Guillaume Gouffier

Guillaume Gouffier (* um 1435; † 23. Mai 1495 in Amboise) war ein französischer Adliger des 15. Jahrhunderts. Die Gunst, die König Karl VII. ihm entgegenbrachte, ist ursächlich für den kometenhaften Aufstieg seiner Familie zur Macht, der 1519 in der Erhebung seines Sohnes Artus Gouffier zum Herzog von Roannais gipfelte.

Er war Chevalier, Seigneur de Boisy[1], Baron de Roannais, de Maulévrier etc., Conseiller und Premier Chambellan des Königs, Seneschall der Saintonge, Gouverneur des Languedoc, dann Gouverneur von Touraine, Hofmeister und Gouverneur des Königs Karl VIII. während dessen Jugend.

Leben

Guillaume Gouffier war das einzige Kind von Aymeri Gouffier († vor 1436), Seigneur de Roussay, und Marguerite Motier de La Fayette. Am 14. Juni 1436 stand er unter der Vormundschaft seines Onkels Guillaume Gouffier, im Jahr darauf unter der Vormundschaft von dessen Bruder Jean, Seigneur de Bonnivet. Bereits in jungen Jahren trat er in den Dienst des Königs Karl VII., dessen Valet de Chambre er 1444 war.

Am 30. März 1449 erhielt er vom König die Herrschaft Roque-Cervière im Rouergue und am 17. Dezember des gleichen Jahres die Herrschaften Oiron, Rochefort, Le Rougnon, La Chaussée, Champagné-le-Sec und Sonnay bei Chinon, die zuvor der Generalsteuereinnehmer Jean de Barillet, genannt de Saincoins, durch Beschlagnahme verloren hatte. In einem Dokument vom 29. Januar 1450 wird er als Écuyer und Chambellan du Roy bezeichnet. Am 8. April 1450 heiratete er in Tours Louise d’Amboise, Tochter von Pierre d’Amboise, Seigneur de Chaumont, und Anne de Bueil, Schwester von Georges d’Amboise, des späteren Kardinals und Ersten Ministers Ludwigs XII. (Haus Amboise). Am 11. Juni 1451 wurde er zum Seneschall der Saintonge ernannt – und gleichzeitig für einige Jahre vom zugehörigen Eid entbunden, da er sich ohnehin ständig in der Umgebung des Königs befand.

Nach dem Tod Villequiers ernannte ihn der König am 20. November 1454 zu seinem Premier Chambellan. Nach dem Tod Karls VII. im Juli 1461 fiel er aufgrund falscher Beschuldigungen in Ungnade, verlor seine Ämter und den Saincoins-Besitz, woraufhin er sich zum Herzog von Burgund zurückzog. Am 13. Oktober 1465 wurde er rehabilitiert und erhielt den beschlagnahmten Besitz zurück. 1467 wurde er wieder in seine Ämter eingesetzt. Am 15. Juni 1472 heiratete er in zweiter Ehe in Tours Philippe de Montmorency, Dame de Vitry-en-Brie, Tochter von Jean II. de Montmorency, Premier Baron et Grand Chambellan de France, und Marguerite d’Orgemont (Stammliste der Montmorency), Witwe von Charles de Melun, Großmeister von Frankreich. 1477 erhielt er die Herrschaften Traves und Valsou, die den aufständischen Claude und Marc de Toulongeon abgenommen worden waren.

Am 10. Januar 1490 erwarb er von seinem Vetter Jacques Gouffier die Herrschaft Bonnivet. Er testierte am 15. Mai 1495, starb acht Tage später in Amboise und wurde im dortigen Franziskanerkonvent bestattet. Auf seinem Epitaph ist vermerkt, dass er Gouverneur des erstgeborenen Sohnes von König Karl VIII. und Anne de Bretagne war, d. h. von Charles Orland de France (1492–1495), der ein halbes Jahr nach ihm starb.

Seine Witwe Philippe de Montmorency überlebte ihn um knapp 16 Jahre und starb am 15. November 1516[2] in Chinon.

Ehe und Familie

Die Kinder von Guillaume Gouffier und Louise d’Amboise sind:

  • Françoise († 24. Juni 1466 (neuer Stil) in Boisy)
  • Pierre (* um 1461; X 13./14. September 1515 in der Schlacht bei Marignano[3]), Seigneur de Boisy
  • Madeleine (* um 1461; † nach 1533), Gouvernante der königlichen Kinder Frankreichs; ⚭ (Ehevertrag 16. Mai 1481 Oiron) René Le Roy, Seigneur de Chavigny et de Baussonière, Conseiller et Chambellan du Roi, Sohn von Guillaume Le Roy, Seigneur de Chavigny et du Chillou, und Françoise de Fontenays
  • Jean und Catherine (* vor 1466; † vor 1495)
  • Louise († vor 12. Mai 1487), geistlich in Saint-Louis de Poissy

Die Kinder von Guillaume Gouffier und Philippe de Montmorency sind:

Literatur

  • Étienne Pattou, Famille de Gouffier, S. 3f (online, abgerufen am 15. Januar 2022)

Anmerkungen

  1. Château de Boisy in Saint-Martin-de-Boisy, heute Teil von Pouilly-les-Nonains bei Roanne
  2. Moréri; Père Anselme: † 20. November 1516; Pattou: † 20 oder 21. November 1516
  3. Pattou: † vor 1495, da im Testament des Vaters nicht erwähnt
  4. Pattou: † 24. Juli 1525
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