Hadersdorf am Kamp
Hadersdorf am Kamp ist eine Ortschaft und eine Katastralgemeinde der Gemeinde Hadersdorf-Kammern im Bezirk Krems-Land in Niederösterreich.
Hadersdorf am Kamp (Marktort) Ortschaft Katastralgemeinde Hadersdorf am Kamp | |||
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Basisdaten | |||
Pol. Bezirk, Bundesland | Krems-Land (KR), Niederösterreich | ||
Gerichtsbezirk | Krems an der Donau | ||
Pol. Gemeinde | Hadersdorf-Kammern | ||
Koordinaten | 48° 27′ 29″ N, 15° 43′ 10″ O | ||
Höhe | 202 m ü. A. | ||
Einwohner der Ortschaft | 1630 (1. Jän. 2023) | ||
Fläche d. KG | 2,15 km² | ||
Statistische Kennzeichnung | |||
Ortschaftskennziffer | 04235 | ||
Katastralgemeinde-Nummer | 12211 | ||
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS |
Geschichte
Im Gebiet um Hadersdorf sind seit der Altsteinzeit Funde belegt. Südlich des Ortes wurden neolithische Siedlungsplätze sowie Werkzeuge der frühen und mittleren Bronzezeit gefunden und weiters 130 Gräber aus der Urnenfelderkultur ausgegraben. Einzelne Quellen sprechen von einer „Hadersdorfer Kultur“. Einige Objekte sind beim Bahnhof Hadersdorf in einer Vitrine zu besichtigen.
Das um 865 urkundlich als in Weride genannte Gebiet bezeichnet eine Wörth am Austritt des Kamps aus der böhmischen Masse. Die Kirche bei Hadersdorf ist mit ecclesia Heiderichstorf (Haderichesdorff) für das Jahr 1136 belegt. Der Name bezieht sich auf das Geschlecht der Haderiche, die Herren der Schwarzenburg in Nöstach waren. Um 1238 wurde Hadersdorf als eigenständige Pfarre genannt, als Rudolphus, Pfarrer de Hedreisdorf eine Urkunde bezeugte. Das Marktrecht ist erstmals für das Jahr 1365 belegt, dürfte aber schön früher bestanden haben.
Hadersdorf war lange Zeit landesfürstlich, bevor es ab 1440 verpfändet wurde. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Graf Heinrich Matthias von Thurn sein Hauptquartier in Hadersdorf aufgeschlagen, woraufhin böhmische Aufständische den Ort verwüsteten und 1645 zogen die Schweden plündernd durch den Ort. Auch während der Koalitionskriege gegen Napoleon kam es in den Jahren 1805 und 1809 zu Plünderungen.
Im Jahr 1760 gelangte die Herrschaft Hadersdorf an das Stift Zwettl und verblieb dort bis zur Aufhebung der Grundherrschaft. Am 7. Oktober 1848 nächtigte Kaiser Ferdinand I. auf seiner Flucht nach Olmütz im Pfarrhof.
Massaker von Hadersdorf
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurden aus der Strafanstalt Stein entlassene Häftlinge unter anderem in Hadersdorf am Kamp, Engabrunn und Theiß festgehalten, in Hadersdorf interniert und am 7. April 1945 unter aktiver Mithilfe lokaler NS-Funktionäre an eine vor Ort liegende Waffen-SS-Einheit übergeben (sogenannte Kremser Hasenjagd). Die Gefangenen mussten unter ständigen Misshandlungen durch die Bewacher vor dem Gemeindefriedhof ihr eigenes Massengrab ausheben und wurden durch Maschinengewehrfeuer bzw. Einzelerschießung getötet oder starben durch Erschöpfung. Die Leichen der Erschossenen wurden am 6. März 1946 exhumiert und in Wien seziert. Ein Teil der Toten konnte identifiziert werden. Die nicht zu Identifizierenden wurden in einem Massengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt. In Hadersdorf selbst erinnert heute nichts mehr an die Ereignisse des 7. April 1945. Eine gleich nach der Erschießung aufgestellte Gedenktafel wurde nach der Exhumierung der Toten entfernt. Lediglich auf dem Massengrab am Wiener Zentralfriedhof erinnert eine kleine Marmortafel an den Tod der 61 Menschen.[1][2]
Historischer Marktplatz
Der Marktplatz zeigt den Zustand des 17. Jahrhunderts, nachdem der Ort im Schwedenkrieg verwüstet und wieder aufgebaut wurde. Viele Gebäude stammen aus dem 16. Jahrhundert, einige wurden nach Modernisierungen behutsam in den alten Zustand rückversetzt, sodass der Markt ein geschlossenenes Bauwerkensembles darstellt. Der historische Marktplatz ist durch die Haager Konvention geschützt. Der Platz zeugt auch von der einstigen wirtschaftlichen Stellung, da hier Bäcker, Fleischer, Schneider, Schuhmacher, Schmied, Schlosser, Hafner, Wirte, Händler und viele weitere Gewerbebetriebe ansässig waren.[3]
Öffentliche Einrichtungen
In Hadersdorf befindet sich ein Kindergarten.[4]
Sehenswürdigkeiten
- Pfarrkirche Hadersdorf am Kamp
- Ensemble von Bürgerhäusern am Hauptplatz
Persönlichkeiten
- Johann Gottfried Malleck (1733–1798), Orgelbauer
- Hermann Reisinger (1900–1967) nationalsozialistischer Politiker
- Ernst Schmidt jr. (1938–1988), Filmregisseur
- Erich Joham (* 1949), Friseur, Kultfigaro, Aktionist und Erzähler
Literatur
- Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Manhartsberg. 7 von 34 Bänden. 2. Band: Fatzihof bis Herrnlois. Mechitaristen, Wien 1834, S. 208 (Hadersdorf – Internet Archive).
Weblinks
- Hadersdorf am Kamp in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
Einzelnachweise
- Justizpalast 1927 Opfergräber Zentralfriedhof. Abgerufen am 25. Juni 2023.
- Katharina Moser, Alexander Horacek: Zur Erschießung von 61 Menschen in Hadersdorf am Kamp am 7. April 1945. Seminararbeit zum Forschungsseminar aus österreichischer Geschichte, Universität Wien, WS 1994/95.
- Historische Bauwerke auf hadersdorf-kammern.at
- Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 9. Juni 2021.