Großer Doppeldecker

Der Große Doppeldecker entstand 1895 als Weiterentwicklung des Normalsegelapparates von Otto Lilienthal, des ersten in Serie gebauten (Gleit)-Flugzeugs der Geschichte. Es ist, wie dieses, ein Hängegleiter. Die Steuerung erfolgt durch Gewichtsverlagerung.

Großer Doppeldecker
Großer Doppeldecker: Die tragende Fläche des Normalsegelapparates durch eine zweite Tragfläche gesteigert, ohne die Spannweite zu erhöhen.
TypGleitflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich Deutsches Reich

Hersteller Maschinenfabrik Otto Lilienthal
Erstflug 1895
Indienststellung 1895
Produktionszeit

1895–1895

Stückzahl Unikat
Technische Zeichnung Großer Doppeldecker und im Flug Otto Lilienthal 1895

Entwicklung

Ziel war es, die tragende Fläche des erprobten Normalsegelapparates zu vergrößern, ohne dabei die Spannweite zu erhöhen, was die Steuerung durch die sehr eingeschränkten Möglichkeiten zur Gewichtsverlagerung im Lilienthalschen Cockpit weiter erschwert hätte. Lilienthal hatte im gleichen Jahr das kleinere Sturmflügelmodell bereits zum kleinen Doppeldecker erweitert. Der Große Doppeldecker baute auf den Erfahrungen auf. Er war eine der zahlreichen nur von Lilienthal selbst geflogenen Konstruktionen. Fotografisch belegt sind zahlreiche Flüge mit beiden Doppeldeckern vom Fliegeberg in Lichterfelde bei Berlin und 1896 nur mit dem Großen Doppeldecker am Gollenberg (Havelland) nahe der Gemeinde Stölln im Havelland. Es handelt sich um die ersten erfolgreichen Doppeldecker der Geschichte.

Konstruktionsdetails

Die untere Tragfläche entspricht vollständig der des Normalsegelapparates. Die obere Tragfläche ist nicht wie die untere zusammenlegbar, sondern nur in der Mitte teilbar. Damit ist auch der Doppeldecker einfach auf eine gut handhabbare Transportbreite von zwei Metern demontierbar.

Neben der angestrebten Erhöhung der Tragkraft der größeren Flügelfläche veränderte die obere Tragfläche die flugmechanischen Eigenschaften gegenüber dem Eindecker. Der höhere Auftriebsmittelpunkt führte zu stabilerem Flugverhalten und einer besseren Handhabbarkeit im Flug. Lilienthal verfolgte das Ziel, sich stärkeren Winden anvertrauen zu können, um in den von ihm angestrebten „dauerhaften Flug“ (Segelflug) zu kommen.

Technische Daten

  • Spannweite: 6,7 m
  • Gewicht: 25 kg
  • maximale Flugweiten (von Lilienthal erreicht): 250 m
  • Gleitverhältnis: 1:4

Rekonstruktion

Ein Nachbau des Großen Doppeldeckers im Juli 2019 im Flug

Das Original ist nicht erhalten. Es existieren jedoch mehrere Exemplare des zu Grunde liegenden Normalsegelapparates. Rekonstruktionen des Doppeldeckers existieren in verschiedenen Museen. Die Rekonstruktion war mit großer Genauigkeit auch durch zahlreiche detailreiche Fotografien möglich.

Untersuchungen zur Flugstabilität und -steuerung sowie praktische Flüge wurden 2019 durch Markus Raffel vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt durchgeführt.[1][2] Die Versuche waren eine Weiterführung der bereits 2016 erfolgten aerodynamischen und flugmechanischen Untersuchung des Normalapparates durch das Institut.[3][4]

Literatur

  • Zum Flugzeugbau Lilienthals: Stephan Nitsch: Vom Sprung zum Flug. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1991, ISBN 3-327-01090-0, Neuauflage unter dem Titel Die Flugzeuge von Otto Lilienthal. Technik – Dokumentation – Rekonstruktion. Otto-Lilienthal-Museum Anklam 2016, ISBN 978-3-941681-88-0

Siehe auch

Commons: Großer Doppeldecker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Robert Gast, Markus Raffel: Man denkt, man kann wirklich fliegen. Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, 3. Oktober 2019, abgerufen am 4. Oktober 2019.
  2. DLR-Mitarbeiter gelingt Flug mit Nachbau von Otto Lilienthal. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), 18. September 2019, abgerufen am 4. Oktober 2019.
  3. Bärbel Wiethoff: Forscher testen Lilienthal-Gleiter in Göttingen. NDR – Norddeutscher Rundfunk, 19. Mai 2016, abgerufen am 19. Mai 2016.
  4. Anfänge des Fliegens: Lilienthal-Flugapparat besteht Test im Windkanal. In: Wissenschaft. Spiegel Online, 18. Mai 2016, abgerufen am 18. Mai 2016: „An der Konstruktion kann der Absturz demnach nicht gelegen haben.“
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