Gustav Darr

Gustav Darr (* vor 1890; † nach 1937) war ein deutscher Architekt, Zeichner[1], Baubeamter sowie Denkmalpfleger und 1937 wenige Monate lang Provinzialkonservator der preußischen Provinz Hannover.[2]

Leben und Wirken

Über die persönliche Herkunft, den Ort des Architekturstudiums von Gustav Darr sowie den Verbleib nach 1937 ist nichts veröffentlicht.

Im Herbst 1914 bestand Darr das Zweite Staatsexamen im Hochbaufach und wurde zum Regierungsbaumeister (Assessor in der öffentlichen Bauverwaltung) ernannt.[3] Im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs 1918 zählte er zu einer „Reihe von hervorragenden Architekten, (die) mit zeichnerischen Aufnahmen von Baudenkmälern“ im Deutschen Kaiserreich beschäftigt waren, wobei Darr in Hannover wirkte.[1]

In der Nachkriegszeit der Weimarer Republik fertigte Darr von ihm signierte Zeichnungen und architektonische Illustrationen etwa für den von dem Archivar Karl Friedrich Leonhardt in den Hannoverschen Geschichtsblättern mehrteilig veröffentlichten Artikel Straßen und Häuser im alten Hannover.[4] Gustav Darr war auch bei der Anfertigung von Zeichnungen für niedersächsische Kunstdenkmäler-Inventare der 1930er-Jahre beschäftigt. Im Vorwort zu Heft 2 der Reihe Die Kunstdenkmale der Stadt Hannover von 1932 schrieb der Denkmalpfleger Arnold Nöldeke unter anderem über Gustav Darr: „Die zeichnerischen Aufnahmen sind größtenteils in Gemeinschaft mit Herrn Landesbaurat Darr hergestellt; seiner Hand entstammen zahlreiche Reinzeichnungen; seine vielfache Beratung darüber hinaus verpflichtet den Bearbeiter zu freundschaftlichem Dank“.[5] Auch für den von Heinrich Siebern bearbeiteten, 1937 erschienenen Band III, Heft 5 „Stadt Celle“ der Reihe Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover wirkte Darr bei der „Ergänzungen der Zeichnungen“ mit.[6]

Anfang April 1937 wurde Gustav Darr als Nachfolger von Heinrich Siebern zum Provinzialkonservator und Leiter der niedersächsischen Denkmalpflege ernannt,[7] aber schon im August desselben Jahres „aufgrund homosexueller Handlungen vom Dienst suspendiert“.[2] Zu seinem Nachfolger als Provinzialkonservator wurde Hermann Deckert zunächst kommissarisch, ab August 1939 dann offiziell eingesetzt.[2][7] Stefanie Lindemeier konstatierte 2008, dass Gustav Darr bis in die jüngste Zeit hinein „(...) in den Publikationen zur Geschichte der Denkmalpflege in Niedersachsen nicht einmal erwähnt“ wurde.[2]

Archivalien

Einzelnachweise

  1. Kunstchronik und Kunstmarkt. Wochenschrift für Kenner und Sammler, Bd. 29, 1918, Vorschau über Google-Bücher
  2. Stefanie Lindemeier: Studien zur Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen. Darstellung von historischen Methoden, Techniken und Materialien. Dissertation, Hochschule für Bildende Künste Dresden, 2008, S. 44–52, hier S. 44 f. (online (Memento vom 22. Juli 2015 im Internet Archive) als PDF-Dokument)
  3. Zentralblatt der Bauverwaltung, 24. Jahrgang 1914, Nr. 91 (vom 14. November 1914), S. 629 (Digitalisat auf digital.zlb.de, abgerufen am 13. Juli 2023), Rubrik „Amtliche Mitteilungen“ mit Notiz zum bestandenen Examen im Hochbaufach.
  4. Hannoversche Geschichtsblätter, 29. Jahrgang 1926, S. 1–128 (Text), hier beispielsweise Tafel III (Abbildung zu S. 28).
  5. Arnold Nöldeke: Die Kunstdenkmale der Stadt Hannover, Teil 1, Denkmäler des „alten“ Stadtgebietes Hannover (= Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, Band 1, H. 2, Teil 1) Hannover 1932. (Nachdruck: Verlag Wenner, Osnabrück 1979, ISBN 3-87898-151-1), S. III ff. (Vorwort), hier S. IV.
  6. Die Kunstdenkmäer der Provinz Hannover, Band III, Regierungsbezirk Lüneburg, Heft 5 Stadt Celle. Herausgegeben vom Oberpräsidenten (Verwaltung des Provinzialverbandes), bearbeitet von Heinrich Siebern und Hans Lütgens. Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover 1937, S. III mit Danksagung, S. IV mit Aufzählung der 10 Zeichnungen „Siebern und Darr“.
  7. NLA HA Hann. 122a Nr. 3458: Konservator der Hannoverschen Landesaltertümer, später Provinzialkonservator, und sonstige Sachverständige für Kulturgut; Berichte über Denkmalpflege Bd. 1, Laufzeit 1886 - 1940. In: arcinsys.niedersachsen.de. Abgerufen am 13. Juli 2023.
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