Gustav Ebner

Gustav Ebner (* 31. Mai 1846 in Deutsch-Jahrndorf[1], Königreich Ungarn; † 12. Dezember 1925 in Preßburg, Tschechoslowakei) war ein evangelischer Theologe und Prediger der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde A. B. zu Preßburg.

Gustav Ebner

Leben

Gustav Ebner wurde am 31. Mai 1846 als Sohn des evangelischen Lehrers Johann Ebner und dessen Ehefrau Eleonora Wendl in Deutsch-Jahrndorf (ung. Németjárfalu) im damaligen Komitat Wieselburg geboren. Deutsch-Jahrndorf war bereits in der Zeit Österreich-Ungarns ein Dorf mit überwiegend deutscher Bevölkerung.

Seine erste schulische Ausbildung erhielt Gustav Ebner bei seinem Vater. Nach den ersten Schuljahren kam der sehr begabte Knabe nach Raab, um die ungarische Sprache zu erlernen. Der Wunsch des Vaters, den Sohn für das Lehramt ausbilden zu lassen, erfüllte sich nicht, da der Direktor der Evangelischen Lehrerbildungsanstalt in Ödenburg seine Aufnahme wegen gesundheitlicher Mängel ablehnte. So besuchte er das Ödenburger Lyzeum und legte dort auch sein Abitur ab. Danach entschied sich Gustav Ebner zum Studium der Theologie und inskribierte an der Evangelischen Theologischen Hochschule[2] in Ödenburg. Danach wurde er Hörer der k.k. Theologischen Fakultät[3] in Wien. Nach Ablegung seiner Prüfung wurde er am 15. September 1871 von Superintendent Sándor von Karsay-Téth[4] ordiniert.

Seine erste Pfarrstelle fand er als Hilfsprediger bei seinem Oheim Senior Karl Ryoko in Ungarisch Bohl (ung. Magyarboly) im Komitat Braunau. Jedoch nach kurzer Zeit wurde er in das Dorf Katschfeld (ung. Kácsfalu)[5] versetzt. Diese damals sehr armselige deutschsprachige Gemeinde hatte weder Kirche noch Pfarrhaus, sondern nur ein mit Stroh gedecktes Schulhaus. Der Tatkraft Ebners gelang es, eine evangelische Kirche samt Pfarrhaus bauen zu lassen. In dem Fürsten Adolf zu Schaumburg-Lippe fand er einen mächtigen Förderer seines Vorhabens, der mit bedeutenden finanziellen Mitteln zum Gelingen des Kirchenbaues sowie des Pfarrhauses beitrug.

Am 8. Januar 1873 vermählte sich Gustav Ebner mit Emilie Reichsgräfin Laßberg von Leitmannsdorf. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor.

Im Jahre 1878 wurde Ebner von seiner Heimatgemeinde Deutsch-Jahrndorf zum Gemeindepfarrer gewählt. Hier blieb er zwölf Jahre lang, bis ihn im Jahre 1890 ein Ruf an die Deutsche Evangelische Kirchengemeinde A.B. als Nachfolger des am 13. März 1890 verstorbenen Pfarrers Viktor Rudolf Freytag nach Preßburg ereilte. Seinen Dienst bei der Preßburger Gemeinde trat er am 13. Juli 1890 an. Die Preßburger Zeitung berichtete darüber:

Gestern Vormittags fand in der evang. deutschen Kirche die feierliche Installation der kürzlich gewählten Hochw. Pfarrer Ebner und Schmidt durch Hochw. Bischof Baltik[6] unter Teilnahme einer riesigen Menge von Gläubigen statt.[7]

Gustav Ebner war ein gern gehörter Kanzelredner, der aus der älteren Schule hervorging und theologisch ein Anhänger und Propagator des Rationalismus war. An der Gründung des Preßburger Diakonissenheims war er maßgebend beteiligt. Ihm war zu danken, dass das Mutterhaus am 2. August 1891 eröffnet werden konnte.

Als Religionslehrer wirkte Ebner vornehmlich an der kgl. Oberrealschule und der k.k. Infanterie-Kadettenschule, wofür ihm das Goldene Verdienstkreuz verliehen wurde. Einige Jahre versah er das Amt des Konseniors.

Gustav Ebner war auch literarisch tätig. Im Druck erschienen sind u. a. Antrittspredigt im 'Gedenkbüchlein' , Preßburg 1890, Reformationspredigt, Preßburg 1891, 'Stille Stunden' (Gedichte), Wien 1905. Gustav Ebner war neben den Pfarrern Carl Eugen Schmidt und Johannes Fürst auch an der Revision und Neubearbeitung des 'Christlichen Gesang- und Gebetbuches' für die Preßburger Evangelische Gemeinde im Jahre 1895 wesentlich beteiligt. Dieses Gesangbuch, das 631 Lieder enthält, wurde von der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde Preßburg bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1945 genutzt.

Ein zunehmendes Herzleiden veranlasste Ebner schließlich, am 1. November 1909 sein Pfarramt niederzulegen und in den Ruhestand zu treten. Der Verlust eines Sohnes, der im Ersten Weltkrieg fiel, war für Ebner ein schwerer Schicksalsschlag. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er als Pensionär im Preßburger Evangelischen Diakonissenheim. Dort starb er am 12. Dezember 1925[8]. Die Beerdigung fand am 14. Dezember 1925 unter Beteiligung der evangelischen Pfarrerschaut Preßburgs, geleitet von Senior D. Carl Eugen Schmidt sowie zahlreicher Vertreter des öffentlichen Lebens der Stadt, am Gaistor-Friedhof statt. Die Einsegnung wurde von Pfarrer Wilhelm Rátz vorgenommen[9].

Literatur

  • C.E. Schmidt, S. Markusovßky, G. Ebner: Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde A. B. zu Preßburg. 2 Bände, Pozsony 1906
  • Andreas Metzl: Arbeiter in Gottes Weinberg, Lebensbilder deutscher evangelischer Pfarrer in und aus der Slowakei im 20. Jahrhundert. Stuttgart 2004, ISBN 80-88903-63-7, S. 59ff.

Einzelnachweise

  1. Deutsch-Jahrdorf gehörte bis zum Jahre 1921 zu Ungarn. nach dem Vertrag von Trianon kam die Ortschaft zu Österreich. Heute gehört Detsch-Jahrndorf zum Burgenland.
  2. Die Tradition der (ung.) Soproni Evangelikus Teológiai Főiskola geht bis in das Jahr 1557 zurück.
  3. 1819 als Evangelisch-Theologische Lehranstalt gegründet.
  4. Karsay von Téth, Sándor (1814-1902), Evangelischer Bischof * Raab (Győr, Ungarn), 15. März 1814; † ebenda, 4. Juni 1902. Sohn eines Pfarrers. Stud. in Ödenburg und Wien (1833/34) Theol. 1837 wurde er Vikar, bald danach Pfarrer in Mencshely (Kom. Veszprém) und 1839 Pfarrer in Tét (Kom. Raab). 1858 Senior des Raaber luther. Seniorates. 1866–95 Bischof des luther. Kirchendistriktes jenseits der Donau. 1867 übernahm er auch die Pfarrgemeinde in Raab. Neben seinen Amtspflichten richtete K. sein Hauptaugenmerk auf die Entwicklung und Förderung des Volksschulunterrichtes und auf die Verbesserung der materiellen Lage der Pfarrer- und Lehrerwitwen und -waisen. Zu diesem Zwecke rief er einen Pensionsfonds ins Leben. K. war ein bekannter Kanzelredner. W.: Mehrere gedruckte Predigten; Általános és részletes tanmód. A protestáns népiskolai tanítók számára vezérfonalul (Allg. und detaillierte Lehrmethodik. Leitfaden für protestant. Volksschullehrer), 1844; Beliczay Jónás életrajza (Biographie von J. B.), 1880; Agenda (Agende), gem. mit I. Czékus, 1889–90; etc. L.: Pallas 10; Szinnyei 5; Révai 11; Das geistige Ungarn; Zoványi, Theologiai Lex., 1940. PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 249f.
  5. Katschfeld war ein Dorf im Komitat Braunau mit bedeutender deutscher Volksminderheit. Nach dem Ersten Weltkrieg musste es aufgrund des Vertrages von Trianon an den neu begründeten SHS-Staat abgetreten werden. Nach 1945 wurden die dort lebenden Kroatendeutschen vertrieben. Heute gehört die Ortschaft zu Kroatien.
  6. Friedrich Baltik, (* 24. Juli 1834 in Hontbagonya, Komitat Hont, Königreich Ungarn, † 25. Mai 1919 in Balassagyarmat) war Mitglied des Ungarischen Landtages und Bischof für den Kirchendistrikt Cisdanubien.
  7. Preßburger Zeitung, 24. Juli 1890, S. 2
  8. Preßburger Zeitung, 13. Dezember 1925, S. 3
  9. Preßburger Zeitung, 15. Dezember 1925, S. 3
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.