Gustav Pielenz

Theodor Oskar Gustav Pielenz (* 8. März 1862 in Calmbach; † 19. September 1944) war ein deutscher Manager und Generaldirektor des Nahrungsmittelunternehmens Knorr.

Leben

Gustav Pielenz' Vater war Karl Gustav August Pielenz (1826–1902), seine Mutter war Wilhelmine Therese Pielenz, geb. Hummel (1830–1901). Er machte eine kaufmännische Lehre in Heilbronn und sammelte später ein Jahr Berufserfahrung in Le Havre sowie drei Jahre in einem großen Handelshaus in Manchester.[1] Am 1. Dezember 1888 trat er in der Nachfolge von Christian Eberhardt, dem ersten Außendienstmitarbeiter und späteren Vorstandsmitglied von Knorr, als Reisender in das Unternehmen ein. Als enger Mitarbeiter von Carl Heinrich Eduard Knorr (1843–1921) und Alfred Knorr (1846–1895) erhielt Pielenz 1894 Prokura. Im Jahr 1899, als das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, berief man ihn zusammen mit Christian Eberhardt in den zweiköpfigen Vorstand.

Alexander Knorr schreibt in seiner Knorr Chronik:[2]

„Am 6. Oktober 1916 wurde das Vorstandsmitglied, Herr Gustav Pielenz, in Anerkennung seiner verdienstvollen und besonders erfolgreichen Tätigkeit im Vorstand der C.H. Knorr AG und seiner Bemühungen um die Volksernährung während des Krieges zum königl. Württembergischen Kommerzienrat ernannt.“

Am 16. November 1923 wurde er zum Vorsitzenden der Vorstandskonferenzen ernannt. Mehr als 12 Jahre blieb er an der Spitze des Unternehmens. Im direkten Anschluss an seine 37-jährige Vorstandstätigkeit wurde er im Mai 1936 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. Pielenz bezeichnete in einer Rede[3]

„diese Wahl als die Krönung seiner kaufmännischen Laufbahn.“

Im März 1940 wehrte Gustav Pielenz zusammen mit Vorstandsmitglied Alexander Knorr die vehementen Forderungen des NSDAP-Kreisleiters Richard Drauz auf einen Posten im Aufsichtsrat von Knorr ab, was dieser mit Schmähbriefen beantwortete.

Gustav Pielenz arbeitete insgesamt 56 Jahre für Knorr und leistete einen maßgeblichen Beitrag zum Aufstieg zu einem Weltunternehmen. Außerdem war er Mitglied des Aufsichtsrats von mehreren anderen Heilbronner Unternehmen, des Beirats der IHK Heilbronn sowie Gründungsmitglied des Rotary Clubs in Heilbronn.

Im Jahr 1905 ließ er sich an der Wollhausstraße 93 in Heilbronn nach Plänen des Frankfurter Architekten Hugo Eberhardt die Villa Pielenz erbauen.

Gustav Pielenz war seit 1895 mit Marie Pielenz, geb. Raetz, (* 16. April 1875; † 1. Juni 1949) verheiratet. Die beiden hatten mehrere Kinder: Gertrud (1896–1988) heiratete den Heilbronner Arzt Julius Gutmann. Lothar Pielenz (* 4. Juni 1897 in Heilbronn) starb als Fliegerleutnant am 16. Juli 1918 in Böblingen. Alfred Pielenz (1898–1989) arbeitete nach dem Ersten Weltkrieg ebenfalls im Unternehmen Knorr und war dort von 1929 bis 1931 Vorstandsmitglied und von 1949 bis 1958 Mitglied des Aufsichtsrats. Tochter Johanna, genannt Hanse, (* 14. Januar 1901 in Heilbronn; † 21. Mai 1964 in Heilbronn) heiratete 1924 den Unternehmer Dietrich Bruckmann.[4] Tochter Liese, genannt Bibi, (1902–1982) war mit Hans Rümelin verheiratet. Die jüngste Tochter Meta Marie Charlotte Pielenz(1903–1904) starb noch als Kleinkind.

Gustav Pielenz starb am 17. September 1944 im Alter von 82 Jahren. Er wurde auf dem Heilbronner Hauptfriedhof unweit des Knorr-Familiengrabes beigesetzt.

Einzelnachweise

  1. Gustav Pielenz: Erinnerungen, Heilbronn 1942, Kapitel Allerlei, S. 2.
  2. Alexander Knorr: Knorr Chronik 1838 bis 1959. Band I - 1838 bis 1938. Deutsche Maizena Werke GmbH, Hamburg 1959, Seite 34
  3. Alexander Knorr: Knorr Chronik 1838 bis 1959. Band I - 1838 bis 1938. Deutsche Maizena Werke GmbH, Hamburg 1959, Seite 96
  4. Sterberegister Heilbronn für das Jahr 1964 (Stadtarchiv Heilbronn Bestand A040)

Literatur

  • Alexander Knorr: Knorr Chronik 1838 bis 1959. Band I – 1838 bis 1938 und Band II – 1939 bis 1948. Deutsche Maizena Werke GmbH, Hamburg 1959
  • Uwe Jacobi: 150 Jahre Knorr: 1838–1988. Maizena Gesellschaft mbH, Heilbronn 1988
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