Hannoversche Knopffabrik Gompertz & Meinrath

Gompertz & Meinrath[1] (auch: Hannoveranische Knopffabrik Gompertz & Meinrath[2] oder „Gompertz & Meinrath GmbH, Hannoversche Knopffabrik“) war eine Fabrik zur Produktion von Knöpfen. Nach der weltweit ersten Produktion von Knöpfen aus Galalith spielte das Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Modeknöpfen.[3] Erster Standort des im 19. Jahrhundert gegründeten Unternehmens, das später auch in England produzierte, war die Eichstraße[1] im hannoverschen Stadtteil Oststadt.[4]

1889 datierter Banner der Hannoverschen „Knopf-Fabrik“;
Herstellerin: Hannoversche Fahnenfabrik; Eigentümer: Historisches Museum Hannover
Rückseite der Fahne von 1889 mit Muschel (Perlmutt), Werkzeugen (Handwerk) und Werkbank

Geschichte

Gründung

1876 gründete Leopold Gompertz,[1] nachdem er ein chemisch-technisches Verfahren erworben hatte,[3] in der Eichstraße in Hannover eine Knopffabrik, in die er im folgenden Jahr seinen Schwager Albert Meinrath aufnahm. Fortan firmierte das Unternehmen als „Gompertz & Meinrath GmbH, Hannoversche Knopffabrik“. Es stellte Knöpfe nicht mehr aus Naturmaterialien her, sondern produzierte sie aus einer Kunstmasse auf der Basis von Schellack;[1]

Nachdem als Konkurrenzprodukt im Jahr 1880 der bügel-echte Steinnußknopf aufgekommen war,[3] produziert von Jacob Frank in Linden,[5] erweiterte Gompertz und Meinrath 1882 das Sortiment durch die Produktion von „Herren“-Knöpfen aus Perlmutt.[1]

„Die eigentliche Geburtsstunde des Modeknopfes“ war im Jahr 1902: Bei dem Besuch eines Geschäftsfreundes in Wien sah Erich Gompertz eine Zigarettenspitze aus dem seinerzeit noch wenig bekannten Material Galalith. Noch im selben Jahr stellte er in seiner Knopffabrik in Hannover den weltweit ersten Knopf aus Milchstein her.[3] Nun ergänzten auch vielfach ausgeformte „Fantasieknöpfe“ für Damenbekleidung die bis dahin nur für den reinen Zweck produzierten Knöpfe.[1] Durch das neue Material erzielte das Unternehmen große Umsatzerfolge im In- und Ausland.[1]

1913 wurde eine neue Fabrikationsanlage an der Stader Chaussee in Betrieb genommen.[1][6]

Noch während der Weimarer Republik gründete das Unternehmen 1932 eine Zweigfabrik in England. Mittlerweile hatten die Söhne der Firmengründer, Erich Gompertz und Rudolf Meinrath, die Leitung übernommen.[1] Im Jahr der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde 1933 die spätere Widerstandskämpferin Auguste Breitzke von Gompertz & Meinrath eingestellt.[7] Als die Schikanen und die Zwangsmaßnahmen gegen jüdische Unternehmen immer mehr zunahmen, flohen die beiden Unternehmensleiter 1935[1] und emigrierten nach London.

Wiederaufbau

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahm Ludwig Meinrath, ein Enkel eines der Unternehmensgründer, im Jahr 1948 die englische Knopffabrik. Die deutsche Fabrik verzeichnete in den Wiederaufbaujahren unter Erich Gompertz bald wieder gute Umsätze und konnte auch die ausländischen Absatzmärkte für die hannoverschen Knöpfe zurückgewinnen.[1]

Dennoch war das in der niedersächsischen Landeshauptstadt ansässige Unternehmen 1961 letztmals im Adressbuch der Stadt Hannover aufgeführt. Im Handelsregister der Stadt wurde die Firma allerdings erst 1973 gelöscht.[1]

Sonstiges

Erich Gompertz erhielt 1958 das Bundesverdienstkreuz. Er wurde auf dem Stadtfriedhof Stöcken beigesetzt.

Archivalien

Archivalien von und über die Hannoversche Knopffabrik Gompertz & Meinrath finden sich beispielsweise

Literatur

Siehe auch

Commons: Hannoversche Knopffabrik Gompertz & Meinrath – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Waldemar R. Röhrbein: Gompertz & Meinrath GmbH, Hannoversche Knopffabrik. In: Stadtlexikon Hannover, S. 226
  2. Association of Jewish Refugees: Search Notices / M, zuletzt abgerufen am 26. Juli 2012
  3. Heinz Lauenroth: Gompertz. In: Hannover: Gesicht einer lebendigen Stadt, passim; teilweise online über Google-Bücher
  4. Helmut Zimmermann: Eichstraße. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 69
  5. Theodor Unger: Führer durch die Stadt und ihre Bauten. Festschrift zur fünften Generalversammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine, Neudruck: Th. Schäfer, 1991; S. 246; online
  6. Anmerkung: Nach Helmut Zimmermann war die 1953 umbenannte, heutige Vahrenwalder Straße ursprünglich eine alte Landstraße, die ab 1845 Stader Straße benannt wurde (und nicht Vahrenwalder Chaussee)
  7. Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 46–47 (1992), S. 157; teilweise online
  8. Vergleiche die Angaben im Archivinformationssystem Niedersachsen Arcinsys Niedersachsen

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