Großes Ägyptisches Museum

Das Große Ägyptische Museum (englisch Grand Egyptian Museum, kurz GEM; arabisch المتحف المصري الكبير, DMG al-Matḥaf al-Miṣrī al-Kabīr, auch Gizeh Museum) ist ein seit 2002 im Bau befindliches Museum in der drittgrößten ägyptischen Stadt Gizeh, das Ausstellungsstücke aus dem Alten Ägypten zeigen soll.

Großes Ägyptisches Museum
Logo des Großen Ägyptischen Museum
Die Baustelle im April 2021
Rendering des Museums
Daten
Ort Agypten Gizeh, Ägypten
Art
Architekt Gruppe Heneghan Peng, Dublin
Eröffnung 2023 (geplant)
Betreiber
Leitung
Atef Moftah[1]

Das Museum sollte ursprünglich 2020 teileröffnet werden.[2] Dieser Termin wurde inzwischen auf das Jahr 2023[veraltet] verlegt.[3] Nach seiner kompletten Fertigstellung soll es das größte Archäologische Museum der Welt sein.[4] Das Museum verfügt über eine Fläche von 50 Hektar, liegt etwa zwei Kilometer von der Nekropole von Gizeh entfernt in unmittelbarer Nähe der Pyramiden und ist Teil eines neuen Masterplans für das Gizeh-Plateau.

Zum Generaldirektor wurde zunächst Tarek Tawfik berufen, inzwischen wurde er von Atef Moftah abgelöst.

Geschichte

Am 5. Januar 2002 legte der ägyptische Präsident Mubarak den symbolischen Grundstein für das Große Ägyptische Museum. Die Gestaltung des Gebäudes erfolgt nach den Plänen der Architekten-Gruppe Heneghan Peng aus Dublin, die einen am 7. Januar 2002 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewonnen hatten.[5]

Die Organisatoren erhielten 1557 Entwürfe aus 82 Ländern, was das Verfahren zum zweitgrößten Architekturwettbewerb der Geschichte machte. In der zweiten Stufe des Wettbewerbs wurden 20 Bewerber aufgefordert, zusätzliche Informationen einzureichen. Die Begutachtung wurde am 2. Juni 2003 fertiggestellt. Für den Siegerentwurf erhielt Heneghan Peng eine Prämie von 250.000 US-Dollar. Der zweite Platz ging an Coop Himmelblau. Héctor Vigliecca und Luciene Quel (Brasilien), Ruben Verdi (Italien), Michael Zimmermann, Engel und Zimmermann (Deutschland), Fernando Pardo Calvo y Bernardo Garcia Tapia, Nuno Filipe Morais Monteiro (Portugal) sowie Martin Roubik (Tschechische Republik) erhielten lobende Erwähnung.[6] Den Auftrag für die Ausstellungsgestaltung und Szenographie erhielt 2016 das Büro Atelier Brückner aus Stuttgart.

Werkstätten des GEM Conservation Center (2015)

Am 25. August 2006 wurde in Vorbereitung der Errichtung des Museums die Statue Ramses‘ II. vom Ramses-Bahnhof in Kairo zum Gizeh-Plateau transportiert. Die Statue, die etwa 3200 Jahre alt ist, wurde dort gereinigt und restauriert. Sie steht seit 2018 im bereits fertigen Eingangsbereich des Museums. Die Haupttreppe des neuen Museums soll von bedeutenden historischen Statuen dominiert werden.

Museumsbaustelle im April 2015

Der ehemalige Antikeminister Mamdouh al-Damaty gab im Mai 2015 bekannt, dass das Museum nach mehreren Verzögerungen im Jahr 2018 teileröffnet werden solle.[7] Allerdings wurde dieser Termin weiterhin verschoben, zunächst auf das Jahr 2020.[8] Doch wegen der Corona-Pandemie erfolgte eine nochmalige Terminverschiebung auf das Jahr 2023.[1][9]

Im August 2019 hat Premierminister Mustafa Madbuli zusammen mit Vertretern des Obersten Museums-Bauausschusses begonnen, Pläne für die Einweihungsfeier des Museums auszuarbeiten. Obwohl der endgültige Eröffnungstermin noch nicht fixiert war, sollten namhafte Vertreter aller Regierungen eingeladen werden und eine weltweite Fernsehübertragung wurde angestrebt. Ein großes Eventunternehmen wurde dazu unter Vertrag genommen. Zum Zeitpunkt des Treffens waren 88 Prozent aller Bauarbeiten abgeschlossen.

Das Museum wurde Anfang 2023 teileröffnet. Im November 2023 soll es eine immersive, digitale Multimedidia-Ausstellung namens "Tutankhamun – The Immersive"geben.[10][11]

Museumsgebäude

Das Gebäude ist auf einem Gelände zwei Kilometer westlich der Pyramiden in der Nähe einer Autobahnkreuzung gelegen. Der Grundriss des Hauptgebäudes hat die Form eines symmetrischen Trapezes. Die 800 m lange Hauptfassade ist nach dem Prinzip des Sierpinski-Dreiecks konstruiert worden.[12] Die Pläne dafür stammen von Heneghan Peng Architects, Buro Happold und Arup. Die Linien der Nordfassade und der Südfassade zeigen auf die Cheops- und die Mykerinos-Pyramide. Vor dem Gebäude befindet sich ein großer Platz, der mit Dattelpalmen bepflanzt ist. Eines der Hauptmerkmale des Museums ist die transparente Steinmauer aus Alabaster, welche die vordere Fassade des Gebäudes bildet.

Im Atrium des Eingangsbereichs sind große Statuen ausgestellt, darunter die Kolossalstatue Ramses‘ II.[13] Ein Teil der Fassade wird mit den Kartuschen bedeutender Pharaonen versehen. Erwähnt werden Cheops, Chephren, Mykerinos, Amenemhet, Sesostris, Amenophis, Thutmosis, Echnaton, Tutanchamun und Ramses. Im Museum wird es auch ein Kindermuseum, ein Kongresszentrum, ein Ausbildungszentrum und Werkstätten geben.

Kosten

Die Gesamtkosten für das Projekt werden auf 550 Millionen US-Dollar geschätzt, davon werden 300 Millionen US-Dollar durch japanische Kredite finanziert. Die verbleibende Summe wird vom ägyptischen Supreme Council of Antiquities sowie durch Spenden und internationale Geldgeber aufgebracht. Die Gesamtkosten stiegen laut Aussage des ehemaligen Direktors Tawfik inzwischen auf über eine Milliarde Dollar.[1]

Ausstellung

Totenmaske Tutanchamuns

Die Ausstellung mit etwa 50.000 Gegenständen wird rund ein Drittel der Museumsfläche einnehmen. Der Ausstellungs-Masterplan und die Museologie stammen von Metaphor und Cultural Innovations Ltd. Als Hauptattraktion wird die erste Ausstellung der nahezu vollständigen Grabbeigaben König Tutanchamuns zu sehen sein. Die Szenografie stammt von Atelier Brückner. Diese Sammlung umfasst ungefähr 5000 Gegenstände aus dessen Grab KV62 und wird Stück für Stück aus dem Ägyptischen Museum Kairo ausgelagert, wo sie aus Platzmangel nie vollständig gezeigt werden konnte. Andere Ausstellungsstücke kommen aus Museen und Lagern in Luxor, Minya, Sohag, Assiut, Bani Suwaif, Fayum und Alexandria.[14][15]

Die bisherigen Sammlungen des Alten Ägyptischen Museums mitten in Kairo wurden und werden laufend daraufhin durchgesehen, wie eine deutliche inhaltliche Trennung der beiden Museen erfolgen kann. Einige Präparate des Kairoer Komplexes werden sorgfältig restauriert und für den späteren Umzug in den Werkstattkellern gelagert oder auch nach Gizeh gebracht. Die bisher genutzten Gebäude müssen ebenfalls saniert werden.[16]

Commons: Großes Ägyptisches Museum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das GEM, Ägyptens neues Wahrzeichen, bleibt noch verschlossen auf papyrus-magazin.de; abgerufen am 12. November 2022.
  2. Nevine El-Aref: Ancient Egyptian artefacts from Al-Bahnasa arrives at the GEM, Nachricht auf Ahram Online vom 13. September 2018.
  3. Estimated Opening September or November 2022., abgerufen am 28. Februar 2022.
  4. Nancy Farghalli: Marketplace: Egypt's next big thing. In: Marketplace. American Public Media, 25. Juli 2006, archiviert vom Original am 15. Mai 2008; abgerufen am 31. Mai 2011.
  5. Yasser Mansour: The Grand Museum of Egypt. International Architecture Competition. Egyptian ministry of culture, Zamalek (Kairo) 2003, ISBN 977-305-471-3, S. 442 (books.google.com).
  6. International project competition in two stages for the design of the Grand Egyptian Museum, Cairo (Egypt) - Results (Memento vom 4. November 2014 im Internet Archive)
  7. Al-Masry Al-Youm: Great Museum to be inaugurated in May 2018. Auf: egyptindependent.com vom 10. Mai 2015, zuletzt abgerufen am 2. Juni 2017.
  8. Nevine El-Aref: Ancient Egyptian artefacts from Al-Bahnasa arrives at the GEM, Nachricht auf Ahram Online vom 13. September 2018.
  9. Egypt govs prepares ceremony for Grand Egyption Museum opening, auf www.facebook.com. Abgerufen am 22. September 2020.
  10. ‘Tutankhamun – The Immersive’ int’l premiere at GEM in November, 19. September 2023 - 10:01 PM
  11. Immersive Tutankhamun exhibition reveals the grandeur of his treasures, Alexis Wnuk, New Scientist, 2. November 2022
  12. Grand Egyptian Museum Kairo – Museum für das dritte Jahrtausend. In: Line Pipe Global. Ausgabe 09, April 2016 (smlp.eu).
  13. 3,000-Year-Old Colossal Pharaoh Statue Moved to New Home, Kristin Romey, National Geographic, 25. Januar 2018
  14. Allison Keyes: For the First Time, All 5,000 Objects Found Inside King Tut’s Tomb Will Be Displayed Together. Auf: Smithsonian.com vom 21. Dezember 2016; zuletzt abgerufen am 2. Juni 2017.
  15. Basma Ragab, Omar Abdel Hamid: The Grand Egyptian Museum: an exclusive tour by Daily News Egypt. Auf: dailynewsegypt.com vom 28. Juli 2016; zuletzt abgerufen am 2. Juni 2017.
  16. Rolf Brockschmidt: Europäische Förderung ägyptischer Museen – Bröckelnde Ikone der Ägyptologie auf www.tagesspiegel.de, 11. Dezember 2019; abgerufen am 21. August 2020.

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