweihe durch Bischof Gundekar II. aus Eichstätt im Jahre 1058 im Pontifikale Gundekarianum.

Ein umfangreiches und vielfältiges Festprogramm erinnerte an das Gründungsjahr. Höhepunkt und Abschluss der Feierlichkeiten war ein Festgottesdienst und ein historischer Festzug am 26. April 2009. Über 10.000 Zuschauer säumten die Straßen, als der Festzug durch den Ort zog. Über 800 Beteiligte am Festzug bereiteten der Gemeinde ein großes und unvergessliches Ereignis.

Wirtschaft

Ortskern mit Happurger Bach

Die Infrastruktur besteht hauptsächlich aus Kleingewerbe. Zudem fand am 7. April 2007 erstmals und dann jeden ersten Samstag im Monat ein Monatsmarkt mit ausgewählten Produkten (Gewürze, Kräuter, Olitäten, selbstgemachte Nudeln, Salami, geräucherte Forellen, Bauernbrot, Saisongemüse, Honig und vieles mehr) statt.

Verkehr

Linie Verlauf Takt
S2 Roth Büchenbach Rednitzhembach Schwabach Schwabach-Limbach Katzwang Reichelsdorfer Keller Nürnberg-Reichelsdorf Nürnberg-Eibach Nürnberg-Sandreuth Nürnberg-Steinbühl Nürnberg Hbf Nürnberg-Dürrenhof Nürnberg Ostring Nürnberg-Mögeldorf Nürnberg-Rehhof Nürnberg-Laufamholz Schwaig Röthenbach (Pegnitz) – Röthenbach-Steinberg – Röthenbach-Seespitze – Lauf West Lauf (links Pegnitz) Ottensoos Henfenfeld Hersbruck (links Pegnitz) Happurg Pommelsbrunn Hartmannshof
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2023
60 min
Happurg hatte früher schon einmal einen Bahnhof, der jedoch 1873 zu Gunsten des Bahnhofs Pommelsbrunn aufgegeben wurde.

Energie

Happurg ist Standort des Pumpspeicherkraftwerks Happurg, das wegen Erdeinbrüchen im Oberbecken und des damit verbundenen Wasserverlusts seit 2011 stillgelegt ist. Das ungenutzte, ehemals 1,8 Millionen Kubikmeter fassende Oberbecken befindet sich auf dem westlich davon liegenden Deckersberg und soll seit 2011 saniert werden. Das Wasser wurde über eine Höhendifferenz von 209 Metern geleitet. Mit einer Gesamtleistung von 160 Megawatt und einer Speicherkapazität von 900 MWh war das von E.ON betriebene Kraftwerk zu seinen aktiven Zeiten das größte Pumpspeicherkraftwerk in Bayern. Seit der Umorganisation von E.ON ist Uniper für das Kraftwerk zuständig und es besteht noch Aussicht auf Wiederinbetriebnahme.[17]

Sonstiges

Das Gemeindeleben Happurgs spielt sich in 39 Vereinen ab.

Söhne und Töchter der Gemeinde

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Konrad Dorn (1870–1948) war der Gründer und Leiter der „Ersten Fränkischen Bauernkapelle Happurg“, mit der er in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg zahlreiche Grammophonaufnahmen machte.
  • Timo Rost (* 1978), Fußballprofi (Energie Cottbus), begann beim SC Happurg

Literatur

Commons: Happurg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Happurg in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 25. Dezember 2019.
  3. Gemeinde Happurg, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 29. November 2021.
  4. Webseite KZ-Gedenkstätte Flossenbürg Abgerufen am 6. Juli 2016
  5. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 481.
  6. Ergebnis Kommunalwahl 2020. OK.VOTE, 15. März 2020, abgerufen am 18. Mai 2020.
  7. Bürgermeister, Gemeinderat und Ausschüsse. Gemeinde Happurg, abgerufen am 13. August 2020.
  8. Ergebnis Kommunalwahl 2020. OK.VOTE, 15. März 2020, abgerufen am 18. Mai 2020.
  9. Ergebnis Kommunalwahl 2020. OK.VOTE, 15. März 2020, abgerufen am 18. Mai 2020.
  10. Eintrag zum Wappen von Happurg in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  11. Naturlehrpfad Happurg@1@2Vorlage:Toter Link/www.stmug.bayern.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Seite des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit; Abgerufen am 20. Februar 2013
  12. siehe auch Lokale Wanderwege von Happurg im Open-Data-Projekt OpenStreetMap
  13. Happurger Geschichtsweg (Memento des Originals vom 3. März 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.happurg.de (PDF; 2,8 MB) auf der Seite der Gemeinde; Abgerufen am 20. Februar 2013
  14. Neuer „Geologischer Rundweg“ in der Gemeinde Happurg (PDF; 322 kB) auf der Seite der Gemeinde, abgerufen am 20. Februar 2013
  15. Verein Nürnberger Privatkegler e.V.
  16. www.kirche-happurg.de. Abgerufen am 20. November 2014.
  17. Martin Müller: Ein See auf löchrigem Grund. Nürnberger Nachrichten, 12. Januar 2021.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.