Halbwelt
Halbwelt (frz. demi-monde) bezeichnet eine „sich mondän gebende“[1] und „elegant auftretende, aber zwielichtige, anrüchige Gesellschaftsschicht“.[2]
Wortherkunft
Halbwelt ist eine Lehnübersetzung[3] für ‚äußerlich elegante, aber moralisch verwerfliche Gesellschaftskreise‘, die eine in den 1860er-Jahren aufkommende Nachbildung von französisch demi-monde darstellt. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ist es als ‚Welt der Prostituierten‘ bezeugt, wurde aber erst 1855 durch die Komödie Le Demi-Monde von Alexandre Dumas dem Jüngeren im Sinne von ‚die wegen eines Fehltritts aus ihrer Klasse Ausgeschlossenen‘ popularisiert. Es gelangte 1856 als Fremdwort ins Deutsche, wo es zunächst mit halbe Welt übersetzt wurde.[4]
Meyers Großes Konversations-Lexikon definierte Demimonde 1906 als:
„»Halbwelt«, eine durch das gleichnamige Drama des jüngern Dumas (1855) in Aufnahme gekommene Bezeichnung für die in Großstädten (namentlich Paris) stark vertretene Klasse von Abenteurern höherer Gattung, die im Äußern Sitten und Lebensweise der vornehmen Gesellschaft (grand monde) nachzuahmen sucht; insbesondere für anrüchige und zweifelhafte, aber äußerlich in aller Eleganz auftretende Frauenzimmer.“
Paul Lindau übersetzte aus der Vorrede des Stückes „Le Demi-monde“ unter anderem folgende Definition: „Wir werden ein für allemal für die Lexikographen der Zukunft feststellen, dass die Demimonde keineswegs, wie man es glaubt und druckt, den großen Haufen der Kourtisanen, sondern nur diejenigen Weiber bezeichnen soll, welche aus der guten Gesellschaft in die schlechte gesunken sind (les déclassées). Nicht jede, die da will, gehört also zur Demi-monde. Diese Gesellschaft besteht in der Tat ausschließlich aus Frauen aus guter Familie, die als junge Mädchen, als Frauen und Mütter in den besten Kreisen mit völliger Berechtigung verkehren durften und die sich auf und davon gemacht haben.“ Zudem würde, so Georg Büchmann, als ihr fester Grundsatz betont: „›Wir geben, aber wir verkaufen nicht‹; und sie verstoßen aus ihrer Mitte die Häuslichen, wie sie aus ihren Kreisen ausgestoßen wurden, weil sie sich verschenkt hatten. Sie gehören dem, der ihnen gefällt, nicht denen, welchen sie gefallen.“[6]
Literarische Rezeption
In Kim Stanley Robinsons Marstrilogie ist die demimonde eine semitolerierte außerhalb des „offiziellen“ Netzes liegende Wirtschafts- und Bildungsgesellschaft.
Weblink
Einzelnachweise
- Knaur - Das deutsche Wörterbuch, Lexikographisches Institut München 1985, Seite 458
- sie wird im Deutschen selten ebenfalls 'demimonde' genannt (Halbwelt, die, duden.de, abgerufen am 2. Dezember 2023)
- Hilke Elsen: Grundzüge der Morphologie des Deutschen, De Gruyter 2011, S. 7, online auf Google Bücher
- Etymologisches Wörterbuch des Deutschen nach Wolfgang Pfeifer online auf DWDS, abgerufen am 28. Februar 2012
- online auf zeno.org, abgerufen am 28. Februar 2012
- zitiert in Otto Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch 1906, S. 114 f.