Röhricht
Röhricht bezeichnet ein Biotop im Ökosystem See und eine Pflanzengesellschaft im Flachwasser- und Uferrandbereich von Gewässern. Es besteht aus großwüchsigen, schilfartigen Pflanzen (Röhrichtpflanzen) wie Schilfrohr (Phragmites australis), Rohrkolben (Typha spec.), Igelkolben (Sparganium spec.), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) und Wasser-Schwaden (Glyceria maxima); ferner aus Kalmus (Acorus calamus), Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Froschlöffel (Alisma spec.) und aus weiteren Arten.
Beschreibung, Vorkommen
Dominanzgesellschaften mit Schilf, Rohrkolben, Teichbinse, Wasserschwaden bezeichnet man als Großröhricht.
Pflanzengesellschaften mit Dominanz von Sauergräsern und Binsengewächsen (Binsen, Seggen) werden dagegen in der Pflanzensoziologie meist als Ried (Kleinröhricht; von mittelhochdeutsch riet „Schilf, Röhricht“) bezeichnet. Umgangssprachlich wird dieser Begriff in manchen Regionen Süddeutschlands allerdings synonym für Röhricht verwendet. Typische Formen sind Großseggen- und Kleinseggenried. Großseggenriede stehen pflanzensoziologisch den Röhrichten näher und werden mit diesen in einer gemeinsamen Klasse Phragmitetea geführt, während Kleinseggenriede eine eigene Klasse Scheuchzerio-Caricetea nigrae bilden.
Speziell in der Schweiz wird in Stillwasser-Röhricht (Phragmition), das sind beispielsweise die typischen Schilfgürtel der Seen, und Landröhricht (Phalaridion) unterschieden.[1]
Röhricht ist Lebensort vieler Vogelarten; so nisten hier zum Beispiel die Blässralle (Fulica atra) und die Teichralle (Gallinula chloropus); in den Halmen bauen verschiedene Rohrsänger-Arten und die Rohrammer ihre Nester. Die Unterwasserzone ist Laichplatz und Larvenhabitat verschiedener Fisch- und Amphibienarten sowie Lebensraum zahlreicher Wirbelloser. Ökologisch übernimmt Röhricht als natürliche „Kläranlage“ eine wesentliche Funktion in der Reinhaltung eines Gewässers (Selbstreinigung).
Durch zunehmende Uferbebauung und Freizeitnutzung, aber auch Eutrophierung ist dieser Lebensraum vielerorts stark gefährdet. Auf der anderen Seite führt ein ungehindertes Wachstum langfristig zur Verlandung eines Gewässers.
Große Gebiete, die unter Schutz gestellt sind, sind beispielsweise der Neusiedler See mit dem Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel im österreichischen Burgenland. Dieses brannte im Jahr 2023 auf einer Fläche 200ha aufgrund eines technischen Defekts bei einer Erntemaschine nieder.[2][3]
Rerik an der Ostsee ist seit 1938 die „Stadt im Röhricht“.
Weblinks
- Röhricht – ein monotoner Lebensraum? (vorarlberg.at)
Einzelnachweise
- Landschilf-Röhricht bei Infoflora.ch
- Nach Großeinsatz: Schilfbrand gelöscht. In: ORF.at. 2. März 2023, abgerufen am 2. März 2023.
- Großeinsatz: Erntemaschine löste Schilfbrand aus. In: ORF.at. 1. März 2023, abgerufen am 2. März 2023.