Griend
Griend (historisch auch Grind, Gryn oder Grynde) ist eine unbewohnte Insel im westfriesischen Wattenmeer etwa 18 Kilometer östlich der niederländischen Insel Vlieland und gut 12 Kilometer nordwestlich der niederländischen Stadt Harlingen. Verwaltungstechnisch gehört die Insel zum Gebiet der Gemeinde Terschelling. Griend ist die höchste Erhebung der Ballastplaat, einer Wattenplatte zwischen den Inseln Vlieland und Terschelling sowie dem niederländischen Festland. Sie hat eine Länge von zwei Kilometern bei einer Breite von nur wenigen hundert Metern und ist bei normalem Hochwasser etwa 82 Hektar groß.
Griend | ||
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Gewässer | Nordsee | |
Inselgruppe | Westfriesische Inseln | |
Geographische Lage | 53° 15′ N, 5° 15′ O | |
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Einwohner | unbewohnt |
Geschichte
Im Mittelalter war die Insel bewohnt, auf ihr befand sich eine befestigte Siedlung mit dem Namen Stedeke Gryn, die um 1220 durch Siard von Mariengaarde zu einer mit Gräben und Wällen geschützten Stadt ausgebaut wurde, in der es auch eine Hochschule sowie ein Kloster gab.[1] Griend war zu Beginn des 13. Jahrhunderts durch florierenden Handel mit dem Hinterland eine wohlhabende Insel, vor allem berühmt für ihren Käse. Durch ständige Küstenabbrüche wurde die Insel stets kleiner, einige durch die Bewohner unbedacht angelegte Kanäle trugen ihren Teil zur Erosion bei. Die Siedlung wurde schließlich durch die Luciaflut im Dezember 1287 nahezu vollständig zerstört.[2] Griend wurde danach bis ins achtzehnte Jahrhundert lediglich von einigen Bauern bewohnt, die ihre Häuser auf Warften errichtet hatten. Um 1800 war Griend nur noch ca. 25 Hektar groß und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 7 Metern pro Jahr in südöstlicher Richtung. Die Bewohner hatten die Insel zu dieser Zeit bereits verlassen. Durch die Wanderung der unbefestigten Insel gingen vorhandene Gebäude im Laufe der Zeit unter.
Die Insel wurde, nachdem die bisherigen Einwohner sie verlassen hatten, von den Einwohnern Terschellings als Weidegebiet für ihre Schafe und zur Heugewinnung genutzt. Des Weiteren wurden auch die Eier von Möwen und Seeschwalben zum Verzehr dort gesammelt. Im Jahre 1916 kaufte die Vereniging Natuurmonumenten die Weiderechte und versuchte durch die Überwachung der Vogelkolonien den Eierdiebstahl zu bekämpfen.
Griend heute
Griend ist heute ein niederländisches Naturschutzgebiet und nicht öffentlich zugänglich. Heute sind auf Griend außer dem Pfahlgebäude, das lediglich vom Vogelwart bewohnt wird sowie der Bake, die sowohl als Richtzeichen wie auch als Rettungsstation dient, keine weiteren Gebäude mehr vorhanden. Die heutige Insel Griend liegt mittlerweile an einer gänzlich anderen Position als noch im Mittelalter. Die abgesehen von einem oder zwei Vogelwarten jetzt unbewohnte Insel ist eher eine nur wenige Meter über Normalhöhennull liegende Sandbank auf der Ballastplaat mit entsprechender Flora und Fauna.
Da Griend nicht durch Deiche geschützt wird, wandert die Insel auch heute noch langsam ostwärts. Um die Insel vor weiteren Landverlusten zu schützen, wurden am Südrand einige Dämme gebaut. Um 1988 wurde die Insel durch den Bau eines niedrigen Sanddeichs entlang der Nordseite verstärkt, seither ist die Erosion gestoppt und die Fläche der Insel wächst wieder langsam.
Natur
Auf der flachen Insel brüten zahlreiche Arten von Seevögeln, so beherbergt Griend u. a. die größte Brandseeschwalbenkolonie Westeuropas. Jedes Jahr brüten mehr als 10.000 Brutpaare auf der Insel. Weiterhin ist Griend auch Brutgebiet für Fluss-Seeschwalben, Küstenseeschwalben, Eiderenten, Brandgänse, Austernfischer, Rotschenkel, Lachmöwen, Sturmmöwen, Heringsmöwen, Mantelmöwen und Silbermöwen. Gelegentlich brüten hier auch Schwarzkopfmöwen und Sumpfohreulen. Seit dem Anlegen des Sanddeichs ist die Insel auch durch Waldmäuse besiedelt.
Einzelnachweise
- J. van Leeuven, It aade Friesche terp of Kronyk der Geschiedenissen van de Vrye Friesen, Leeuwarden, 1834: "Omtrent den jaare 1220 is Gryn [...] door Siardus, mogelyk Sierd Siersma, Abt van Lidlum, met gragten en wallen voorzien, en tot een stad gemaakt; alwaar ook een schoole van geleerdheid of Academie wierd gesticht."
- J. van Leeuven, It aade Friesche terp of Kronyk der Geschiedenissen van de Vrye Friesen, Leeuwarden, 1834: "In den jaare 1287 waayde het zo een geweldige stormwind dat alle de dyken rondom Friesland doorbraaken waar door kerken en huizen wegspoelden. Van het stedeke Gryn bleeven geen 10 huizen staan en het getal der verdronkene menschen was wel 80000."
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