Gustav Alfred Müller
Gustav Alfred Müller (* 7. Dezember 1895 in Löbtau (heute Stadtteil von Dresden); † 20. März 1978 in Löbau) war ein deutscher Maler, Grafiker und Lithograf.
Leben
Gustav Alfred Müller wurde 1895 als Sohn eines Arbeiters in Löbtau geboren. Nach dem Schulbesuch in Dresden und ab 1904 in Chemnitz machte er von 1910 bis 1914 eine Lehre als Zeichner und Lithograf bei der Graphischen Kunst-Anstalt Arthur Geil in Chemnitz. 1915 hatte er kurzzeitig eine berufliche Anstellung beim Kunstverlag Eckert & Pflug in Leipzig und begann darauf mithilfe eines Stipendiums der Chemnitzer Theodor-Esche-Stiftung ein Studium an der Kunstgewerbeakademie in Dresden bei Richard Guhr. Das Studium wurde durch die Einberufung zum Militärdienst und den weiteren Kriegsdienst bis 1918 unterbrochen. Von 1919 bis 1923 studierte er erneut an der Dresdener Kunstgewerbeakademie. In den Jahren 1923 bis 1927 folgten weitere Studien an der Akademie der Bildenden Künste Dresden, zu seinen Lehrern zählten hier unter anderem Max Feldbauer, Ferdinand Dorsch, Otto Gussmann und Ludwig von Hofmann. Mehrfach wurde er mit Anerkennungsurkunden und Ehrenzeugnissen der Akademie bedacht.
Mit Abschluss der Studien war Müller ab 1927 als freischaffender Maler in Dresden tätig. Von 1930 bis 1932 war er Mitglied der Künstlergruppe Gruppe 1930, einer Abspaltung der Asso Dresden. Die Gruppe 1930 schloss sich dann der Dresdner Sezession 1932 an. 1932 wurde er Mitglied im Reichsverband bildender Künstler. Nachdem er 1932 geheiratet hatte, folgte im selben Jahr der Umzug nach Löbau in der Oberlausitz.
1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus der Deutschen Graphikschau in Görlitz und der Sammlung der Dresdner Gemäldegalerie sieben Werke Müllers beschlagnahmt. Bis auf das Tafelbild „Bildnis“ aus der Dresdner Gemäldegalerie wurden alle danach vernichtet. Das „Bildnis“ wurde 1938 auf der „Wanderausstellung Entartete Kunst“ in Berlin, Leipzig, Düsseldorf und Salzburg vorgeführt. 1939 kam es zur „Verwertung“ an den Kunsthändler Bernhard A. Böhmer. Sein weiterer Verbleib ist bisher unbekannt.[1] 1941 wurde Müller mit einem Berufs- und Ausstellungsverbot belegt. Bereits seit 1939 und bis 1945 war er dienstverpflichtet zur Arbeit in der Heeres-Munitionsanstalt in Zeithain.
1945 wurde Müller Mitglied des Kulturbundes und gehörte zu den Mitbegründern der Gewerkschaft Kunst im FDGB und des Verbandes Bildender Künstler. Von 1945 bis 1951 war er zunächst als Kunsterzieher im Schuldienst tätig, leitete danach Volkskunstzirkel und zog sich dann aus dem öffentlichen Leben zurück. Ab den 1960er Jahren war er nur noch freiberuflich als Maler und Grafiker aktiv. Müller starb 1978 in Löbau, seine Grabstelle befindet sich auf dem dortigen Friedhof.[2]
Werk
In die Studienzeit an der Dresdner Akademie fiel auch die Bekanntschaft mit Otto Dix, dessen Ausdrucksart sich auch in den Werken Müllers erkennen lässt. In seinen Gemälden und Zeichnungen findet man vorwiegend Fabrik- und Stadtlandschaften und Motive seiner sächsischen Heimat, aber auch Milieu-Studien und Porträts. In diesen Studien und Porträts schilderte er schonungslos die Lebensumstände der Arbeiter zu dieser Zeit. Selbst zeitweise auf Unterstützung angewiesen, wusste er um die Nöte und Sorgen der von ihm Dargestellten und sparte nicht mit Sozialkritik.
„Menschen, die auf der Seite der ewigen Verlierer stehen, treten in den Mittelpunkt der Bildwelt des Künstlers. Anteilnahme und aufrichtiges Mitgefühl prägen seine Sicht.“
Werke (Auswahl)
- Arbeitslose, 1922
- Stehender weiblicher Akt, Kohlezeichnung 1924
- Mädchen am Wiesenhang, Aquarell 1925
- Plauen, Aquarell auf Karton 1925
- Flüchtlinge, 1925[4]
- Feierabend, 1925[4]
- Milieustudie, Kohle
- Frau mit Mädchen, Kohle auf gelblichem Papier
- Blick auf Mügeln, 1928
- Selbstzerfleischung, ein Antikriegs-Triptychon 1932
- Am Vierwaldstätter See – Luzern und Hausberg Pilatus
- Blick von Peschiera nach Garda und dem Monte Baldo
- Landschaft mit Bäumen, Aquarell über Bleistift 1946
Weitere 1937 als „entartet“ beschlagnahmte und zerstörte Werke
- Auf der Weide; Bauer und Vieh; An Land; Hirte und Ruhender Heuer, Druckgrafiken
- Volksküche, Tafelbild
Ausstellungen
- 1924: Dresdner Kunstgenossenschaft / Dresdner Sezession
- 1929: Sächsischer Kunstverein zu Dresden
- 1935: Künstler sehen die Oberlausitzer Heimat, Löbau
- 1946–1949: Lausitzer bildende Künstler stellen aus, Löbau
- 1959: Löbaus Stadtmuseum zeigt Werke von G. A. Müller
- 1979: Gustav Alfred Müller: Malerei, Aquarelle, Zeichnungen, Lithografien. Galerie am Sachsenplatz in Leipzig, Januar 1979
- 1979: Stadtmuseum Zittau
- 1981: Galerie Unter den Linden, Berlin
- 1982: Galerie Kühl, Dresden
- 1982: Museen der Stadt Bautzen, Stadtmuseum
- 1991: Galerie Kühl, Dresden
Literatur
- Dietmar Eisold (Hrsg.): Müller, Gustav Alfred. In: Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 628/629.
- Kornelia Röder: Gustav Alfred Müller. In: 120 Handzeichnungen aus fünf Jahrhunderten: ausgewählt aus dem Kupferstichkabinett des Staatlichen Museums Schwerin. Kunstforum Grundkreditbank (Hrsg.), Berlin 1992, S. 156 f.
- Gisela Schulz, Hans-Peter Schulz: Gustav Alfred Müller: Malerei, Aquarelle, Zeichnungen, Lithografien. Galerie am Sachsenplatz, Leipzig 1978
Weblinks
- Nachlass Gustav Alfred Müller bei der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
- Gustav Alfred Müller (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive) beim Bildindex.de
- Gustav Alfred Müller, Bildatlas Kunst in der DDR
- Gustav Alfred Müller (Memento vom 6. Juli 2017 im Internet Archive) beim museum-junge-kunst.de
Einzelnachweise
- Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin
- Grabstelle in Löbau
- Kornelia Röder: In: 120 Handzeichnungen …, siehe Literatur
- Abbildungen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden