Haiweeit

Haiweeit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca(UO2)2(Si5O12)(OH)2·6H2O und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Uranyl-Silikat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Haiweeit
Haiweeit-Aggregate in Gips aus Brasilien, Größe: 6,5 × 5,6 × 1,9 cm
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1962 s.p.[1]

IMA-Symbol

Hwe[2]

Andere Namen
Chemische Formel
  • Ca(UO2)2(Si5O12)(OH)2·6H2O[5][6]
  • Ca[(UO2)2|(OH2)|Si5O12]·4,5H2O[7]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Schichtsilikate (Phyllosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/A'.15
VIII/H.37-020

9.AK.25
53.03.02.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
Raumgruppe Pbcn (Nr. 60)Vorlage:Raumgruppe/60[5]
Gitterparameter a = 18,30 Å; b = 14,23 Å; c = 17,92 Å[5]
Formeleinheiten Z = 8[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,35; berechnet: [4,93][8]
Spaltbarkeit gut nach {100}[8]
Farbe hellgelb bis gelb
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Perlmuttglanz
Radioaktivität sehr stark mit 85,16 kBq/g[4]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,560 bis 1,571[9]
nβ = 1,575 bis 1,580[9]
nγ = 1,578 bis 1,582[9]
Doppelbrechung δ = δ = 0,018[9]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 15° (gemessen); 46° bis 50° (berechnet)[9]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in Säuren

Haiweeit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt kurze, nadelige oder flockenartige Kristalle, aber auch radialstrahlige Mineral-Aggregate von hellgelber bis grünlichgelber Farbe. Die Oberflächen der durchscheinenden Kristalle zeigen perlmuttähnlichem Glanz auf den Oberflächen.[8]

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Haiweeit im Haiwee Reservoir, einer Uran-Vererzungen in Granit in den Coso Mountains im Inyo County des US-Bundesstaates Kalifornien. Die Erstbeschreibung des Minerals erfolgte 1959 durch Thomas Chester McBurney und Joseph Murdoch, die es nach dessen Typlokalität benannten.

Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial von Haiweeit ist nicht bekannt.[8][10]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Haiweeit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Neso-Subsilikate“, wo er zusammen mit Weeksit sowie im Anhang mit Calcioursilit (auch Calcium-Ursilit), Soddyit und Ursilit die zur Familie der Uranyl-Silikate gehörende „Weeksit-Gruppe (UO2 : SiO2 = 1 : 3)“ mit der System-Nr. VIII/A'.15 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/H.37-20. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Klasse „Silikate und Germanate“, dort allerdings der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Haiweeit zusammen mit Weeksit, Coutinhoit und Metahaiweeit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[3]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[11] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Haiweeit wiederum in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen, der Struktur oder dem Stoffmengenverhältnis Uran : Silicium. Haiweeit ist entsprechend in der Abteilung der „Uranyl Insel- und Polysilikate mit dem Stoffmengenverhältnis U : Si = 2 : 1“ zu finden, wo er zusammen mit Metahaiweeit die „Haiweeitgruppe“ mit der System-Nr. 9.AK.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Haiweeit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und andere Anionen komplexer Kationen“ ein. Hier ist er zusammen mit Coutinhoit, Metahaiweeit und Weeksit in der „Weeksitgruppe“ mit der System-Nr. 53.03.02 innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate mit SiO4-Gruppen und anderen Anionen sowie komplexer Kationen mit (UO2)“ zu finden.

Kristallstruktur

Haiweeit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbcn (Raumgruppen-Nr. 60)Vorlage:Raumgruppe/60 mit den Gitterparametern a = 18,30 Å; b = 14,23 Å und c = 17,92 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Eigenschaften

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von über 52,8 % sehr stark radioaktiv. Unter Berücksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfälle der natürlichen Zerfallsreihen wird für das Mineral eine spezifische Aktivität von etwa 85,16 kBq/g[4] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität. Unter UV-Licht fluoresziert das Mineral schwach grünlich.

Bildung und Fundorte

Haiweeit findet sich als Sekundärmineral in der Oxidationszone von Uran-Lagerstätten und oberflächlich aufgebrochenen Pegmatiten, entlang turmalinhöffigen Brüchen in Graniten und in Hohlräumen aus verdichtetem Sedimenten.[8] Als Begleitminerale treten unter anderem Autunit, Meta-Autunit, Uranophan, Uranophan-beta, Phosphuranylit, Torbernit, Meta-Torbernit, Chernikovit und Opal auf (Perus District, São Paulo, Brasilien).

Es sind nur eine geringe Anzahl von Fundorten des Haiweeits bekannt, neben der Typlokalität Coso Mountains zählen dazu: Mammoth Mine in Texas, USA, Margaritas No.1 Mine, Nopal Mine, und Animas Mine in Chihuahua, Mexiko, Ningyo-Toge Mine (Ningyo-Tohge Mine) auf Honshu in Japan, Minas Gerais, Bahia und São Paulo in Brasilien, Portezuelo Hill, Ranquil District in Argentinien, Radhausberg bei Salzburg in Österreich, Saskatchewan in Kanada, Rössing Mine in Namibia und die Los Azules Mine in Chile sowie weitere Fundorte.[12]

Vorsichtsmaßnahmen

Auf Grund der Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Haiweeit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte wegen der hohen Toxizität und Radioaktivität von Uranylverbindungen eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch

Literatur

  • T. C. McBurney, J. Murdoch: Haiweeite, a new uranium mineral from California. In: American Mineralogist. Band 44, 1959, S. 839–843 (englisch, rruff.info [PDF; 268 kB; abgerufen am 24. September 2020]).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 45, 1960, S. 753–756 (englisch, rruff.info [PDF; 297 kB; abgerufen am 24. September 2020]).
  • William G. R. de Camargo, Darcy P. Svisero: Haiweeite, a new occurrence in Bazil. In: American Mineralogist. Band 54, 1969, S. 966–969 (englisch, minsocam.org [PDF; 237 kB; abgerufen am 14. September 2019]).
  • Peter C. Burns: A new uranyl silicate sheet in the structure of Haiweeite and comparison to other uranyl silicates. In: The Canadian Mineralogist. Band 39, 2001, S. 1153–1160 (englisch, rruff.info [PDF; 603 kB; abgerufen am 14. September 2019]).
Commons: Haiweeite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. David Barthelmy: Haiweeite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 14. September 2019 (englisch).
  5. Jakub Plášil, Karla Fejfarová, Jiří Čejka, Michal Dušek, Radek Škoda, Jiří Sejkora: Revision of the crystal structure and chemical formula of haiweeite, Ca(UO2)2(Si5O12)(OH)2·6H2O. In: American Mineralogist. Band 98, 2013, S. 718723 (englisch, Abstract verfügbar bei minsocam.org [PDF; 234 kB; abgerufen am 14. September 2019]).
  6. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2020. (PDF 3,4 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2020, abgerufen am 24. September 2020 (englisch).
  7. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 566 (englisch).
  8. Haiweeite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 314 kB; abgerufen am 14. September 2019]).
  9. Haiweeite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 14. September 2019 (englisch).
  10. Catalogue of Type Mineral Specimens – H. (PDF 81 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 24. September 2020.
  11. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 14. September 2019 (englisch).
  12. Fundortliste für Haiweeit beim Mineralienatlas und bei Mindat
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