Hans Conrad Escher von der Linth

Hans Konrad Escher von der Linth (* 24. August 1767 in Zürich; † 9. März 1823 ebenda; bis 1823 nur: Johannes Konrad Escher) war ein Schweizer Wissenschaftler, Bauingenieur, Seidenfabrikant, Maler, Kartograf und Politiker.[1]

Wappen Escher
Escher um 1800. Rötel-Kreidezeichnung von Diethelm Heinrich Lavater
Hans Conrad Escher um 1820. Kupferstich von A. Bouvier (1836) nach der Zeichnung von Martin Esslinger
Escher drei Tage vor seinem Tod. Stich nach einer Zeichnung von Hans Jakob Oeri

Leben und Werk

Als Abkömmling der wohlhabenden Zürcher Kaufmannsfamilie Escher vom Glas verbrachte er eine behütete Jugend. Sein Vater, Hans Caspar Escher (1729–1805), war der jüngste Sohn des Politikers und Diplomaten Heinrich Escher (1688–1747). Nach einer Ausbildung in Genf durch Jean-Pierre Vaucher trat er eine Bildungsreise nach Frankreich, England, Deutschland und Italien an. In Göttingen studierte er Technologie (Beckmann), Statistik (Schlözer) und Philosophie (Lichtenberg), und betätigte sich in der Folge als Universalgelehrter in vielen Wissensgebieten, insbesondere in den Staatswissenschaften und der Geologie. Er gründete in Zürich ein staatswissenschaftliches Lehrinstitut, das 1833 in der Universität Zürich aufging.

Escher war vom Geist der Aufklärung durchdrungen, den er sowohl politisch als auch praktisch umzusetzen versuchte. Im Zuge der Helvetischen Revolution übernahm er eine wichtige Führungsfunktion für die Republikaner und stieg im Frühjahr 1802 bis zum helvetischen Kriegsminister auf. Nach dem vierten Staatsstreich der Unitarier am 17. April 1802 trat er aber wieder von seinem Amt zurück. Danach war er im Kanton Zürich als Erziehungsrat sowie als agrarpolitischer Regierungsberater tätig. Mit der Gründung des «Schweizerischen Republikaners» (gemeinsam mit Paul Usteri) und mit der Einführung des «Amtsblattes» leistete er wesentliche Beiträge zur Entstehung einer publizistischen Öffentlichkeit.

Sein wissenschaftliches Interesse lag vor allem in den Gebieten der Geologie und Mineralogie. So erforschte er unter anderem 1806 das Gebiet um das Aroser Rothorn, dessen Spitze er auch bestieg. Er hinterliess über neunhundert Ansichten und Panoramen der Schweiz und der angrenzenden Berggebiete. Dieses umfangreichste von einem Schweizer Zeichner geschaffene Aquarelllandschaftenwerk wird grösstenteils in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich aufbewahrt, ein kleinerer Teil in der Zentralbibliothek Zürich.

Escher wurde auf dem später aufgelassenen St. Anna Friedhof auf der Privatfriedhof Hohen Promenade in Zürich begraben. Da er sich ein Grabmal verbeten hatte, war sein Grab nicht mehr aufzufinden, als es umgebettet werden sollte.

Familie

An seinem 22. Geburtstag heiratete Escher die um ein Jahr jüngere Regula von Orelli. Der Ehe entsprangen neun Kinder, davon verstarben drei Kinder im frühesten Kindesalter. Sein Sohn Arnold Escher von der Linth wurde Professor der Geologie am Polytechnikum (heute ETH Zürich). Sein Enkel Arnold Bürkli tat sich als Zürcher Stadtingenieur insbesondere mit Seeuferbauten hervor.

Das Linthwerk

Sein Hauptwerk war die Regulierung des Flusses Linth. Nachdem er sich im Rahmen der Helvetischen Gesellschaft bereits in den 1790er-Jahren mit der Not am Walensee befasst hatte, übernahm er 1804 im Auftrag der Tagsatzung die Leitung des Korrektionsprojektes. Die Bauarbeiten nach Plänen von Tulla begannen 1807 und dauerten bis 1816.

Gedenkmünze zu Ehren von J.  (Johann(-es) = Hans) Conrad Escher von der Linth (Prägung 1823)

Die erfolgreiche Verbesserung der Lebensbedingungen in der Linthregion machten Escher bereits zu Lebzeiten, v. a. aber nach seinem Tod 1823 zu einer wichtigen Schweizer Symbolfigur.[2]

Ehrungen

Im Jahr 1821 wurde Escher von der Linth zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina gewählt. 1823 verlieh der Zürcher Regierungsrat nach seinem Tod seiner Familie das Recht, den Namenszusatz «von der Linth» zu tragen, das einzige Namenprädikat, das die Schweiz je vergab[3]. Eine Gedenkmünze wurde geprägt. Die Gemeinde Bilten ernannte ihn zum Ehrenbürger. Das Primar-Schulhaus in Walenstadt, die Linth-Escher-Strassen in Bilten und Niederurnen und das Linth-Escher-Schulhaus in Niederurnen wurden ihm gewidmet. In Zürich ist ihm die Lintheschergasse gewidmet. Der Kanal der die Glarner Linth in den Walensee leitet, hiess früher Molliser-Kanal und wurde durch die Tagsatzung vom 21. September 1832 in «Escher-Kanal» umbenannt[4][5]. Der 1935 gegründete nach ihm benannte Escherbund in der Tradition von Leonhard Ragaz bestand bis 2001.

Bilder und Denkmäler

Bilder von Escher gemalt
Denkmäler zu Ehren Eschers

In Walenstadt, Weesen[6] und Ziegelbrücke stehen Denkmäler zu Ehren Eschers.

Werke

  • Escher von der Linth, Hans Conrad: Ansichten und Panoramen der Schweiz, die Ansichten 1780-1822; Text von Gustav Solar und Jost Hösli, hrsg. von Gustav Solar; Atlantis Verlag, Zürich 1974; 367 S., ill., mit Faltkarte, in Schuber (Orbis terrarum); ISBN 3-7611-0440-5.
  • Escher von der Linth, Hans Conrad: Ansichten und Panoramen der Schweiz [Kartenmaterial, Faksimileausgabe], hrsg. und bearb. von Gustav Solar; Verlag Orell Füssli, Zürich 1976; 27 Panoramen, mehrfarbig, 43 × 47 cm und Textband 131 S., ill, in Kassette; ISBN 3-280-00778-X.

Literatur

  • Ueli Haldimann (Hrsg.): Hermann Hesse, Thomas Mann und andere in Arosa – Texte und Bilder aus zwei Jahrhunderten, AS Verlag und Buchkonzept AG, Zürich 2001, ISBN 3-905111-67-5, S. 9 ff.
  • Hans-Peter Höhener: Die handgezeichneten Karten Hans Conrad Eschers von der Linth in der Zentralbibliothek Zürich. In: Cartographica Helvetica Heft 29 (2004) S. 5–15, doi:10.5169/seals-14678.
  • Alvin E. Jaeggli: Escher von der Linth, Hans Conrad. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 647 f. (Digitalisat).
  • Heiner Keller: Eschers Erbe in der Linthebene. Abgeleitete Gewässer – ungebändigte Hoffnungen. hier+jetzt, Baden 2007, ISBN 978-3-03919-058-4
  • Severin Perrig: Der Traum von einer kanalisierten Welt – Hans Conrad Escher von der Linth und das Linth-Kanalwerk. Schweizerisches Jugendschriftenwerk Zürich, 2007. SJW Nr. 2249.
  • Daniel Speich Chassé: Linth Kanal. Die korrigierte Landschaft – 200 Jahre Geschichte. Baeschlin, Glarus 2002, ISBN 3-85546-142-2
  • Eric Werner, Les lieux du coeur, Un pasteur genevois sur les pas de Jean-Jacques Rousseau, Xenia, 2011, ISBN 978-2-88892-143-1. (= Briefe von Jean-Pierre Vaucher an Hans Conrad Escher).
Einzelnachweise
  1. Wie Hans Conrad Escher von der Linth bewirkte, dass die Bevölkerung in der Linthebene nicht mehr an Malaria erkrankte In: Neue Zürcher Zeitung vom 8. März 2023
  2. Ein berühmter Zürcher ist neu zu entdecken In: Neue Zürcher Zeitung vom 25. August 2017
  3. René Brandenberger, Mit einem Kanal gegen Seuchen, Neue Zürcher Zeitung 8. März 2023, S. 13
  4. Georg Thürer: St. [i. e. Sankt] Galler Geschichte: Kultur, Staatsleben und Wirtschaft in Kanton und Stadt St. Gallen von der Urzeit bis zur Gegenwart, Band 2, 1. Ausgabe, (Googlebooks,Textpreview)
  5. Regula Steinhauser-Zimmermann: Das Escher-Denkmal in Ziegelbrücke, 2017, hans-konrad-escher.ch (Hrsg.), 2 Seiten, (pdf)
  6. hans-konrad-escher.ch - Historische Beschreibung der Escher Denkmäler in Walenstadt und Weesen. (archived (Memento vom 6. März 2018 im Internet Archive))
Commons: Hans Conrad Escher von der Linth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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