Guillaume d’Aure
Guillaume d’Aure (* vor 1298 in Toulouse; † 3. Dezember 1353 in Avignon) war ein französischer Kardinal.
Leben
Guillaume d’Aure war der einzige Sohn von Arnaud d’Aure und Brunissende de Lavedan;[2] sein Vater war spätestens 1298 gestorben, als sein Großvater Géraud I. d’Aure, Seigneur de Larboust etc. noch lebte. Obwohl er der Erbe des Familienvermögens war, wurde er für den geistlichen Stand vorgesehen, wodurch die Nachfolger seines Großvaters sein Onkel Odon II. d’Aure antreten konnte[3][4][5]
Guillaume d’Aure trat in den Benediktinerorden ein, seine geistliche Laufbahn begann in Lézat[6]. Seine Ausbildung schloss er mit der Promotion zum Dr. iur. utr. ab. 1326 wurde er Abt von Ainay[7], 1333 Abt von Montolieu.[8]
Papst Benedikt XII. beauftragte ihn und fünf weitere Äbte, zu einer Reform des Benediktinerordens die Statuten neu zu fassen, die dann am 20. Juni 1336 veröffentlicht wurden.[9] 1338 wurde er gemeinsam mit Bertrand de Déaulx, Erzbischof von Embrun, beauftragt, den Streit zwischen dem Bischof von Maguelonne (Pictavin de Montesquiou) und der Universität Montpellier zu schlichten: die Universität hatte neue Statuten erlassen, durch die der Bischof sich in seinen Rechten beschnitten glaubte. Eine Übereinkunft wurde erst 1339 von Bertrand de Déaulx erreicht.[10]
Auf dem Konsistorium vom 18. Dezember 1338 wurde er vom in Avignon residierenden Papst Benedikt XII. in Anwesenheit[11] zum Kardinal ernannt und bekam im Januar 1339 die Titelkirche Santo Stefano Rotondo zugewiesen.[12][13] Um seinen Lebensunterhalt in Südfrankreich zu sichern, erhielt er im Februar 1339 das Priorat Piolenc (Bistum Orange), das Priorat Cenaco (Bistum Sarlat), das Priorat Saint-Marcel-lès-Sauzet (Bistum Valence), das Priorat Saint-Georges-de-Didonne (Bistum Saintes) und das Priorat Chadalion (Bistum Clermont), am 16. März das Priorat Grassac (Bistum Le Puy-en-Velay).[14][15] Am 2. Juni 1339 verfasste er sein Testament.
Im Juli 1340 fungierte Kardinal Guillaume als Auditor (Richter) durch besondere Ernennung von Benedikt XII. bei der umstrittenen Wahl im Kloster St. Bavo von Gent.[16] Am 16. Mai 1341 wurde gegen Kardinal Guillaume d’Aure und Kardinal Bertrand de Deaulx Berufung wegen ungerechter Urteile mehrerer Kirchenbeamter gegen Personen in der Lombardei eingereicht.[17]
Kardinal Guillaume d’Aure nahm am Konklave von 1342 teil, auf dem der Papst Clemens VI. gewählt wurde, ebenso wie am Konklave von 1352, auf dem Innozenz VI. gewählt wurde.
Er starb etwas weniger als ein Jahr später, am 3. Dezember 1353 in Avignon und wurde in der Abtei Montolieu bestattet. Sein Grabmal wurde von den Hugenotten zerstört.[18]
Literatur
- Étienne Baluze (Stephanus Baluzius), Vitae paparum Avenionensium, hoc est, Historia pontificum romanorum qui in Gallia sederunt ab anno Christi MCCCV. usque ad annum MCCCXCIV, Band 1 und 2, Paris, 1693
- François Duchesne, Histoire De Tous Les Cardinaux François De Naissance, Band 1, Paris, 1660, S. 465–470
- François Duchesne, Preuves de l’Histoire de tous les cardinaux François de naissance,. Paris, 1660 S. 311–322
- Alphonse Jacques Mahul, Cartulaire et archives des communes de l’ancien diocèse et de l’arrondissement administratif de Carcassone, Band 1, Didron, 1857
- Claude Devic, Joseph Vaissète, Histoire générale de Languedoc avec notes et pièces justificatives, Band 9, Toulouse, 1885
- Konrad Eubel, Hierarchia catholica medii aevi: sive Summorum pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series ab anno 1198 usque ad annum [1605] perducta e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, Band 1, Münster, sumptibus et typis librariae Regensbergianae, 1898 (2. Ausgabe 1913)
- J. M. Vidal, Documents sur les origines de la province ecclésiastique de Toulouse (1295–1318), in: Annales de Saint-Louis-des-Français: publication trimestrielle des études et travaux des chapelains, 5. Rom-Paris: St. Louis-des-Français. 1900. S. 93–164, insb. S. 100–103
- J.-M. Vidal, Benoît XII (1334–1342), Lettres communes, Band 1 Paris, 1903, Band 2, Paris 1910
- Yves Renouard, The Avignon papacy, 1305-1403, Hamden CT USA: Archon Books, 1970, ISBN 978-0-208-01156-5
- Detlev Schwennicke, Europäische Stammtafeln, Band 10, 1986, Tafel 72
- Joëlle Rollo-Koster, Avignon and Its Papacy, 1309–1417: Popes, Institutions, and Society, New York-London: Rowman & Littlefield Publishers, 2015, ISBN 978-1-4422-1534-4
Weblinks
- The Cardinals of the Holy Roman Church, Biographical Dictionary, Benedict XII (1334–1342), Consistory of January 1339 (II) (online, abgerufen am 26. Juni 2021)
Anmerkungen
- H. Delalex, La collection de portraits gravés de Louis-Philippe, 2009
- Schwennicke
- Dabei ist nicht bekannt, ob dies geschah, weil der Onkel die Macht ergreifen wollte, oder weil ein Minderjähriger an der Spitze der Familie nicht opportun war.
- Laut Duchesne Histoire, S. 488, war er der Sohn von Bernard VII. Dodon, Comte de Comminges, und Bertrande, Comtesse d’Aure, Tochter von Arnaud, Vicomte de l’Arboust (wobei Aure keine Grafschaft und Arboust keine Vizegrafschaft war)
- Laut Mahul, S. 107, war Raymond Roger d’Aure, sein Nachfolger in Montolieu, sein Bruder, laut Schwennicke war er sein Vetter
- Duchesne Preuves, S. 582, von Guillaume d’Aures eigener Hand
- Gallia Christiana IV, Paris 1728, S. 233–238
- Gallia Christiana, VI, S. 991–993
- Vidal, Benoît XII, 1903, S. 367, Nr. 3796; Devic/Vaissete, S. 480
- Devic/Vaissete, S. 478.
- Vidal, Benoît XII, 1910, S. 430.
- Laut Schwennicke war er Kardinalbischof von Tusculum
- Laut The Cardinals of the Holy Roman Church... wurde er erst auf einem weiteren Konsistorium im Januar 1339 (als einziger) zum Kardinal ernannt, hier liegt wohl eine Verwechslung mit der Zuweisung der Titelkirche vor.
- Vidal, Benoît XII, 1910, S. 138, Nr. 6604–6608; 6650
- Als Abt von Montolier trat er zurück, sein Bruder bzw. Vetter Raymond Roger d’Aure wurde sein Nachfolger (Vidal, Benoît XII, 1910, S. 130, Nr. 6527 (13 Februar 1339)); laut Schwennicke wurde Raymond Roger bereits 1333 Abt von Montolieu, was aber das Jahr des Amtsantritt von Guillaume war.
- Vidal, Benoît XII, 1910, S. 279, Nr. 8118
- Vidal, Benoît XII , 1910, S. 393, Nr. 9143
- Mahul, S. 107