Hans Georg von Mackensen
Hans Georg Viktor von Mackensen (* 26. Januar 1883 in Berlin; † 28. September 1947 in Konstanz) war ein deutscher Staatssekretär, Botschafter und SS-Gruppenführer.
Leben
Mackensen stammte aus einer bekannten Militär-Familie. Sein Vater war Generalfeldmarschall August von Mackensen und seine Mutter Dorothea von Mackensen, geborene von Horn (1854–1905). Er hatte noch vier Geschwister, die älteste Schwester Else (1881–1888) und den älteren Bruder Manfred (1886–1945). Sechs Jahre später wurde sein Bruder, der spätere General Eberhard von Mackensen, geboren. Die jüngste Schwester war Ruth (1897–1945). Hans Georg wurde als Kind zusammen mit Prinz August Wilhelm von Preußen erzogen. Das Abitur legte er 1901 im Joachimsthaler Gymnasium in Berlin ab. Noch im gleichen Jahr trat er in das kaiserliche Heer ein und begann die Offizierslaufbahn beim 1. Garde-Regiment zu Fuß ein. Zum Leutnant wurde er 1903 befördert. Während dieser Laufbahnentwicklung begann er 1904 ein Studium der Rechtswissenschaften und Nationalökonomie. Parallel dazu war Mackensen von 1905 bis 1919 als persönlicher Adjutant des preußischen Prinzen August Wilhelm von Hohenzollern eingesetzt.[1] Die ersten beiden Semester seines Studiums absolvierte er 1904/1905 an der Universität in Lausanne, wechselte dann nach Bonn, Straßburg und Berlin, bis 1911 seine Promotion an der Universität in Greifswald als Dr. jur. erfolgte. Daraufhin erhielt er Beschäftigungen beim Amtsgericht in Werder an der Havel, beim Landgericht Potsdam und der dortigen Staatsanwaltschaft. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges war er beim Oberlandesgericht in Posen eingesetzt.
Im Ersten Weltkrieg war Mackensen persönlicher Begleiter von Prinz August Wilhelm, zuletzt als Hauptmann. Im letzten Kriegsjahr legte er das Assessorenexamen ab und erhielt eine Anstellung beim preußischen Justizministerium, bis er im Mai 1919 als Attaché ins Auswärtige Amt berufen wurde. Einsätze in Kopenhagen 1920 und ab Ende 1922 an der Seite von Reichsaußenminister Frederic von Rosenberg (1874–1937) führten 1923 zu seiner Versetzung nach Rom, wo seit 1922 Konstantin von Neurath die Geschäfte innehatte. Dort war Mackensen ab September 1923 Gesandtschaftsrat 1. Klasse im (Quirinal). In Rom lernte er Winifred Christine Helene Freifrau von Neurath (* 23. September 1901), die Tochter des späteren Reichsaußenministers Konstantin Freiherr von Neurath, kennen. Am 10. August 1926 heiratete er sie im Leinfelderhof[2] nahe Vaihingen an der Enz. Von Rom wechselte Mackensen im August 1926 nach Brüssel, wo er bis Sommer 1929 blieb. Daran schloss sich sein Einsatz als Geschäftsträger in Tirana an. Im Juli 1931 war von Mackensen Botschaftsrat in Madrid. Ab Dezember 1933 fungierte er als Gesandter I. Klasse in Budapest. Im Mai 1934[3] trat er in die NSDAP (Mitgliedsnummer 3.453.634) ein. Zu dieser Zeit wurde er bereits als ein überzeugter Anhänger Hitlers eingeschätzt, der persönliche Kontakte zum Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, unterhielt.[4] Der stärkeren Fühlungnahme in Richtung NSDAP für die Institution des Auswärtigen Amtes galt der Schritt von Reichsaußenminister Neurath, seinen Schwiegersohn Mackensen am 15. April 1937 als Nachfolger des 1936 verstorbenen Bernhard Wilhelm von Bülow zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes ins Haus zu holen. Durch seine bisherige Hinwendung in Richtung Nationalsozialismus, seine Kontakte in diese Kreise bot er eine Möglichkeit, dem Bemühen der NSDAP, Zutritt in die von konservativen Beamten getragene Behörde zu erhalten, entgegenzukommen. Noch im November des gleichen Jahres wurde Mackensen Mitglied der SS und erhielt den Dienstrang eines SS-Oberführers.[5] Damit gehörte er der Allgemeinen SS an und war bei der Berliner Zentralbehörde dem persönlichen Stab des Reichsführers der SS zugeordnet. Eine solche Mitgliedschaft erfolgte freiwillig und auf Antrag. Zwar hatte von Mackensen keine Dienststellung innerhalb der SS-Organisation inne, dennoch ist seine persönliche Rolle im Hinblick auf das Bemühen Himmlers, Einbruchstellen für SS-Angehörige, die Rituale und NS-Weltanschauung personell in der Institution des Auswärtigen Amtes zu verankern, bis heute nicht eindeutig geklärt. Zu jeder Zeit und sehr prompt reagierte von Mackensen auf Beförderungen und Ehrungen innerhalb der SS-Hirarchie mit ausgewählten Worten der Dankbarkeit und Versicherung seiner Treue.[6]
Mit der Ablösung seines Schwiegervaters Konstantin Freiherr von Neurath am 4. Februar 1938 bat Mackensen um Entbindung aus dem Amt des Staatssekretärs und einen Einsatz im Ausland. Daraufhin wurde Mackensen Nachfolger von Ulrich von Hassell, der wegen seiner Kritik an der Italienpolitik Adolf Hitlers zur Disposition gestellte Botschafter in Rom. Zu seinem Nachfolger als Leiter der Politischen Abteilung im Auswärtigen Amt wurde Ministerialdirektor Ernst von Weizsäcker ernannt.[7] Zeitgleich trat von Mackensen weisungsgemäß wegen der Doppelmitgliedschaft von NSDAP und Johanniterorden aus der Kongregation wieder aus, Ehrenritter seit 1935. Diese Anweisung vom Juli 1938, der so genannte Heß-Erlass, betraf etwa zehn Prozent der Johanniter, hauptsächlich Gutsbesitzer. Mit seinem Wirken in Italien trug von Mackensen wesentlich zur Ausprägung der Achse Berlin–Rom bei und stärkte dabei für allem das nationalsozialistische Bündnis sowie die gemeinsame Haltung zur Kriegsbereitschaft beider Länder. Am 30. Januar wurde er zum SS-Brigadeführer befördert und erhielt drei Jahre später den Rang eines SS-Gruppenführers beim Stab des Reichsführers SS.[8]
Als es im Sommer 1942 zu konkreten Schritten der Deportation und „Endlösung der Judenfrage“, getragen durch das Reichssicherheitshauptamt und die Abteilung Deutschland im Auswärtigen Amt, kam, wurde von Mackensen auch in diesem Sinne mit seinem Amt aktiv. Mehrfach bemühte er sich darum, dass der italienische Bündnispartner die europaweit begonnenen Deportationsschritte der jüdischen Bevölkerung mittrug. Obwohl Regierungschef Benito Mussolini offiziell dem deutschen Druck nachgab, blockierte Italien dieses Vorhaben weiterhin. „Die Bemühungen von Botschafter Mackensen in Rom reichten nicht aus, um sie (Italien) zu einer Kooperation zu bewegen“.[9] Auch das Ansinnen Hitlers und der dahin gerichtete Druck auf seinen Botschafter in Rom, auf eine baldige Absetzung Benito Mussolinis hinzuwirken, waren nicht von Erfolg. Daher wurde Mackensen am 2. August 1943 nach einem Gespräch mit Hitler seines Amtes enthoben. Als sein Nachfolger wurde der Gesandte I. Klasse Otto Fürst von Bismarck eingesetzt. Von Mackensen kehrte nach Deutschland zurück, blieb selbst General der SS und nahm in dieser Eigenschaft an der SS-Gruppenführertagung in Posen am 4. Oktober 1943 teil, bei der Heinrich Himmler die erste der Posener Reden hielt.[10]
Von Mai 1945 bis April 1946 war von Mackensen in französischer Kriegsgefangenschaft. Ein Jahr nach seiner Entlassung verstarb er.
Ehrungen
- 1939 SS-Ehrenring
Publikationen
- Beiträge zur Lehre vom Grundstückserwerb durch Ausländer, Dissertation Universität Greifswald 1911.
Literatur
- Johanniter-Ordensblatt der Balley Brandenburg, 20. März 1939, Hrsg. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, Selbstverlag, Berlin 1939, S. 15.
- Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, Karl Blessing Verlag, München 2010, ISBN 3-89667-430-7, ISBN 978-3-89667-430-2.
- Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der „Endlösung“, Siedler Verlag Berlin 1987, S. 76ff.
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B, Band V, Band 26 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1961, S. 218–219. ISSN 0435-2408.
- Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 3: Gerhard Keiper, Martin Kröger: L–R. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-71842-6, S. 159f.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945?, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-16048-0.
Weblinks
Einzelnachweise
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Aktualisierte 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. S. 386
- Karl Blessing: Enzweihingen in alten Bildern. In: Stadt Vaihingen an der Enz: 1152–2002. Vor 850 Jahren erstmals urkundlich erwähnt: Enzweihingen. S. 164–199, Vaihingen/Enz 2002. ISBN 3-933486-38-6
- Personalfragebogen vom 30. Aug. 1944 (SS-Akte), in: Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der "Endlösung", Siedler Verlag Berlin 1987, S.1.64
- Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der "Endlösung", Siedler Verlag Berlin 1987, S. 77
- SS-Personalakte Hans Georg von Mackensen, BDS-Archiv in: Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der "Endlösung", Siedler Verlag Berlin 1987, S. 77
- Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, Karl Blessing Verlag, München 2010, ISBN 3-89667-430-7, S. 120f.
- Leonidas Hill, Die Weizsäcker-Papiere 1933–1950, Frankfurt/Main 1974, S. 121ffr.
- SS-Personalakte Hans-Georg von Mackensen, BDC-Archiv, in: Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der "Endlösung", Siedler Verlag Berlin 1987, S. 77
- Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, Karl Blessing Verlag, München 2010, ISBN 3-89667-430-7, S. 281f.
- Romuald Karmakar, Das Himmler-Projekt, DVD 2000, Berlin, ISBN 3-89848-719-9.