Halloren Schokoladenfabrik
Die Halloren Schokoladenfabrik AG [Schokoladenfabrik Deutschlands. Mehrheitseigner ist die Magrath Holding, die zur westfälischen in-west Gruppe der Familien Ehlert und Illmann gehört.
] ist die älteste bis heute produzierendeHalloren Schokoladenfabrik AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE000A2G9L00 |
Gründung | 1804 |
Sitz | Halle (Saale), Deutschland |
Leitung | Ralf Wilfer, Darren Ehlert[1] (Vorstand) |
Mitarbeiterzahl | 156 |
Umsatz | 22,9 Mio. Euro (2021)[2] |
Branche | Nahrungsmittelindustrie |
Website | www.halloren.de |
Stand: 31. Dezember 2021 |
Geschichte
18. Jahrhundert bis 1945
Das von Friedrich August Miethe (1753–1827), dem Vater von Johann Friedrich Miethe[3][4], als Kakao- und Schokoladenfabrik in Halle (Saale) gegründete Unternehmen wurde 1804 zum ersten Mal erwähnt. 1854 übernahm Friedrich David die Geschäfte.[5] Das Unternehmen hieß ab da Friedrich David & Söhne, florierte und wurde mit Pralinen der Marke Mignon bekannt.
1905 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, die David Söhne AG.[6] 1912 wurden die ersten Lieferautos eingesetzt.
- Aktie über 1000 Mark der David Söhne AG vom 12. Februar 1907[7]
- Rechnung der David Söhne AG vom 19. Mai 1914
1933 kam es im nationalsozialistischen Deutschland zu Judenboykotten und das Unternehmen benannte sich in Mignon Schokoladenwerke AG um, um der nicht zutreffenden Vermutung zu entgehen, David sei jüdisch. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion von Süßwaren 1943 eingestellt, um die Fertigung auf Zubehörteile für Flugzeugtragflächen umzustellen.[8]
Nachkriegszeit
Nach Wiederaufnahme der Produktion wurde die Schokoladenfabrik 1950 enteignet und in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt. Es folgte die Angliederung an das Süßwarenkombinat Halle. 1952 erhielt das Unternehmen den Namen Halloren,[9] angelehnt an die in Halle ansässige Bruderschaft der Salzwirker, genannt Halloren.
Die Treuhandanstalt veräußerte das Unternehmen 1992 an die Halloren Beteiligungsgesellschaft mbH aus Hannover des Wirtschaftsprüfers und Unternehmers Paul Morzynski.[10]
21. Jahrhundert
Seit 2000/2001 gehört die 1880 gegründete Confiserie Dreher aus München als eigenständige Marke mit ihren Mozartkugeln zur Halloren Schokoladenfabrik.[11][12] 2002 wurde die Weibler Confiserie & Chocolaterie GmbH in Cremlingen übernommen.[12]
Im Jahr 2007 wurde das Unternehmen in die Halloren Schokoladenfabrik AG umgewandelt. Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens war bis zum Börsengang mit 90 Prozent der Anteile Paul Morzynski. Zum 11. Mai 2007 ging das Unternehmen an die Frankfurter Wertpapierbörse im Entry Standard.[13] Der erste Kurs lag 10 Cent über dem Ausgabepreis von 7 Euro. Das Unternehmen konnte Aktien im Wert von 15,6 Mio. Euro platzieren, davon gingen 6,3 Millionen an die Altgesellschafter.[14] 2007 wurde die gläserne Fabrik in Betrieb genommen, bei der die Besucher die Produktionsabläufe betrachten können, das Schokoladenmuseum wurde nochmals erweitert.[15] 2008 wurde die Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH übernommen.[16]
2010 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 60,65 Mio. Euro.[17]
Seit 2011 ist die Halloren Schokoladenfabrik AG Mitgesellschafterin und Produktionsstätte der Wunschpralinen Manufaktur GmbH. Diese bietet individuelle Pralinen an, die sich der Kunde selbst kreieren kann.[18] Ebenfalls 2011 wurde die niederländische Firma Steenland Chocolate gekauft.[19]
2013 lag der Umsatz bei 118 Millionen Euro und stieg bis 2015 auf 122 Millionen Euro.[20] Der Auslandsumsatz betrug ein Viertel; dabei spielen die Länder Dänemark, Kanada und Rumänien eine Rolle. Die Halloren Schokoladenfabrik konnte allerdings seit Jahren keinen oder kaum operativen Gewinn verbuchen. Das positive Ergebnis war lediglich auf Sondereffekte zurückzuführen.[21]
2014 nahm Halloren Kapital von der Magrath Holding auf, um die hohen Verbindlichkeiten zu bedienen.[22] Im Dezember 2014 wurde für das Folgejahr ein Gewinn von etwa 2 Millionen Euro prognostiziert. 2015 brach der Gewinn jedoch um über 90 % ein.[23][24][25] Charlie Investors hielten 2015 mehr Anteile als der damalige Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzende Paul Morzynski. Mit etwa 26 Prozent Anteilen hatten Charlie Investors damit eine Sperrminorität. Darren Ehlert, welcher zuvor bei der Immobilienfirma In-West Partners als Geschäftsführer tätig war, wurde in den Aufsichtsrat gewählt.[26]
Im Dezember 2016 wurde das Unternehmen aus Kostengründen und um den Fokus auf das operative Geschäft zu legen von der Börse genommen.[27] Mit einer Satzungsänderung zum 11. Oktober 2017 wurden die Aktien der Halloren Schokoladenfabrik AG von Stückaktien in Namensaktien umgewandelt.[28] Ende 2017 verkaufte der Großaktionär Paul Morzynski seinen Anteil an Darren Ehlert, was diesen zum Mehrheitseigner machte.[29][30]
2017 betrug der Umsatz nur noch 107,7 Millionen Euro bei einem Verlust von 3,6 Millionen Euro. Um die Zukunft des Unternehmens nachhaltig zu gewährleisten, stellte die Halloren Schokoladenfabrik auf der Hauptversammlung im September 2017 eine langfristige Strategie vor. Diese beinhaltete folgendes: Komplettentschuldung des Unternehmens, Veräußerung der Tochtergesellschaften, Fokussierung auf das Kerngeschäft und Ausbau der Distribution des Kernprodukts, der Halloren-Kugel.[31] Teil der Strategie war es auch, dass Vorstand Klaus Lellé, wie von ihm auf der Hauptversammlung 2017 angekündigt und ab 2018 umgesetzt, langfristig seine gesamte Energie in den Ausbau der Distribution steckt.[32] Diese Gesamtstrategie wurde in den folgenden Jahren sukzessive umgesetzt: Die Tochtergesellschaften Delitzscher Schokoladenfabrik und Bouchard wurden an die Magrath Holding verkauft und verblieben trotz des Eigentümerwechsels eng mit Halloren verbunden. Insgesamt wurden also Kosten gespart, operativ blieben aber Synergien bestehen. Steenland wurde im gleichen Zug veräußert.[33]
Um zu ermöglichen, dass der bisherige Vorstandsvorsitzende Klaus Lellé wie vorgesehen die Verantwortung für den Vertrieb übernehmen konnte,[34] wurde 2018 mit Ralf Wilfer ein weiterer ausgewiesener Experte der Süßwarenbranche als neuer Vorstand gewonnen[35]. Im selben Jahr hat Halloren den Verkauf seiner letzten Tochtergesellschaft, der Weibler Confiserie Chocolaterie, abgeschlossen.[36] Halloren verfügte danach über eine Eigenkapital-Quote von knapp 70 Prozent.[37]
2019 folgte Darren Ehlert als weiteres Vorstandsmitglied.[38] Mit ihm wurde die Distribution der Halloren-Kugel weiter ausgebaut. Um weitere Kosten einzusparen, wurden zudem Sortiment und interne Strukturen gestrafft.[39] Unterdessen erzielte das Unternehmen mit 14,5 Millionen verkauften Schachteln Halloren-Kugeln einen Absatzrekord, erzielte jedoch einen Verlust von 2,9 Millionen Euro bei einem Gesamtumsatz von 27 Millionen Euro.[40] Halloren steigerte seine Verkäufe im Heimatmarkt Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen und wurde gleichzeitig bekannter im westdeutschen Markt, wie etwa in Nordrhein-Westfalen.[41] Zum Jahresende war die Sanierung des Unternehmens erfolgreich abgeschlossen.[42] 2020 erzielte das Unternehmen einen erneuten Absatzrekord des Kernprodukts, der Halloren-Kugel, mit 16,5 Millionen Schachteln,[43] gefolgt von 16,8 Millionen Schachteln 2021.[44]
Aufgrund der Unternehmensverkäufe und der Konzentration auf das Kerngeschäft konnte Halloren auch die Corona-Krise gut überbrücken, wenn auch der Umsatz auf 22,9 Millionen Euro und die Mitarbeiteranzahl von über 260 auf 156 im Jahr 2021 schrumpfte.[45] Wie auf der Hauptversammlung 2021 von Vorstand Darren Ehlert angekündigt, wurden im August desselben Jahres schließlich die letzten Verbindlichkeiten zurückgezahlt. Halloren ist seitdem schuldenfrei.[46]
Hauptsitz
Der Hauptsitz befindet sich nach wie vor in Halle. Im 1896 erbauten Fabrikgebäude findet bis heute die Produktion statt, dazu der Fabrikverkauf. Seit 2002 lädt das Halloren Schokoladenmuseum mit dem sogenannten Schokoladenzimmer zur Besichtigung ein.
Produkte
Das bekannteste von 120 Produkten sind die Original Halloren-Kugeln (Eigenschreibweise Halloren Kugeln), die bereits seit 1952 hergestellt werden. Ihren Namen haben sie von den in Halle in früherer Zeit tätigen Salzwirkern, den Halloren, angeblich weil die aus Sahne und Schokolade bestehenden Pralinen an die kugelförmigen Silberknöpfe an den Jacken der Halloren erinnern. Bis 1956 wurden sie in Handarbeit produziert.[5] Halloren-Kugeln werden unter anderem als Ostprodukt vermarktet.[47]
Auszeichnungen
- Preisträger des Wettbewerbs Großer Preis des Mittelstandes (2002)[48]
- Mitteldeutscher Marketingpreis (2004)[49]
Literatur
- Michael Heinemann: Geschichte der Süsswarenindustrie der DDR. IZS-Verlag, 2007, ISBN 978-3-9808866-4-2, S. 165 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- =Halloren Schokoladen-Büchlein. Buchverlag für die Frau, Leipzig 2001, ISBN 3-89798-041-X.
Weblinks
Einzelnachweise
- Impressum. In: halloren.de. Abgerufen am 30. Juli 2019.
- Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2021 bis zum 31.12.2021 im Bundesanzeiger
- Dorothea Suffrian: Stammtafel der Familie Miethe. Für Inge Meisner. Februar 1937.
- Helmut Seibt: Adolf Miethe (1862–1927): Lebenserinnerungen (= Acta historica astronomiae. Nr. 46). Harri Deutsch, Frankfurt am Main 2012.
- Die Geschichte der Halloren Schokoladenfabrik. In: HalleSpektrum.de - Onlinemagazin aus Halle (Saale). 10. Februar 2020, abgerufen am 8. Dezember 2022 (deutsch).
- Chronologie: 14 Daten zur Geschichte der Halloren Schokoladenfabrik. Abgerufen am 28. November 2022.
- Hans Braun: Historische Aktien Europa. Spiegelbilder der Wirtschaft. Band 1, S. 260f; ISBN 978-3-87439-396-6
- Nicola Erdmann: Halloren-Schokolade: Von der "Ost-Praline" zum Verkaufsschlager. In: DIE WELT. 7. November 2009 (welt.de [abgerufen am 28. November 2022]).
- Schokolade aus Halle. In: Verlagshaus.de. Abgerufen am 28. November 2022 (deutsch).
- Die älteste Schokoladenfabrik Deutschlands. Abgerufen am 28. November 2022.
- Wurzeln im 19. Jahrhundert. In: Mitteldeutsche Zeitung. 27. Februar 2011, abgerufen am 13. Juli 2021.
- Massimo Bognanni: Der Herr der Kugeln. In: Handelsblatt. 26. November 2007, abgerufen am 6. März 2014.
- Halloren-Börsengang – Preisspanne 6,50 bis 8,50 Euro. In: n-tv.de. 30. April 2007, abgerufen am 7. März 2014.
- Aktie über Ausgabepreis: Halloren schmeckt Anlegern. In: n-tv.de. 11. Mai 2007, abgerufen am 10. März 2014.
- Einweihung der neuen Produktionshalle der Halloren Schokoladenfabrik. Abgerufen am 28. November 2022.
- Halloren kauft Delitzscher Schokolade. Abgerufen am 28. November 2022.
- Bilanzpressekonferenz 30. März 2011 Halloren Schokoladenfabrik AG: Rekordumsatz bei solider Ergebnisentwicklung. In: Webseite der Halloren Schokoladenfabrik AG. 30. März 2011, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 2. April 2011; abgerufen am 10. März 2014.
- Wunschpraline per Mausklick – aus der hauseigenen Confiserie von Halloren. In: Webseite der Halloren Schokoladenfabrik AG. 30. August 2011, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 25. Oktober 2011; abgerufen am 10. März 2014.
- Lebensmittel Praxis: Halloren - Zukauf in Holland. 30. November 2011, abgerufen am 28. November 2022 (deutsch).
- Geschäftsbericht 2015, abgerufen am 7. September 2016
- П. М. Мазуркин, P. M. Mazurkin: ДИНАМИКА АЛЬФА-АКТИВНОСТИ ОБРАЗЦА 239PU В РАЗЛИЧНЫХ ШКАЛАХ ВРЕМЕНИ. 2013, doi:10.18411/a-2017-023.
- Michael Barck: Halloren Schokoladenfabrik erhöht Kapital. 4. Dezember 2014, abgerufen am 7. September 2021.
- Dominik Bath, Volksstimme Magdeburg: Zweifel an Investor bei Halloren. Abgerufen am 3. September 2019.
- Mario Brück, Martin Seiwert: Halloren: Schokoproduzent setzt auf mysteriösen Investor. Abgerufen am 3. September 2019.
- Warten auf den Charlie-Effekt (Memento vom 15. September 2016 im Internet Archive)
- Zweifel an Investor bei Halloren. Abgerufen am 28. November 2022.
- Michael Barck: Halloren Aktie soll von der Börse genommen werden | www.4investors.de. Abgerufen am 30. Juli 2019.
- Bekanntmachung über die Umstellung der auf den Inhaber lautenden Stückaktien in auf den Namen lautende Stückaktien. (PDF) In: Halloren Schokoladenfabrik Aktiengesellschaft. April 2017, abgerufen am 25. April 2018.
- Leipziger Volkszeitung: Neuer Eigner für Schokoladenfabrik: Halloren-König Morzynski steigt aus. Abgerufen am 8. Dezember 2022.
- Investor übernimmt Halloren-Anteile: Charlie kauft die Schokoladenfabrik. Abgerufen am 8. Dezember 2022.
- Lebensmittelzeitung: Vgl. Lebensmittelzeitung, 20. Oktober 2017, „Halloren erklärt sich“.
- LVZ Wirtschaftszeitung: LVZ Wirtschaftszeitung, Ausgabe 01/21: „Mitteldeutschlands Schoko-King“.
- Halloren verkauft Delitzscher Schokoladenfabrik. Abgerufen am 7. September 2021.
- Delitzscher Schokoladenfabrik: „Ein Verkauf wird nicht geprüft“. Abgerufen am 7. September 2021.
- Halloren ernennt Ralf Wilfer zum Vorstandsvorsitzenden. Abgerufen am 7. September 2021.
- Hannah Schmitz: Confiserie Weibler in Cremlingen verkauft. 28. August 2018, abgerufen am 7. September 2021 (deutsch).
- Halloren AG: Geschäftsbericht. (PDF) Abgerufen am 9. Juli 2021.
- WELT: Halloren erweitert Vorstand mit Darren Ehlert. In: DIE WELT. 1. August 2019 (welt.de [abgerufen am 7. September 2021]).
- DDR-Kult-Süßigkeitenhersteller streicht Sorten. Abgerufen am 7. September 2021.
- Süddeutsche Zeitung: Halloren macht knapp drei Millionen Euro Verlust. Abgerufen am 8. Dezember 2022.
- Halloren macht knapp drei Millionen Euro Verlust. Abgerufen am 7. September 2021.
- Betreiber rechnen mit Absatzsteigerung bei Halloren-Kugeln. Abgerufen am 7. September 2021.
- WELT: Halloren meldet Schuldenfreiheit: Umsatz 2020 zurückgegangen. In: DIE WELT. 3. September 2021 (welt.de [abgerufen am 7. September 2021]).
- Sächsische Zeitung, 7. April 2022, S. 19.
- Süddeutsche Zeitung: Älteste Schokofabrik setzt nach Restrukturierung auf Junge. Abgerufen am 8. Dezember 2022.
- mdr.de: Schokoladen-Hersteller Halloren aus Halle meldet Schuldenfreiheit | MDR.DE. Abgerufen am 7. September 2021.
- Andreas Scharf, Bernd Schubert, Patrick Hehn: Marketing: Einführung in Theorie und Praxis. Schäffer-Poeschel, 2015, ISBN 978-3-7992-6950-6, S. 91 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Preisträger 2002 aus Sachsen-Anhalt - Mittelstandspreis. Abgerufen am 30. Juli 2019.
- Von der "Volkspraline" zum Exportschlager. Abgerufen am 30. Juli 2019.