Graukresse
Die Graukresse (Berteroa incana), auch Gewöhnlich-Graukresse genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Graukressen (Berteroa) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Das natürliche Verbreitungsgebiet liegt in Eurasien und sie ist in Nordamerika ein Neophyt. Auffallend ist die graugrünfilzige Behaarung, eine Anpassung, um Trockenheit zu überstehen.[1]
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Graukresse (Berteroa incana) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Berteroa incana | ||||||||||||
(L.) DC. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Graukresse ist eine ein- oder zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 80, in seltenen Fällen auch bis zu 110 Zentimetern erreicht.[2] Sie ist graugrünfilzig mit Sternhaaren bedeckt.[1] Es wird ein einzelner oder einige wenige Stängel gebildet, die aufrecht stehen und sich häufig verzweigen.
Die Grundblätter sind gestielt, verkehrt-lanzettlich und 3,5 bis 8 (selten ab 2,5 bis 10) Zentimeter lang mit welligem oder ganzrandigem Blattrand. Zur Blütezeit sind sie meist verdorrt. Die am Stängel wachsenden Blätter sind sitzend und ganzrandig, spitz oder abgestumpft.
Generative Merkmale
Es werden schirmtraubige Blütenstände gebildet. Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die Kelchblätter stehen aufrecht und werden 2 bis 2,5 Millimeter lang. Die Kronblätter sind weiß, (4 bis) 5 bis 6,5 (bis 8) Millimeter lang[2] und tief gespalten.[1] Die Staubfäden sind weiß. Die Staubbeutel sind länglich und 0,5 bis 1 Millimeter lang.[2]
Die Schötchen sind bei einer Länge von meist 5 bis 8,5 Millimetern sowie einer Breite von 2,5 bis 4 Millimetern im Umriss länglich bis elliptisch.[2]
In China blüht die Graukresse von Mai bis August und die Früchte reifen von Juni bis September.[2] Für Deutschland wird die Blütezeit mit Juni bis Oktober angegeben.[3]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[2]
Ökologie
An der Basis der Staubblätter wird Nektar abgesondert. Bestäuber sind Schwebfliegen, Bienen und Schmetterlinge.[1]
Vorkommen
Ihr eurasiatisches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Sibirien und Kasachstan über den Kaukasus bis nach Südost-, Mittel- und Nordeuropa (Dänemark).[4] In Nordamerika ist sie ein Neophyt.[2]
In Mitteleuropa wächst sie in der collinen bis montanen Höhenstufe auf sandigen und steinigen, trockenen Ruderalflächen und an Wegrändern.[1][5] Berteroa incana ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Berteroetum incanae aus dem Verband Dauco-Melilotion, kommt aber auch in stickstoffbeeinflussten Gesellschaften der Klassen Sedo-Scleranthetea oder Agropyretea vor. Man findet sie gern zusammen mit der Dach-Trespe (Bromus tectorum) oder Arten der Gattung Nachtkerzen (Oenothera).[6] Die Art steigt im Engadin bis 1700 Meter Meereshöhe auf.[7]
In Österreich tritt die Graukresse im pannonischen Gebiet sehr häufig auf, sonst zerstreut bis selten.[5]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1+ (trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[8]
Systematik
Die Graukresse (Berteroa incana) ist eine Art aus der Gattung Graukressen (Berteroa) und zählt damit zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Innerhalb der Familie gehört sie zur Tribus Alysseae.[4]
Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1753 Carl von Linné unter dem Basionym Alyssum incanum.[9] Robert Brown stellte sie als Farsetia incana (L.) R.Br. zur Gattung Farsetia. Augustin Pyrame de Candolle stellte sie 1821 in die Gattung Berteroa.[10]
Der wissenschaftliche Gattungsname der Berteroa ehrt den italienischen Botaniker und Arzt Carlo Giuseppe Luigi Bertero (1789–1831). Wegen der grauen Behaarung wählte Linné das Artepitheton incana, was im Lateinischen „grau“ bedeutet.[1]
Trivialnamen
Als weitere Bezeichnung für die Graukresse ist für Schlesien auch der Name weiße Wegekresse belegt.[11]
Verwendung
Das aus den Samen gewonnene „Kresseöl“ wird lokal als Speiseöl oder als technisches Öl genutzt.[12]
Inhaltsstoffe und Toxizität
Die Pflanze ist für Menschen ungiftig, aber sowohl frisch als auch im getrockneten Zustand toxisch für Pferde. Der Verzehr von Graukresse kann bei Pferden zu Apathie, Ödemen an den Gliedmaßen, Bewegungsunlust, Steifigkeit, Fieber, Fressunlust, erhöhter Pulsfrequenz und Fehlgeburten führen. Große Mengen können auch den Tod des Pferdes zur Folge haben.[13]
In Samen der Graukresse wurden die Senfölglycoside Glucoberteroin und Glucoalyssin nachgewiesen.[7]
Quellen
Literatur
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 87.
Einzelnachweise
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 87.
- Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Berteroa. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2001, ISBN 0-915279-93-2, S. 65 (englisch, online – PDF-Datei).
- Frank Müller, Christiane M. Ritz, Erik Welk, Karsten Wesche (Hrsg.): Gefäßpflanzen: Grundband (= Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler †. Band 2). 22. Auflage. Springer Spektrum, Berlin 2021, ISBN 978-3-662-61010-7, S. 551.
- Berteroa incana im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 23. November 2010.
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 646.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 455.
- Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Seite 292–293. Verlag Carl Hanser, München 1958.
- Berteroa incana (L.) DC. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 21. September 2022.
- Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 650 (Digitalisat ).
- Augustin Pyrame de Candolle: Regni vegetabilis systema naturale, sive Ordines, genera et species plantarum secundum methodi naturalis normas digestarum et descriptarum. Band 2. Treuffel & Würtz, Paris 1821, S. 291 (Digitalisat ).
- Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 23, online.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 142.
- https://vtg-tiergesundheit.de/Pferd/Blog/Giftpflanzen-fuer-Pferde
Weblinks
- Berteroa incana (L.) DC., Graukresse. auf FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Graukresse. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)