Hannoversche Portland-Cementfabrik
Die Hannoversche Portland-Cementfabrik (HPC) oder Hannoversche Portland-Zementfabrik in Hannover war eine im 19. Jahrhundert gegründete Aktiengesellschaft zur Produktion vor allem von Portlandzement in Misburg-Nord.[1]
Geschichte
Die Hannoversche Portland-Cementfabrik wurde 1878 von den beiden Kalkbrennerei-Besitzern Friedrich Kuhlemann und Albert Meyerstein als Offene Handelsgesellschaft gegründet unter Mitwirkung von Kuhlemanns Schwager Ferdinand Wallbrecht sowie dem im selben Jahr von der Portland-Cementfabrik Stettin für die technische Leitung abgeworbenen Fachmann Hermann Manske. Manske gründete jedoch nach den ersten Jahren schon 1881 ein eigenes Unternehmen.[1]
1884 wurde die Zementfabrik in eine Aktiengesellschaft umgewandelt,[1] im selben Jahr trat Max Kuhlemann als Mitglied des Vorstandes in das Unternehmen ein.[2]
Hergestellt wurden Portlandzement, Zementkalk und Kalidünge-Mergel unter den Markennamen „Marke Pferd“. Das ebenfalls produzierte weiße hydraulische Bindemittel „Markrolithweiß“ wurde unter der Hausmarke „Niedersächsischer Hausgiebel“ verkauft.[1]
Lag die Leistung der Hannoverschen-Portland-Cement in den ersten Jahren noch bei nur etwa 5.000 t, konnte die Fabrikation durch technische Verbesserungen bis zum Jahr 1900 auf zunächst rund 170.000 t gesteigert werden.[1]
Nachdem sich Max Kuhlemann führend an der 1912 gegründeten Misburger Hafengesellschaft beteiligte, die er dann auch als Geschäftsführer leitete,[3] konnte die HPC 1927 einen eigenen Werkshafen am Stichkanal Misburg einem Abzweig des Mittellandkanals eröffnen.[1] Zuvor war 1926 Kuhlemanns Sohn Christian Kuhlemann als kaufmännischer Leiter in die Hannoversche Portland-Cementfabrik eingetreten,[4][Anm. 1] der später auch geschäftsführendes Mitglied des Vorstandes wurde.[4]
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und bis zum Jahr des Beginns des Zweiten Weltkrieges stieg die Produktion der HPC im Jahr 1939 schließlich auf gut 320.000 t. Während der bald folgenden Luftangriffe auf Hannover zerstörten Fliegerbomben das Werk jedoch nahezu vollständig.[1]
Nach der Genehmigung durch britischen Militärbehörden begann für die Hannoversche Portland-Cementfabrik ein langwieriger Wiederaufbau: 1947 erteilten die Militärmachthaber lediglich eine Genehmigung für die zuvor bis zum Kriege nur nebenher gelaufenen Düngemittelproduktion.[1]
Erst nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und dem Beginn der Wirtschaftswunderjahre konnte Mitte des Jahres 1951 die Zementherstellung wieder aufgenommen werden.[1] 1961 wechselte Christian Kuhlemann in die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden. Auch nach seinem Tod 1964[4] stieg die Produktion der HPC bis 1972 kontinuierlich an bis auf rund 500.000 t.[1]
Als Mitte der 1970er Jahre eine Abschwächung der Baukonjunktur einsetzte, brachen damit auch die Absätze und in der Folge auch die Produktion der HPC gravierend ein. Den Produktionsrückgang konnten jedoch auch innerbetriebliche Stützungsmaßnahmen nicht abfangen: 1986 wurde die eigene Produktion eingestellt und die Hannoversche Portland-Zementfabrik geschlossen.[1]
Literatur (Auswahl)
- Anton Scholand: Misburgs Boden und Bevölkerung im Wandel der Zeiten, Hildesheim: Lax, 1960
- 3. Auflage, überarbeitet und ergänzt von Valentin Bialecki, Hannover 1992, S. 197–201
- Gerd Meier: Dissertation: Entstehung, Entwicklung und Strukturwandel der Portland-Zementindustrie im Raum Hannover von 1878 bis 1989 (PDF-Dokument; 60,9 MB), Dissertation 2001 an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Hannover, Hannover: 2001
Archivalien
Archivalien aus der Unternehmensgeschichte finden sich etwa
- im Bundesarchiv als Schriftgut unter der Signatur BArch, R 8127/11204 im Kontext zu der Firma Berliner Handelsgesellschaft (1890–1938)[5]
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zu Hannoversche Portland-Cementfabrik in den Historischen Pressearchiven der ZBW
Siehe auch
- Zementindustrie bei Hannover
- Liste der Geotope in der Region Hannover, etwa mit der zu Biotopen renaturierten Mergelgruben der HPC
Anmerkungen
- Davon abweichend wurde in dem – älteren – Hannoverschen Biographischen Lexikon (HBL)noch das Eintrittsjahr „1925“ genannt, vergleiche Waldemar R. Röhrbein: Kuhlemann, Christian. In: HBL, S. 217f.; online über Google-Bücher
Einzelnachweise
- Waldemar R. Röhrbein: Hannoversche Portland-Zementfabrik In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 261f.
- N.N.: Kommerzienrat Max Kuhlemann. In: Hannoversche Köpfe aus Verwaltung, Wirtschaft, Kunst und Literatur, Bd. 1, Verlag H. Osterwald, Hannover 1929. (August Heitmüller zeichnete die Köpfe. Wilhelm Metzig entwarf die Gesamtausstattung des Werkes. Die Texte haben keine Autoren-Nennung, im Buch sind keine Seitenzahlen oder ein Inhaltsverzeichnis gegeben)
- Waldemar R. Röhrbein: Misburger Hafen. In: Stadtlexikon Hannover, S. 445
- Waldemar R. Röhrbein: Kuhlemann, Christian. In: Stadtlexikon Hannover, S. 376; online über Google-Bücher
- Frank Frischmuth (Verantw.): Hannoversche Portland-Zementfabrik AG, Misburg auf der Seite der Deutschen Digitalen Bibliothek