Bahnhof Hamburg Dammtor

Hamburg Dammtor ist ein Haltepunkt mit Fernbahnanschluss für den Eisenbahn- und S-Bahn-Verkehr in Hamburg. Er ist benannt nach dem Dammtor, einem ehemaligen Tor der Hamburger Stadtbefestigung, und liegt im Stadtteil Rotherbaum (Bezirk Eimsbüttel), an der Grenze zu St. Pauli (Bezirk Hamburg-Mitte). Die heutige Anlage wurde 1903 eröffnet und ersetzte den vorherigen Bahnhof an der Hamburg-Altonaer Verbindungsbahn. Er war als Paradebahnhof für Staatsbesuche vorgesehen.

Hamburg Dammtor
Empfangshalle Haupteingang
Empfangshalle Haupteingang
Empfangshalle Haupteingang
Daten
Betriebsstellenart Haltepunkt
Bahnsteiggleise
  • 2 Fern- und Regionalgleise
  • 2 S-Bahn-Gleise
Abkürzung
  • ADF (Fernverkehr)
  • ADST (S-Bahn)
IBNR 8002548
Preisklasse 2
Eröffnung 1903
bahnhof.de Hamburg-Dammtor-1030108
Architektonische Daten
Baustil Jugendstil
Architekten Ernst Moeller
Lage
Ort/Ortsteil Rotherbaum
Land Hamburg
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 33′ 39″ N,  59′ 22″ O
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Hamburg Dammtor
Bahnhöfe im Raum Hamburg
i11i16i16i18

Lage des Bahnhofs

Hamburg Dammtor ist nach Zahl der Reisenden drittgrößter der fünf Hamburger Fernbahnhöfe, obwohl er nur zwei Bahnsteige besitzt. Der nordöstliche Bahnsteig ist dem S-Bahn-Verkehr vorbehalten, die beiden Gleise sind dazu seit 1939 mit Stromschienen elektrifiziert, bis 1955 auch mit Oberleitung für die damaligen Wechselstrom-Züge. Die beiden Gleise am sogenannten Fernbahnsteig werden von den Fern- und Regionalzügen benutzt und besitzen eine Oberleitung. Die Stationsschilder tragen die Zusätze Universität und Messe- und Kongressbahnhof – das Hauptgebäude der Universität Hamburg und das Congress Center Hamburg (CCH) befinden sich in kurzer Distanz vom westlichen Ausgang.

Im September 2006 kürte der gemeinnützige „Allianz pro Schiene“ e.V. Hamburg Dammtor zum besten Großstadtbahnhof in Deutschland.

Da beim Dammtorbahnhof keine Weichen mehr vorhanden sind, ist dieser im deutschen Bahnbetrieb nicht als Bahnhof eingestuft, sondern als Haltepunkt jeweils der S-Bahn und der Fern- und Regionalbahn.

Geschichte

Bahnhof von 1866

Der alte Dammtor-Bahnhof um 1900

Der erste Bahnhof Dammtor in Hamburg wurde 1866 an der neugebauten Hamburg-Altonaer Verbindungsbahn eingerichtet.

Das damalige Empfangsgebäude im Gründerzeitstil mit Mittelteil und Seitenflügeln hatte auf der nördlichen Seite einen Bahnsteig, der dem Verlauf des Alsterglacis an der Einmündung der Neuen Rabenstraße zugewandt war. Die südliche Seite grenzte mit einem kleinen Vorplatz an eine in Richtung Binnenalster verschmälerte Fortführung der Tiergartenstraße. An dieser Stelle befindet sich heute das Cinemaxx-Kino. Auf Stadtplänen aus dieser Zeit ist diese Lage eingezeichnet.[1][2]

Der zunächst ebenerdig gelegene Durchgangsbahnhof hatte neben den zwei durchführenden Gleisen der Verbindungsbahn noch ein Sondergleis für den Zug des Kaisers und spezielle Fürstenräume im Erdgeschoss.[3]

Auf einem Stadtplan von 1888 in französischer Sprache ist der damalige Dammtorbahnhof als „Gare de Kiel“, also „Kieler Bahnhof“, eingetragen.[4]

Nach Verlegung der Eisenbahnstrecke auf einen erhöhten, kreuzungsfreien Bahndamm ab 1898 und Fertigstellung des neuen und größeren Bahnhofs 1903 wurde der erste Bahnhof abgerissen. Die gleichzeitige Existenz beider Bahnhöfe zu dieser Zeit ist auch auf einem Stadtplan von 1900 festgehalten.[5]

Bahnhof von 1903

Der neue – viergleisige – Dammtor-Bahnhof benötigte mehr Platz als der erste Bahnhof, zudem wurde zu dieser Zeit die Verbindungsbahn mit einem Bahndamm sowie mit Überführungen über das Straßenniveau hochgelegt. Der neue Bahnhof wurde weiter westlich vom ersten Bahnhof auf der anderen Seite der Straße Dammtordamm eingerichtet, während der erste Bahnhof noch in Betrieb war. Am 7. Juni 1903 wurde der Betrieb des neuen Bahnhofs feierlich in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. aufgenommen, das führte zu dem Beinamen „Kaiserbahnhof“.[6]

Die Kombination von Empfangsgebäude und Bahnhofshalle verfügt über vier Gleise an zwei Mittelbahnsteigen, die von einer teilweise mit Sandstein verkleideten Hallenkonstruktion im Jugendstil überspannt werden. Diese wurde 1903 nach Plänen des Architekten Ernst Moeller errichtet und ist 112 Meter lang, 25 Meter breit und 23½ Meter hoch.

Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und wurde zwischen 1999 und 2002 nach Planung von Studio & Partners aus Mailand aufwändig restauriert. Der Architekt Stefan Rimpf war für die Detailplanung und Bauausführung zuständig. Dabei wurde die Bahnhofshalle umgebaut, der Fernbahnsteig auf einer Länge von 200 m außerhalb des Hallenschiffs überdacht. Zusätzlich wurden Treppen im Bahnhof verlegt und ein weiterer Abgang am Fernbahnsteig (Richtung Kongress-Zentrum) errichtet.[7] Nach der Modernisierung/Restaurierung standen dem Betreiber des Bahnhofs DB Station und Service AG 300 m² für das neue Reisezentrum und rund 2700 m² für die Vermietung von Gewerbeflächen zur Verfügung.[8] Die Gesamtkosten von rund 24 Millionen Euro wurden überwiegend von der Deutschen Bahn AG (21,85 Millionen) sowie dem Bund (2,15 Millionen Euro) aufgebracht.

Umgebung

Die nördliche Seite des Bahnhofsgebäudes liegt am Theodor-Heuss-Platz (ehemals Loignyplatz[9]), in den von Osten die Edmund-Siemers-Allee und von Norden die Rothenbaumchaussee einmünden. Daran angrenzend liegt der Stadtteil Rotherbaum. Vor dem Nordost-Ausgang des Bahnhofs befinden sich die auf einer Mittelinsel angelegten Haltestellen für die Buslinien 4 und 5. An der nördlich des Bahndamms parallel verlaufenden Edmund-Siemers-Allee liegt das Hauptgebäude der Universität Hamburg mit dem dahinter beginnenden Grindelviertel. Zwischen der vom Bahnhofsvorplatz abgehenden Rothenbaumchaussee und dem Mittelweg liegt die Grünfläche der Moorweide.

Der südwestlich gelegene Vorplatz des rückseitigen Bahnhof-Ausgangs und das dortige Kongress-, Messe- und Veranstaltungszentrum CCH mit dem Radisson Blu Hotelturm gehören verwaltungsmäßig noch zu einem schmalen Ausläufer des Stadtteils St. Pauli. Die Dag-Hammarskjöld-Brücke (ebenso wie der Vorplatz nach Dag Hammarskjöld benannt) führte bis 2020 hier zum Eingang des U-Bahnhofs Stephansplatz der Linie U1 (hier schon im Stadtteil Neustadt gelegen) und in den Alten Botanischen Garten als Teil des Parks Planten un Blomen sowie weiter in die Hamburger Innenstadt.

Am südöstlichen Ende der Bahnhofshalle kreuzt der vierspurige Dammtordamm, der hier von den Brücken für die Bahngleise überspannt wird und sich nordöstlich in den Mittelweg fortsetzt.

Bedeutung der Station

Mit rund 55.000 Reisenden pro Tag und 273.000 Stationshalten pro Jahr ist die Station der drittbedeutendste Bahnhof Hamburgs und einer von fünf Fernbahnhöfen der Stadt. Täglich bedienen 310 Fern- und Regionalzüge sowie 527 S-Bahn-Züge die Station.

Das repräsentative Ambiente der Bahnhofsanlage wurde bevorzugt auch zum Empfang namhafter Staatsgäste genutzt, so des britischen Königs Eduard VII., des Kaisers von Äthiopien, Haile Selassie, der Königinnen Elizabeth II. von England, Margarethe von Dänemark und Juliana der Niederlande sowie des britischen Königs Charles III. und des Schahs von Persien, Reza Pahlavi[6].

Auf rund 10.300 Quadratmetern Nutzfläche befinden sich rund 30 Geschäfte und Gastronomiebetriebe mit rund 150 Arbeitsplätzen.[10][11]

Fernverkehrslinien

Linie Zuglauf Taktfrequenz
ICE 11 Hamburg-AltonaHamburg DammtorHamburg Hbf – Berlin Leipzig Erfurt Frankfurt Stuttgart München einzelne Züge
ICE 18 Hamburg-AltonaHamburg DammtorHamburg Hbf – Berlin Halle Erfurt Nürnberg Ingolstadt/Augsburg München Zweistundentakt
ICE 20 (Kiel –) Hamburg Dammtor Hamburg Hbf – Hannover Göttingen Kassel-WilhelmshöheFrankfurt Mannheim Karlsruhe Freiburg Basel (– Zürich /– Interlaken Ost) Zweistundentakt
ICE 22 Kiel – / Hamburg-Altona – Hamburg Dammtor Hamburg Hbf – Hannover – Göttingen – Kassel-Wilhelmshöhe – Frankfurt Frankfurt Flughafen Mannheim (– Heidelberg) Stuttgart Zweistundentakt
ICE 25 Hamburg DammtorHamburg Hbf – Hannover – Göttingen – Kassel-Wilhelmshöhe – Fulda Würzburg Nürnberg Ingolstadt München (– Garmisch Partenkirchen) Stundentakt
ICE 28 Kiel – Hamburg Dammtor Hamburg Hbf – Berlin Leipzig Erfurt – Nürnberg Augsburg / Ingolstadt – München Stundentakt
ICE 31 Hamburg-AltonaHamburg Dammtor Hamburg Hbf – Hamburg-HarburgBremen Osnabrück Münster Dortmund Hagen Wuppertal Solingen Köln Bonn Koblenz Mainz Frankfurt Flughafen Frankfurt HbfHanau Aschaffenburg Würzburg Nürnberg einzelne Züge
IC 27 (WesterlandHamburg Dammtor Hamburg Hbf –) Berlin Dresden Prag Brno einzelne Züge
IC 30 Hamburg-Altona – Hamburg Dammtor Hamburg Hbf – Münster – Dortmund Essen Duisburg Düsseldorf – Köln Bonn Koblenz Mainz – Mannheim – Heidelberg – Stuttgart Zweistundentakt
IC 31 (Kiel –) Hamburg Dammtor Hamburg Hbf – Münster – Dortmund – Essen – Duisburg – Düsseldorf – Köln – Koblenz – Mainz – Frankfurt (– Würzburg – Nürnberg – Regensburg Passau) Zweistundentakt

Der Flixtrain hält nicht in Hamburg Dammtor. Dies war auch bis zur Jahreswende 2017/18 der Fall, damals noch als Hamburg-Köln-Express bezeichnet. Die Verbindungen sind seit März 2020 ausgesetzt.

Die Nachtzüge fahren seit Dezember 2016 als ÖBB Nightjet unter der eigenen Zuggattung NJ. Die bisherigen Verbindungen als City Night Line sind zum selben Zeitpunkt entfallen.

Gattung Linienverlauf Bemerkungen
NJ ÖBB Nightjet
Hamburg – Hannover – Göttingen – Würzburg – Nürnberg – Regensburg – Passau – Wels – Linz – Amstetten St. Pölten – Wien
ein Zugpaar täglich, mit Auto- und Motorrad-Transportwagen
NJ ÖBB Nightjet
Hamburg – Hannover – Göttingen – Würzburg – Nürnberg – Augsburg – München – Rosenheim – Kufstein – Wörgl – Jenbach – Innsbruck
ein Zugpaar täglich

(Stand 2019)

Fallweise wird der Bahnhof Dammtor auf den Fernbahngleisen auch von Güterzügen ohne betrieblichen Halt durchfahren.

Regionalverkehr

Linie Linienverlauf Betreiber
RE 7 Flensburg – Neumünster Hamburg Dammtor Hamburg DB Regio Nord
RE 70 Kiel – Neumünster Hamburg Dammtor Hamburg DB Regio Nord
RB 61 ItzehoeElmshorn Hamburg Dammtor Hamburg Nordbahn Eisenbahngesellschaft
Bahnsteig der S-Bahn

S-Bahn

Die S-Bahn Hamburg GmbH ist ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn und betreibt die Linien:

Linie Verlauf
S 2 Altona Holstenstraße Sternschanze Dammtor Hauptbahnhof Berliner Tor Rothenburgsort Tiefstack Billwerder-Moorfleet Mittlerer Landweg Allermöhe Nettelnburg Bergedorf Reinbek Wohltorf Aumühle
S 5 Elbgaustraße Eidelstedt Stellingen (Arenen) Langenfelde Diebsteich Holstenstraße Sternschanze Dammtor Hauptbahnhof \ Hauptstrecke Hammerbrook (City Süd) Elbbrücken Veddel (BallinStadt) Wilhelmsburg Harburg Harburg Rathaus Heimfeld (TU Hamburg) Neuwiedenthal Neugraben Fischbek  Neu Wulmstorf Buxtehude Neukloster Horneburg Dollern Agathenburg Stade / in Tagesrandzeiten Berliner Tor

Buslinien

Linie Verlauf
Bus
MetroBus
4
EidelstedtStellingenLangenfelde – Eimsbüttel Schlump Bf Dammtor Rathausmarkt Altstadt, Brandstwiete
Bus
MetroBus
5
Burgwedel – SchnelsenNiendorf Markt Lokstedt – Hoheluft Bf Dammtor Rathausmarkt Hauptbahnhof/ZOB
Bus
MetroBus
19
U Alsterdorf – Winterhuder Marktplatz – Harvestehude – Bf Dammtor Rathausmarkt – Hauptbahnhof/ZOB
Bus
StadtBus
114
Lufthansa-Basis – U Lattenkamp – Eppendorfer Marktplatz – U Klosterstern – Bf Dammtor
Bus
NachtBus
603
Schnelsen – Eidelstedt – Stellingen – Langenfelde – Eimsbüttel – Schlump Bf Dammtor Rathausmarkt
Bus
NachtBus
604
Niendorf – Lokstedt – Hoheluft Bf Dammtor Rathausmarkt
Bus
NachtBus
605
Groß Borstel – Eppendorf – Rotherbaum – Bf Dammtor Rathausmarkt
Commons: Bahnhof Hamburg Dammtor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Plan von Hamburg & Altona 1884 (Memento vom 27. Januar 2017 im Internet Archive)
  2. Hamburg und Umgebung, Section Hamburg, Vermessungsbureau der Bau-Deputation 1895 (Memento vom 12. April 2016 im Internet Archive)
  3. Bahnhof Hamburg-Dammtor (Memento vom 3. Mai 2017 im Internet Archive) In: Hamburg-web.de
  4. Plan de Hambourg 1888 (Memento vom 12. April 2016 im Internet Archive)
  5. Großer Plan von Hamburg, Altona-Ottensen und Wandsbek (1900). In: christian-terstegge.de. Abgerufen am 14. Mai 2022.
  6. Kulturkarte Hamburg
  7. Meldung Dammtorbahnhof wird umgebaut. In: Eisenbahntechnische Rundschau, 48, Heft 3/1999, S. 97
  8. Heiner Schote: Neue Visitenkarte für Hamburg. In: Hamburger Wirtschaft, Heft 2/2002, S. 24
  9. verschiedene Stadtpläne der 1950er Jahre
  10. @1@2Vorlage:Toter Link/www.allianz-pro-schiene.deAllianz pro Schiene Bahnhof des Jahres 2006 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2015. Suche in Webarchiven) (PDF; 117 KiB)
  11. Bahnhof ausgezeichnet. In: welt.de, 2006
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