HMS Audacious (1912)
Die HMS Audacious (audacious: wagemutig) war ein Schlachtschiff der King-George-V-Klasse das Anfang der 1910er-Jahre für die Royal Navy gebaut wurde. Kurz nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges lief das Schiff vor der Nordküste Irlands auf eine Seemine und sank.
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Geschichte
Die Audacious wurde am 23. März 1911 in Birkenhead auf Kiel gelegt, am 14. September vom Stapel gelassen und am 15. Oktober 1913 für den Einsatz im 2. Schlachtgeschwader der Home Fleet in Dienst gestellt.[1]
Erster Weltkrieg und Verlust
Zwischen dem 17. und 20. Juli 1914 nahm die Audacious an einer Test-Mobilmachung und Flottenüberprüfung als britische Reaktion auf die Julikrise teil. Nach ihrer Ankunft in Portland am 27. Juli erhielt sie den Befehl, sich zwei Tage später mit dem Rest der Home Fleet nach Scapa Flow zu begeben, um die Flotte vor einem möglichen deutschen Überraschungsangriff zu schützen.[2] Im August 1914, nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wurde die Home Fleet als Grand Fleet reorganisiert und dem Kommando von Admiral Jellicoe unterstellt.[3]
Die Audacious lief am 27. Oktober 1914 gegen 8:45 Uhr vor der nordirischen Küste in der Nähe von Lough Swilly auf eine vom deutschen Hilfskreuzer C gelegte Mine und begann zu sinken. Die Besatzung wurde vollständig vom Passagierschiff Olympic, einem Schwesterschiff der Titanic, gerettet, das zur Rettung quer durch das Minenfeld fuhr und dabei unbeschädigt blieb. Obwohl intensive Leckabwehrmaßnahmen getroffen wurden, lief die Audacious immer mehr voll Wasser und sank gegen 21 Uhr. Am Ende des Unterganges kam es zu zwei starken Explosionen, die wahrscheinlich durch verrutschende Munition und explodierendes Kordit beim Kentern ausgelöst wurden. Ein dabei abgesplittertes Stück der Panzerung schlug auf dem 730 Meter entfernten Leichten Kreuzer Liverpool ein und tötete dort ein Besatzungsmitglied. Dies war der einzige Verlust an Menschenleben während des Unterganges.
Obwohl Fotos von amerikanischen Passagieren der Olympic, die den Vorfall fotografiert hatten, kurz nach dem Untergang in der US-Presse kursierten, versuchte die britische Admiralität den Verlust der Audacious geheim zu halten. Die Schwächung der britischen Grand Fleet sollte dem Gegner nicht bekannt werden, um Angriffe der deutschen Hochseeflotte zu vermeiden. Noch einen Monat nach dem Ereignis fand sich in einschlägigen Medien die Darstellung, das Schiff sei Opfer einer deutschen Offensivmine geworden, habe aber noch auf Strand gesetzt werden können.[4] Dennoch gelang die Täuschung nur kurz. Noch während des Krieges wurde der deutschen Öffentlichkeit der Untergang der Audacious bekannt.[5]
Technik
Das Schiff hatte eine Gesamtlänge von 182,10 m, eine Breite von 27,10 m und einen Tiefgang von 8,74 m. Die Verdrängung lag zwischen 23.000 t und 25.700 t.[6]
Antrieb
Die Audacious war mit zwei Parsons-Dampfturbinensätzen mit Direktantrieb ausgestattet, die jeweils zwei Wellen antrieben und insgesamt 31.000 PS (22.800 kW) entwickelten, mit denen sie eine Höchstgeschwindigkeit von 21 Knoten (39 km/h) erreichte. Der Dampf wurde von 18 Yarrow-Wasserrohrkesseln geliefert. Das Schiff konnte maximal 3.150 t Kohle oder 800 t Heizöl mitführen, was ihm bei 10 Knoten (19 km/h) eine Reichweite von 5.910 Seemeilen (10.950 km) ermöglichte. Die Besatzung des Schiffes bestand aus 782 Offizieren und Mannschaft.[6]
Bewaffnung
Die Hauptbewaffnung bestand aus zehn 343-mm-Kanonen in fünf hydraulisch angetriebenen Zwillingsgeschütztürmen. Die Geschütztürme in der Mittellinie trugen die Bezeichnungen „A“, „B“, „Q“, „X“ und „Y“ von vorne nach achtern. Ihre Sekundärbewaffnung bestand aus 16 102-mm-Geschützen, von denen acht in den vorderen Aufbauten, vier in den hinteren Aufbauten und vier in Kasematten an den Seiten des Schiffes montiert waren. Außerdem war das Schiff mit drei 533-mm-Torpedorohren ausgestattet, eines auf jeder Breitseite und ein weiteres im Heck, für die 18 Torpedos vorgesehen waren.[6]
Panzerung
Die Audacious hatte einen Wasserliniengürtel aus Krupp-Zementstahl, der zwischen den vorderen und hinteren Barbetten 305 mm dick war und sich auf 64 mm an den Enden auf 64–152 mm verjüngte. Der Panzergürtel erstreckte sich von 5 m über der Wasserlinie bis 1 m darunter. Die vorderen und hinteren 254 mm starken Querschotten verbanden den Gürtel mit den „A“- und „Y“-Barbetten. Die Barbetten waren über dem Hauptdeck mit 228 bis 254 mm und darunter mit 76 bis 178 mm Panzerung geschützt. Die Geschütztürme waren an den Seiten mit 279 mm und an den Dächern mit 101 mm dicker Panzerung versehen und die Geschütze in den vorderen Aufbauten waren durch 76 bis 89 mm dicke Panzerung geschützt.
Das Schiff besaß insgesamt vier gepanzerte Decks mit einer Dicke von 25 bis 102 mm. Der Kommandoturm war durch 279 mm starke Platten an den Seiten und auf dem Dach durch 76 mm geschützt. Der Geschützleitstand über dem Kommandoturm war rundherum mit 101 mm Panzerung versehen und der Torpedoleitstand achtern mit 152 mm. Das Torpedoschott war zwischen 25 und 44 mm dick und bedeckte den Maschinenraum und das Geschossmagazin.[6][7]
Literatur
- Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. Pawlak, Herrsching, 1988, ISBN 978-3-88199-474-3.
- R. A. Burt: British Battleships of World War One. Naval Institute Press, Annapolis 1986, ISBN 0-87021-863-8 (englisch).
- Randal Gray (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis 1985, ISBN 0-85177-245-5 (englisch).
Weblinks
Fußnoten
- British Battleships of World War One. S. 205.
- Massie: Castles of Steel. S. 19.
- Preston: S. 32.
- Der Seekrieg. In: Danzer’s Armee-Zeitung, Nr. 48/1914 (XIX. Jahrgang), 3. Dezember 1914, S. 5. (online bei ANNO).
- Vgl. Bruno Weyer (Hrsg.): Taschenbuch der Kriegsflotten XVII (1916). München 1916, S. 171.
- Conway's All the World's Fighting Ships 1906–1921. S. 30.
- Burt: S. 176ff.