Herrschaft Bilstein

Die Herrschaft Bilstein war eine dynastische Herrschaft mit weitläufigem Besitz im Gebiet der heutigen Bundesländer Hessen und Thüringen.

Geschichte

Die Grafen Wigger

Ihr Beginn wird mit dem Grafen Wigger I. vermutet, der urkundlich seit 967 und bis 981 über ausgedehnte Grafschaftsrechte und Grundbesitz in der Germarmark an der mittleren Werra (Raum Frieda und Eschwege), am Hainich (Bad Langensalza, Schlotheim, Mühlhausen und Oberdorla) und im Obereichsfeld verfügte.[1] Wigger(us) stiftete 987 die erste Kirche in Dorla.[2]

Der Streubesitz der Grafen Wigger erstreckte sich über Dornburg an der Saale bis in den Raum Zeitz, wo er 965–981 als Markgraf von Zeitz beurkundet ist. Die Familie war neben den Ekkehardinern, den Grafen von Kevernburg, den Grafen von Schwarzburg und den Grafen von Weimar ein weiteres mächtiges Grafengeschlecht im Thüringen des 10. bis 12. Jahrhunderts.

Die Grafen von Bilstein

Grabkapelle derer von Bilstein in der Klosterkirche Abterode

Ihre Nachkommen nannten sich von etwa 1130 an nach ihrem Stammsitz, der Burg Bilstein, im Höllental westlich von Albungen, einem heutigen Ortsteil von Eschwege. Diese Burg soll um 1100 von ihnen selbst erbaut worden sein. In dieser Zeit gerieten sie in militärische Auseinandersetzungen mit den Grafen von Northeim, die um 1105/1110 den Grafen Rugger (Rüdiger) I. von Bilstein besiegt und die erste, noch schwach befestigte Burg Bielstein zerstört hatten. Der Nachfolger, Rugger II. von Bilstein, behauptete sich mit der neu erbauten Burg Bilstein und begann das Gebiet um die Burg, die Wälder am Hohen Meißner, als Rodungsherrschaft auszubauen. Er begründete zu diesem Zweck auch das Kloster Germerode, welches zum Hauskloster der Familiendynastie wurde.[3] Der Leitname Bilsteiner wurde später rückwirkend auch auf die früheren Mitglieder der Familie angewandt.

Burggrafenämter

Für die Ludowinger bestand im 12. Jahrhundert die Notwendigkeit, alle Aufgaben zur Verwaltung der Wartburg, insbesondere auch die ständige Sicherung und wehrtechnische Verbesserung der Festungsanlage, in die Hände eines Bevollmächtigten zu geben; dieser hatte das Amt eines Burggrafen der Wartburg inne. Mit den Grafen von Wartburg, die auch zeitgleich im frühen 13. Jahrhundert als Burggrafen von Brandenburg auf der benachbarten Brandenburg in Erscheinung treten, kam hier eine Seitenlinie der Grafen von Bilstein zu hohen Ehren, die nicht blutsverwandt mit der Familie der Ludowinger war.[4]

Niedergang und Ende

Graf Otto II. von Bilstein verkaufte 1301, mit Einwilligung seiner Frau Katharina, die bilsteinischen Lehen und danach auch seinen Allodialbesitz an Landgraf Heinrich I. von Hessen.[5] Mit ihm starb 1306 das Grafengeschlecht aus.

Verbindung zu anderen Adelsgeschlechtern

Es gibt Vermutungen, dass die Grafen von Bilstein mit den Edelherren von Bilstein in Westfalen verwandt waren.

Laut der Reinhardsbrunner Chronik des Mönchs Johannes Caput aus dem Kloster Ilfeld erbaute ein Elger von Bilstein an der Werra die Ilburg und nannte sich Graf von Ilfeld. 1162 vermählte sich ein Adeliger von Ilfeld mit Lutrude von Hohnstein und nannte sich danach Ilfeld-Hohnstein, dann ab 1182 nur noch von Hohnstein.[6]

Namensträger

  • Wigger I. (962), Markgraf der Germarmark (um Mühlhausen)
  • Wigger II.
  • Rugger I. (1071), hatte Grafschaftsrechte in Martinfeld (bei Heiligenstadt)
  • Rugger II., Graf von Bilstein, Gründer des Klosters Germerode
  • Otto I., Erbauer de Klosterkirche Germerode
  • Otto II. († 1306), Graf von Bilstein, der letzte seines Geschlechts im Mannesstamm

Literatur

  • Karl Kollmann: Die Grafen Wigger und die Grafen von Bilstein. Hrsg.: Historische Gesellschaft des Werratals. Bischhausen / Eschwege 1980.
  • Gustav Eisentraut: Der Bilstein im Höllental bei Albungen (und benachbarte Befestigungen). Hrsg.: Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde. Band 14, 1902.

Einzelnachweise

  1. Raymund Falk: Die Wüstung Reichensachsen bei Heyerode und die Besiedlung der Hainich-Mittelgebirgslandschaft. In: Verein für Eichsfeldische Heimatkunde (Hrsg.): Eichsfeld-Jahrbuch. Heft 1. Mecke Druck und Verlag, Duderstadt 1993, S. 151–155 (Abschnitt zur «Erphol-Schenkung»).
  2. Johann Wolf: Eichsfeldische Kirchengeschichte : mit 134 Urkunden. Göttingen 1816, S. 72
  3. Rudolf Knappe: «Bilstein» Gem. Albungen, Eschwege. In: Mittelalterliche Burgen in Hessen. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 60–61.
  4. Walter Heinemeyer: Das Marburger Landgrafenschloß und die Wartburg – Marburg und Eisenach. In: Historische Kommission für Hessen (Hrsg.): Hessen und Thüringen – von den Anfängen bis zur Reformation. Eine Ausstellung des Landes Hessen. Katalog. Wiesbaden 1992, ISBN 3-89258-018-9, S. 41.
  5. Urkunde vom 14. Mai 1301 im Staatsarchiv Marburg: Graf Otto von Bilstein verkauft dem Landgrafen Heinrich seine Lehngüter in (Nieder-)Hessen (Hassia) von dem Flusse Werra (Gewerra) an bis zu dem Walde Hecheno (Memento des Originals vom 3. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cgi-host.uni-marburg.de.
  6. Grafen von Honstein-Ilfeld auf Genealogie-Mittelalter.de
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