HMS Hawkins (D86)

Die HMS Hawkins war ein Schwerer Kreuzer der britischen Marine und Typschiff der gleichnamigen Klasse, der während es Ersten Weltkriegs gebaut wurde.

HMS Hawkins
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Schwerer Kreuzer
Klasse Hawkins-Klasse
Bauwerft Chatham Dockyard, Chatham
Kiellegung 3. Juni 1916
Stapellauf 1. Oktober 1917
Indienststellung 23. Juli 1919
Außerdienststellung Mai 1945
Verbleib am 26. August 1947 zum Abwracken verkauft
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 184,40 m (Lüa)
Breite 19,80 m
Tiefgang (max.) 5,90 m
Verdrängung 10.000 t
Maximal:12.300 t
 
Besatzung 712 Mann
Maschinenanlage
Maschine 12 × Admiralty-Kessel
4 × Parsons-Turbine
Maschinen­leistung 60.000 PS (44.130 kW)
Höchst­geschwindigkeit 30 kn (56 km/h)
Propeller 4
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtel: 38–76 mm
  • Deck: 25–38 mm

Geschichte

Die Hawkins, benannt nach Admiral Sir John Hawkins, einem der Anführer der Flotte, die 1588 die spanische Armada besiegte,[1] war das einzige Schiff ihres Namens, das in der Royal Navy diente.[2] Das Schiff wurde im Dezember 1915 in Auftrag gegeben, am 3. Juni 1916 in Chatham, auf Kiel gelegt, am 1. Oktober 1917 vom Stapel gelassen und am 23. Juli 1919 fertiggestellt.[3] Im September 1920 wurde die Hawkins zum Flaggschiff des 5. leichten Kreuzergeschwaders auf der China-Station ernannt und blieb in dieser Rolle für die nächsten acht Jahre.[4] Am 12. November 1928 kehrte sie nach Chatham zurück, um sich einer Überholung zu unterziehen, bei der die vier kohlebefeuerten Kessel entfernt und die verbleibenden acht ölbefeuerten Kessel modifiziert wurden, um den Verlust der anderen Kessel teilweise auszugleichen. Die Turbinen des Schiffes waren nun auf 55.000 shp (41.000 kW) ausgelegt, um eine Geschwindigkeit von 29,5 Knoten (54,6 km/h) zu erreichen. Der kohlebefeuerte Kesselraum wurde in einen Öltank umgewandelt, wodurch sich die Bunkerkapazität auf 2.642 t erhöhte und die Reichweite um 20 % stieg. Die 76 mm Flakgeschütze wurden durch eine gleiche Anzahl von 102 mm Mk V Flakgeschützen ersetzt, die von einem Mk I HACS-Feuerleitrechner gesteuert wurden. Somit war das Schiff nun mit dem 381 mm-Entfernungsmesser im HACS und drei 305 mm-Entfernungsmessern ausgestattet.[5]

Die Hawkins wurde am 31. Dezember 1929 wieder in Dienst gestellt und wurde zum Flaggschiff des 2. Kreuzergeschwaders der Atlantikflotte, bis sie am 5. Mai 1930 in die Reserve versetzt wurde. Im September 1932 wurde das Schiff erneut in Dienst gestellt und zum Flaggschiff des 4. Kreuzergeschwaders auf der Ostindien-Station ernannt, aber im April 1935 wieder in die Reserve versetzt. Aufgrund der Bestimmungen des Londoner Flottenvertrags musste die Hawkins zwischen 1937 und 1938 demilitarisiert werden, wobei alle 190 mm-Geschütze und die Überwasser-Torpedorohre entfernt wurden.[6] Im September des letztgenannten Jahres wurde die Hawkins zum Kadettenausbildungsschiff.[7]

Zweiter Weltkrieg

Die Hawkins am Kai festgemacht

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939, wurden die zuvor entfernten Kanonen und Torpedorohre wieder installiert und ihre Flugabwehr wurde durch vier Zweipfünderkanonen verstärkt.[8] Im Januar 1940 wurde das Schiff als schwerer Kreuzer wieder in Dienst gestellt und der Südamerika-Abteilung der Nordamerica und West indies Station zugeteilt. Die meiste Zeit des nächsten Jahres patrouillierte sie vor der südamerikanischen Küste auf der Suche nach deutschen Hilfskreuzern.[7]

Im Januar 1941 begann Hawkins mit der Eskortierung von Konvois vor der westafrikanischen Küste und rettete am 3. Januar neun Überlebende des Öltankers British Premier, der vor Freetown von dem deutschen U-Boot U-65 torpediert worden war.[9][10] Im darauffolgenden Monat eskortierte sie den Flugzeugträger Formidable auf seinem Weg vor die ostafrikanische Küste in Richtung Suezkanal. Unterwegs bombardierten die Flugzeuge des Flugzeugträgers am 2. Februar den Hafen von Mogadischu in italienisch-Somaliland. Kurz darauf wurde die Hawkins der Force T zugeteilt, die gebildet worden war, um die britische Invasion dort zu unterstützen. Am 10. und 12. Februar kaperte die Hawkins fünf italienische Handelsschiffe mit insgesamt 28.055 Bruttoregistertonnen (BRT), die versucht hatten, aus Kismaayo zu entkommen, darunter die SS Adria. Zehn Tage später schloss sich der Kreuzer kurzzeitig der Eskorte von WS-5BX vor Mombasa, Britisch-Kenia, an, wurde aber am 22. Februar bei einer erfolglosen Suche nach dem deutschen Schweren Kreuzer Admiral Scheer abkommandiert, nachdem dieser von einem britischen Flugzeug gesichtet worden war.[7]

Die Hawkins blieb im Indischen Ozean, wo sie Konvois eskortierte und nach Hilfskreuzern der Achsenmächte suchte, bis sie am 4. Dezember nach Großbritannien zurückkehrte, wo sie in Devonport überholt wurde. Ihre leichte Flugabwehr wurde durch den Einbau von zwei Vierfach-Zweipfünder-Lafetten und den Austausch von zwei Zweipfünder-Einzellafetten gegen sieben einzelne 20-mm-Oerlikon-Flugabwehrkanonen erheblich verstärkt. Außerdem wurden ein Frühwarnradar Typ 281, ein Oberflächensuchradar Typ 273 und ein Flugabwehrradar Typ 285 auf den Dächern der neu installierten 102 mm Feuerleitrechner angebracht.[11]

Im Mai 1942 waren die Reparaturen abgeschlossen, und die Hawkins kehrte in den Indischen Ozean zurück, wo sie der Eastern Fleet zugeteilt wurde.[7] Sie nahm ihre Aufgaben als Konvoi-Eskorte wieder auf und patrouillierte in den nächsten zwei Jahren auf der Suche nach Handelsschiffen der Achsenmächte weiter.[10] Während einer dieser Geleitmissionen wurde das Truppenschiff SS Khedive Ismail am 12. Februar 1944 von dem japanischen U-Boot I-27 torpediert, das dabei schwere Verluste erlitt.[12] Später im selben Jahr kehrte die Hawkins nach Hause zurück, um an der Landung in der Normandie teilzunehmen. Ursprünglich dem 1. Kreuzergeschwader der Home Fleet zugeteilt, wurde sie zur Western Task Force Gunfire Support Bombardment Force U abkommandiert, um die amerikanischen Truppen bei der Landung in Utah Beach zu unterstützen. Am 6. Juni beschoss das Schiff die Küstenartilleriestellungen in Grandcamp-Maisy und Saint-Martin-de-Varreville mit einiger Wirkung.[13]

Im darauffolgenden Monat wurde das Schiff ausgemustert und zum Umbau in ein Ausbildungsschiff nach Rosyth in Schottland gebracht. Die Marine nutzte die Zeit in der Werft und rüstete ihre Flugabwehrbewaffnung auf, indem sie vom 8. bis 23. August ihre Vierfach-Zweipfünder-Lafetten gegen Achtfach-Lafetten austauschte und ein Paar Oerlikon Flak-Geschütze anbrachte. Die Umrüstung wurde im Mai 1945 abgebrochen und die Hawkins in die Reserve versetzt.[7][14] Im Mai 1947 wurde sie für Zielversuche eingesetzt, um die Wirksamkeit von 500-Pfund- (230 kg) und 1.000-Pfund-Bomben (450 kg) zu testen. Dabei wurde sie von Avro-Lincoln-Bombern der Royal Air Force aus einer Höhe von 5.500 m vor Spithead bombardiert. In 27 Tagen wurden insgesamt 616 Bomben abgeworfen, aber nur 29 trafen den Kreuzer, von denen 13 nicht detonierten.[15] Die Hawkins wurde am 26. August 1947 an die British Iron & Steel Corporation übergeben und im Dezember desselben Jahres in Dalmuir, Schottland, abgewrackt.[7]

Technik

rechter Aufriss

Die Kreuzer der Hawkins-Klasse sollten Hilfskreuzer auf offener See jagen, wofür sie eine schwere Bewaffnung, hohe Geschwindigkeit und große Reichweite benötigten. Das Schiff hatte eine Gesamtlänge von 184,40 m, eine Breite[16] von 19,80 m und einen Tiefgang von 5,90 m.[17] Die Verdrängung lag zwischen 10.000 t und 12.300 t.[18] Die Besatzung des Schiffes bestand aus 712 Offizieren und Mannschaft.[17]

Antrieb

Die Hawkins war mit vier Parsons-Dampfturbinensätzen ausgestattet, die jeweils eine Welle antrieben und insgesamt 60.000 PS (45.000 kW) entwickelten, mit der sie eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten (56 km/h) erreichte. Der Dampf wurde von 12 Yarrow-Kesseln geliefert.[19] Das Schiff konnte maximal 800 t Kohle oder 1500 t Heizöl mitführen,[20] was ihr bei 10 Knoten (19 km/h) eine Reichweite von 5.640 Seemeilen ( km) ermöglichte.[21]

Bewaffnung

Die Hauptbewaffnung Hawkins bestand aus sieben 191 mm Geschützen in Einzellafetten, die durch 25 mm Geschützschilde geschützt waren. Sie waren mit fünf Geschützen auf der Mittelachse angeordnet, vier davon in Überfeuerungspaaren vor und hinter den Aufbauten, das fünfte Geschütz auf dem Achterdeck und die letzten beiden als Flügelgeschütze über dem hinteren Schornstein. Die Sekundärbewaffnung bestand aus zehn 76 mm 20 cwt-Geschützen, von denen sechs in Niedrigwinkellafetten, zwei in Kasematten zwischen den vorderen 191 mm-Geschützen, ein weiteres Paar auf Plattformen neben dem Kommandoturm und die restlichen Geschütze auf einer Plattform zwischen den Schornsteinen montiert waren. Die letzten vier Geschütze dienten als Flugabwehrkanonen und waren um den Fuß des Hauptmastes herum angeordnet. Der Rest der Flak bestand aus einem Paar 2-Pfünder 40 mm Flakgeschützen. Die Schiffe waren außerdem mit sechs 533 mm-Torpedo-Rohren ausgestattet, eines unter und zwei über Wasser auf jeder Breitseite.[22]

Panzerung

Die Hawkins war durch einen Panzergürtel über die gesamte Wasserlinie geschützt, der den größten Teil der Schiffsseiten bedeckte. Über den Kessel- und Maschinenräumen war die Panzerung 38 bis 76 mm dick. Die Magazine waren durch eine zusätzliche 13 bis 25 mm starke Panzerung geschützt. Das hintere Querschott war 25 mm dick der Kommandoturm wurde durch 76 mm dicke Panzerplatten geschützt und das Deck durch der Schiffe durch 25 bis 38 mm AHSS Stahl.[23]

Sensoren

Die Geschütze der Hawkins, wurde von einem mechanischen Dreyer Fire Control Table gesteuert. Sie nutzte die Daten des 4,60 m großen Koinzidenz-Entfernungsmessers, der sich unter dem Ausguck an der Spitze des Dreibeinmastes befand. Die Schiffe waren außerdem mit einem 3,70 m und einem 2,70 m Entfernungsmesser ausgestattet.[23]

Literatur

  • Robert A. Bellars: "Question 18/02: British Base at Addu Atoll". In: Warship International. Band XLIV, Nr. 2, 2007, ISSN 0043-0374 (englisch).
  • David K. Brown: "Ship Trials". In: Andrew Lambert (Hrsg.): Warship. Band 44, 1987, ISSN 0142-6222 (englisch).
  • Yves Buffetaut: D-Day Ships: The Allied Invasion Fleet, June 1944. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1994, ISBN 1-55750-152-1 (englisch).
  • J. J. Colledge, Ben Warlow: Ships of the Royal Navy: The Complete Record of all Fighting Ships of the Royal Navy. Rev. ed Auflage. Chatham Publishing, London 2006, ISBN 978-1-86176-281-8 (englisch).
  • Norman Friedman: British Cruisers: Two World Wars and After. Seaforth, Barnsley 2010, ISBN 978-1-59114-078-8 (englisch).
  • Douglas Morris: Cruisers of the Royal and Commonwealth Navies Since 1879. Maritime Books, Liskeard, UK 1987, ISBN 0-907771-35-1 (englisch).
  • Antony Preston: "Great Britain and Empire Forces". In: Randal Gray (Hrsg.): Conway's All the World's Fighting Ships 1906–1921 Verlag=Naval Institute Press. Annapolis, Maryland 1985, ISBN 0-85177-245-5 (englisch).
  • Alan Raven & John Roberts: British Cruisers of World War Two. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1980, ISBN 0-87021-922-7 (englisch).
  • M. J. Whitley: Cruisers of World War Two: An International Encyclopedia. Cassell, London 1995, ISBN 1-86019-874-0 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Raven & Roberts: British Cruisers of World War Two S. 51.
  2. Colledge & Warlow: Ships of the Royal Navy S. 158.
  3. Whitley: Cruisers of World War Two S. 77.
  4. Fifth Light Cruiser Squadron. Abgerufen am 13. April 2022.
  5. Raven & Roberts: S. 61, S. 405.
  6. Raven & Roberts: S. 225.
  7. Whitley: S. 80.
  8. Friedman: British Cruisers S. 71.
  9. British Premier 1922. Abgerufen am 13. April 2022.
  10. convoy database. Abgerufen am 13. April 2022.
  11. Raven & Roberts: S. 430.
  12. Bellars: Question 18/02 S. 160.
  13. Buffetaut: D-Day Ships S. 64f., S. 86f.
  14. Friedman: S. 416.
  15. Brown: Ship Trials S. 244f.
  16. Raven & Roberts: S. 51, S. 404.
  17. Preston: Great Britain and Empire Forces S. 63.
  18. Raven & Roberts: S. 55, S. 404.
  19. Raven & Roberts: S. 52, S. 55, S. 405.
  20. Parkes: Ships of the Royal Navy S. 85.
  21. Friedman: S. 390.
  22. Friedman: S. 66f.
  23. Raven & Roberts: S. 404f.
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