Hans Schneeberger

Hans Schneeberger (* 7. Juni 1895 in Brandberg, Tirol; † 19. November 1970 in Salzburg) war ein österreichischer Kameramann und mit Sepp Allgeier, Richard Angst, Albert Benitz, Arnold Fanck, Kurt Neubert und Walter Riml Teil der sogenannten Freiburger Schule,[1] einer der wegbereitenden Kameraleute des Berg- und Ski- bzw. Sportfilms.[2][3]

Hans Schneeberger während einer Drehpause für den Bergfilm Stürme über dem Mont Blanc von Arnold Fanck

Leben

Sepp Allgeier (links, auf Skiern) und Schneeberger warten bei den Dreharbeiten zu Stürme über dem Montblanc auf dem Trientgletscher auf die Landung von Ernst Udet

Herkunft

Hans Schneeberger war schon als kleines Kind Vollwaise, wurde aber vom ehemaligen Arbeitgeber seines Vaters unterstützt, so dass er nach der Volksschule eine Realschule besuchen konnte.

Kriegseinsatz

Schneeberger nahm als Tiroler Kaiserjäger am Ersten Weltkrieg teil. Nach seinem Einsatz in den Felsen der Tofana, wo die Österreicher gegen die italienische Armee kämpften, wurde er mit der Großen Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, die ihm Kaiser Franz Joseph I. persönlich überreichte. Diese, nur selten wiederholt verliehene Auszeichnung, wurde ihm später ein weiteres Mal für seinen Einsatz am Schreckenstein zuerkannt, ebenfalls während der Kämpfe gegen die italienische Armee. Die zweite Ehrung erfolgte daher nur symbolisch in Form einer schriftlichen Urkunde und einer Wiederholungsspange. Um stattdessen erneut eine Medaille in den Händen zu haben, machte Schneeberger von der Option Gebrauch, Urkunde und Wiederholungsspange gegen eine Große Silberne Tapferkeitsmedaille einzuwechseln.[4][5]

Ausbildung und Studium

Schneeberger (links) mit Ernst Udet und Arnold Fanck

Nach dem Krieg arbeitete er als Skilehrer und Bergführer, um sich ein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule München finanzieren zu können.

Durch diese Tätigkeiten neben dem Studium kam er in Kontakt mit Filmleuten, wodurch er 1921/22 eine kleine Darstellerrolle als Skiläufer im zweiten Teil Eine Fuchsjagd auf Skiern durchs Engadin des Stummfilms Das Wunder des Schneeschuhs der in Freiburg im Breisgau ansässigen Produktionsfirma Berg- und Sport-Film G.m.b.H. erhielt.[6] Bei Sepp Allgeier und Arnold Fanck lernte und arbeitete er in der Folge als Kameraassistent und Fotolaborant.

In den Credits des Stummfilms Der Berg des Schicksals (1923/24) wurde er erstmals als Zweiter Kameramann erwähnt. Dabei arbeitete er mit den Kameraleuten Sepp Allgeier, Arnold Fanck, Eugen Hamm und Herbert Oettel[7] zusammen.[8]

Berufliche Entwicklung

Hans Schneeberger (Mitte) mit Fanck und Leni Riefenstahl (rechts) während der Dreharbeiten zu Der große Sprung (1927)

Als einer der Kameraleute von Arnold Fanck sowie als Mitarbeiter und zeitweiliger Lebensgefährte von Leni Riefenstahl[9] arbeitete Schneeberger in über 120 Filmen aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien und England mit, u. a. bei Alexander Korda.[10] Bereits bei Riefenstahls Regiedebüt Das blaue Licht (1932) hatte er die Kameraführung übernommen.[11]

Bei Aufnahmen im Freien bestand seine Leistung darin, die Natur nicht bloß rein dokumentarisch, sondern als Spannungselement in den Film einfließen zu lassen. Hierbei avancierte er zu einem der bedeutenden Vertreter des impressionistischen Kamerastils im deutschsprachigen Film. Bei Studioaufnahmen wiederum wusste er die Lichteffekte bestmöglich auszunutzen.

Seine besten Leistungen erbrachte er in Der heilige Berg (1925/1926), Die weiße Hölle vom Piz Palü (1929/1935), Rivalen der Luft (1934) und dem Propagandafilm Wunder des Fliegens (1935). Nach 1933 waren seine Arbeiten als Bergkameramann jedoch nur noch selten gefragt, so dass er meist nur noch an der Produktion von Unterhaltungsfilmen beteiligt war. Ab 1939 arbeitete er für die Wien-Film. Herausragend war dabei seine Arbeit an Gustav Ucickys Verfilmung von Alexander Puschkins Novelle Der Postmeister 1939/40.[12]

Während er bei dem Musikfilm Operette (1940) mit Willi Forst zusammenarbeite, drehte er das Drama Späte Liebe (1942) und die Komödie Die kluge Marianne (1943) mit dem damaligen Schauspielstar Paula Wessely in der Hauptrolle. Mit Leinen aus Irland (1939) und Wien 1910 (1942) finden sich auch zwei weitere NS-Propagandafilme in seiner Filmografie. 1946 führte er beim ersten österreichischen Nachkriegsfilm Glaube an mich (Regie Géza von Cziffra) die Kamera. Im Herbst 1948 drehte er ungenannt die berühmte Schlussszene von Carol Reeds Klassiker Der dritte Mann.

Hans Schneeberger verstarb im Alter von 75 Jahren und wurde in Neu-Anif beigesetzt.

Veröffentlichungen

  • mit Sepp Allgeier, Gyula Arató, Ernst W. Baader und Arnold Fanck: Sprunglauf, Langlauf. Gebr. Enoch, Hamburg 1926.

Filme

Ehrungen

Trivia

  • Von dem Künstler Fritz Meisel sind Zeichnungen aus den 1950er Jahren bekannt, die Hans Schneeberger darstellen.

Einzelnachweise

  1. Frieda Grafe: Sieg des Willens und der Duldung. In: Die Tageszeitung Nr. 6262 vom 5. Oktober 2000, auf: taz.de
  2. Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). Bd. 9. Walter de Gruyter/Saur, Berlin 2011. ISBN 978-3-11-096502-5.
  3. Liz-Anne Bawden / Wolfram Tichy (Hrsg.), Ulrike Schimmelschmidt: Buchers Enzyklopädie des Films. Bd. 2. Bucher, Luzern und München 1983. ISBN 978-3-7658-0422-9.
  4. Walter Fritz: Im Kino erlebe ich die Welt – 100 Jahre Kino und Film in Österreich. C. Brandstätter, Wien/München 1997, ISBN 3-85447-661-2.
  5. Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films – Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Bd. 7 R–T. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001. ISBN 3-89602-340-3.
  6. Das Wunder des Schneeschuhs – Eine Fuchsjagd auf Skiern durchs Engadin, auf: filmportal.de
  7. Herbert Oettel, auf: filmportal.de
  8. Der Berg des Schicksals, auf: filmportal.de
  9. Jürgen Trimborn: Leni Riefenstahl – eine deutsche Karriere. Aufbau-Verlag, Berlin 2002. ISBN 3-351-02536-X, S. 79.
  10. Hans Schneeberger, auf: filmportal.de
  11. Jürgen Trimborn: Leni Riefenstahl – eine deutsche Karriere. Aufbau-Verlag, Berlin 2002. ISBN 3-351-02536-X, S. 122.
  12. Der Postmeister, auf: filmportal.de
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.