Haag (Geiselwind)
Haag (Geiselwind im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.
), bestehend aus den ehemaligen Dörfern Mittelhaag und Oberhaag, ist ein Ortsteil des MarktesHaag Markt Geiselwind | |
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Koordinaten: | 49° 45′ N, 10° 29′ O |
Höhe: | 393 m ü. NHN |
Einwohner: | 110 |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 96160 |
Vorwahl: | 09556 |
Lage von Haag (fett) im Geiselwinder Gemeindegebiet | |
Geografische Lage
Haag liegt im äußersten Süden des Geiselwinder Gemeindegebietes. Nördlich befindet sich Geiselwind selbst, im Nordosten Hohnsberg. Im Osten, Süden und Südwesten erstreckt sich der Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. Westlich befindet sich Dürrnbuch, der Nordwesten wird von Langenberg eingenommen.
Nächstgelegene größere Städte sind Scheinfeld mit einer Entfernung von etwa 9 Kilometern, sowie Kitzingen, welches ungefähr 22 Kilometer entfernt ist.
Geschichte
Erstmals erwähnt wurde Haag im Jahr 1269. Das Dorf ist seit frühester Zeit durch den Schwarzbachgrund in zwei Teile geteilt. 1313 wurde es „Niedernhage“ und „Obernhage“ genannt.[1] Im Jahr 1544 verkaufte Jörg von Vestenberg ein halbes Gut zu „Hag“ an die Grafen zu Castell. Bald darauf war das Hofgut verlassen. Zeitweise war das Dorf wohl weitgehend entsiedelt und lag wüst, im Jahr 1569 waren noch drei Häuser im Ort bewohnt.
1586 kamen wiederum mehrere Güter von den Herren von Vestenberg an andere Eigentümer, unter anderem wohl an das Kloster Ebrach. Eines davon wurde nicht mehr bebaut. Im Dreißigjährigen Krieg verwüsteten durchziehende Truppen beide Dorfteile und zerstörten sie vollständig. So wird Haag 1678 als ein „dorff geweßen“ beschrieben.[2] Am Ende des 17. Jahrhunderts entstand auf den Ruinen der alten Dörfer Mittelhaag, das mit dem wiederaufgebauten Oberhaag vereinigt wurde.
Im Jahr 1972 wurde Haag ein Ortsteil der neugebildeten Großgemeinde Geiselwind.[3]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Baudenkmäler
Sehenswert ist im Dorf die Kirche, die dem Guten Hirten geweiht ist. Sie entstand im neoromanischen Stil und wurde im Jahr 1923 errichtet. Eine Lohmühle befand sich bis ins 17. Jahrhundert auf dem Gebiet von Haag.
Brauchtum
Jährlich am 10. Juli[4] begehen Haag und Dürrnbuch mit einem Gottesdienst den „Hagelfeiertag“, der auf Drängen der Bevölkerung zum Andenken an ein schweres Hagelunwetter im Jahr 1844 gestiftet worden sein soll. Ähnliche Brauchtümer gibt es in einigen benachbarten Orten.[5]
Die Goldkohle
Ein Betrunkener kehrte von der Burghöchstädter Kirchweih zurück. Er zog gerade an der Haager Lohmühle vorbei, als es ihn nach einer Pfeife gelüstete. Allerdings hatte er kein Feuerzeug mehr und wollte sich gerade damit abfinden, auf seine Pfeife verzichten zu müssen, als er plötzlich auf einem Hügel ein kleines Feuer brennen sah. Er ging auf das Feuer zu und lud mit seiner Tabakspfeife ein Kohlenstück in seinen Pfeifenkopf.
Die Kohle blieb jedoch nicht in seinem Pfeifenkopf liegen, sondern fiel sofort wieder zu Boden. Ebenso erging es ihm mit einer zweiten und einer dritten Kohle. Der Mann sagte daraufhin: „Der Dreck taugt nicht einmal zum Pfeifenanbrennen!“ Plötzlich erhielt er rechts und links eine Ohrfeige, sodass sein Hut wegflog. Schnell rannte der Mann nach Hause. Am nächsten Tag schickte er seine Söhne, den Hut zu holen. Die Buben fanden den Hut und noch dazu drei Goldmünzen, vom Feuer war aber nichts mehr zu sehen.
Der Hemann
Der Hemann war ein Verwunschener, der in der Umgebung von Haag sein Unwesen trieb. Einst war er ein Jäger, wurde aber von einer Hexe verwünscht. Fortan musste er als ein Vogel in der Nacht umherfliegen. Der Hemann war so groß wie eine Gans mit schwarzen Flügeln und einer roten Brust. Während er flog, schrie er laut: „Hauk, hauk!“ Einmal besuchte er den Müller von Haag und sah ihm beim Dreschen zu. Dabei schrie er immer wieder sein Hauk, hauk.[6]
Bildung
Haag liegt heute im Sprengel der Drei-Franken-Grundschule im Hauptort Geiselwind. Ab der 5. Klasse besuchen die Kinder die Nikolaus-Fey-Mittelschule in Wiesentheid. Weiterführende Schulen können mit der Mädchenrealschule in Volkach und mit der Realschule in Dettelbach besucht werden. Gymnasien gibt es in Münsterschwarzach (Egbert-Gymnasium), Volkach-Gaibach (Franken-Landschulheim Schloss Gaibach), Wiesentheid (Steigerwald-Landschulheim) und Kitzingen (Armin-Knab-Gymnasium). Bereits in Mittelfranken liegt das Gymnasium Scheinfeld.
Literatur
- Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
- Gerhard Hojer: Landkreis Scheinfeld (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 35). Deutscher Kunstverlag, München 1976, DNB 760102457, S. 85.
- Johann Ludwig Klarmann, Karl Spiegel: Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. Nachdruck der Ausgabe 1912. Neustadt an der Aisch 1982.
- Roderich Machann: Wüstungen im Steigerwald (= Mainfränkische Studien Bd. 5). Diss. Würzburg 1972.
- Wolf Dieter Ortmann: Landkreis Scheinfeld (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 3). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1967, DNB 457000929.
Weblinks
Einzelnachweise
- Bauer, Hans: Landkreis Kitzingen. S. 86.
- Machann, Roderich: Wüstungen im Steigerwald. S. 117.
- Bauer, Hans: Landkreis Kitzingen. S. 86.
- Evangelisch-Lutherische Pfarrei Rehweiler mit Füttersee und Ebersbrunn: Gottesdienste. Abgerufen am 6. April 2022.
- Cabolet, Monika: Feiertag erinnert an Unwetter und Hunger, in: Main-Post, 11. Juli 2003.
- Klarmann, Johann Ludwig (u. a.): Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. S. 112.