Grabmal Ernst Mundt
Das Grabmal Ernst Mundt ist ein denkmalgeschütztes Grabmal auf dem Friedhof der Evangelischen Kirchengemeinde in Bützow im Landkreis Rostock.
Grabmal Ernst Mundt | |
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Daten | |
Ort | Bützow, Friedhof |
Baustil | Kleindenkmal |
Baujahr | 1920 |
Koordinaten | 53° 50′ 50,4″ N, 11° 57′ 43,5″ O |
Besonderheiten | |
Bützower Baudenkmal Nr. 0269 |
Gedenkstein
Gestaltung
Der auf einem gemauerten Sockel freistehende Granit besteht aus einem zwei Meter hohen Findling. Auf dem Findling befinden sich eine Inschrift und eine Gedenktafel.
Inschrift
unsere lieben Eltern
Ernst Mundt
* 25. Januar 1886 † 19. März 1920
Wilhelmine Mundt
* 22. November 1883 † 19. Juni 1939
Inschrift Gedenktafel
Die ursprüngliche Gedenktafel aus dem Jahr 1920 wurde um 1980 durch eine Granittafel ersetzt.
Bützow
Im Kapputsch
erschossen
1920 in Tarnow
Geschichte
Ernst Mundt
Ernst Wilhelm Karl Mundt (* 25. Januar 1886 in Tarnow),[1] wurde als Kind des in Tarnow (Domanialamt Bützow) lebenden Häuslers Johann Christian Friedrich Mundt und dessen Frau, Sophie Luise Friederike, geb. Martens geboren. Mundt arbeitet als Knecht im landwirtschaftlichen Kleinbetrieb des Vaters, den er 1903 nach dessen Tod übernahm. Um seine Familie ernähren zu können, war er auch als Fuhrunternehmer tätig. Nach der Gründung der Weimarer Republik schloss sich Mundt 1919 dem Arbeiterproletariat an. Er beteiligte sich am Kampf gegen die Putschisten des Kapp-Lüttwitz-Putsches und wurde bei diesem am 19. März 1920 in Tarnow erschossen.
Generalstreik in Bützow
Auch in Bützow wurde am 14. März 1920 auf einer Versammlung der Bützower Ortsgruppe der KPD und der Ortsleitung der SPD in der Gaststätte Landers im Ellernbruch der Generalstreik beschlossen und ein Aktionsausschuss aus Vertretern der Arbeiterparteien und der Gewerkschaften, die für die Durchführung des Generalstreiks verantwortlich waren, gewählt. Nun galt es für die Arbeiter, Waffen zu besorgen, um eventuellen Angriffen der Putschisten begegnen zu können.
Am 15. März wurde ab 6 Uhr in Bützow gestreikt. Die Maschinen in sämtlichen Fabriken standen still, alle Geschäfte waren geschlossen, nur die Lebensmittelgeschäfte wurden von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Der Aktionsausschuss sicherte und kontrollierte die Durchführung des Generalstreiks, dem sich auch die Landarbeiter der Umgegend und die Lehrer der Volks- und Bürgerschule anschlossen. Es war bekannt, dass von den Kräften der Reaktion in den umliegenden Dörfern Waffen versteckt worden waren. Nach gründlicher Suche wurden 120 Gewehre mit Munition gefunden. Am späten Nachmittag desselben Tages fand eine Versammlung statt. Der Aktionsausschuss erstattete Bericht. Es wurde der Antrag angenommen, sofort einen Demonstrationszug durch die Stadt bis zum Marktplatz zu veranstalten. Die Streikleitung begab sich auf den Balkon des Rathauses, um Ansprachen zu halten.[2][3]
Entwaffnung der Zeitfreiwilligen in Katelbogen bei Bützow
Am 18. März marschierte eine Einheit von Zeitfreiwilligen reaktionären Staatsgegnern von Rostock nach Katelbogen, verfolgt von Rostocker Arbeitern. Am Abend verließen etwa 150 bewaffnete Bützower Arbeiter die Stadt, um sich mit den Rostocker Arbeitern in Katelbogen zu vereinigen. Die Zeitfreiwilligen, die sich im Schloss festgesetzt hatten, wurden in den frühen Morgenstunden des 19. März zur Übergabe gezwungen und entwaffnet. Rund vier Kastenwagen voller Waffen und Munition wurden beschlagnahmt. Ein Teil der erbeuteten Waffen und der Munition wurde der Bützower Arbeiterwehr zur Verfügung gestellt. Somit war auch in Bützow der Putschversuch gescheitert.[2][3]
Mord des Arbeiters Ernst Mundt
Der Arbeiter Mundt erhielt den Auftrag, am 19. März Waffen nach Tarnow zu bringen. Die Nachricht, dass das Fuhrwerk unterwegs war, wurde den Tarnower Genossen telefonisch übermittelt. Dieses Gespräch wurde von der Post dem Reichswehrkommando in Güstrow verraten. Ein Lastkraftwagen mit Soldaten traf ungefähr zur gleichen Zeit mit Mundt in Tarnow ein. Mundt wurde von der Soldateska zum Haus seiner Mutter geschleppt und dort erschossen. Ein von Bützow aus sofort abgerückter Trupp der Arbeiterwehr kam zu spät, die Reichswehr hatte das Dorf mit dem Mundtschen Fuhrwerk schon wieder verlassen. Als ein paar Tage später der Generalstreik abgebrochen wurde, wütete die Justiz unter der Arbeiterschaft. Viele von ihnen wurden verurteilt, den Putschisten Kapp und Lüttwitz geschah nichts. Die Mörder von Ernst Mundt wurden freigesprochen.[2][3]
Begräbnis Ernst Mundt
Am 23. März 1920 fand das Begräbnis Ernst Mundts statt, die gesamte Arbeiterschaft Bützows und der umliegenden Dörfer gaben ihm das letzte Geleit.[4]
Erinnerungskultur in der DDR
Der erschossene Arbeiter Mundt wurde nach Gründung der DDR Bützows „Held der Arbeiterklasse“. Ihm zu Ehren wurden Volkseigene Betriebe benannt.[5][6]
- VEB Möbelwerke „Ernst Mundt“ in Bützow mit gemauertem Mahnmal (Mahnmal nicht mehr vorhanden)
- VEB Sägewerk „Ernst Mundt“ in Bützow
- LPG "Ernst Mundt" in Tarnow
Bützower Baudenkmal Nr. 0269
Dem Bützower Baudenkmal Nr. 0269 sind folgende Denkmale und Kleindenkmale untergliedert:
- Friedhof
- Friedhofskapelle
- Mausoleen
- Jüdischer Friedhof
- Ehrenfriedhof mit Mahnmal für Opfer des Nationalsozialismus
- Grabmal Ernst Mundt
- Grabmal Wilhelm Paschen und Frau
- Grabmal Heinrich Lenschau
Weblinks
- Denkmalliste des Landkreises Rostock A ‐ Z (Stand: 10. Februar 2021; PDF, 497 KB)
- Ernst Mundt in der Datenbank Find a Grave (englisch)
Einzelnachweise
- Ancestry: Evangelisch-lutherische Gemeinden Mecklenburg-Schwerin. In: Mecklenburg, Deutschland, Kirchenbuchduplikate. 1885 (ancestry.de).
- Pädagogisches Kreiskabinett des Kreises Bützow: Der Kampf der Arbeiterklasse nach dem 1. Weltkrieg (1914–1918). In: Der Kreis Bützow-Arbeitsmaterial zum Heimatkundeunterricht. Bützow 1985.
- Wolfgang Schmidtbauer: Dem Feind die Faust. In: Zum 50. Jahrestag der Niederwerfung des Kapp-Putsches. Bützow 1970.
- Begräbnis des Arbeiters Ernst Mundt in Bützow. In: Mecklenburgische Volks-Zeitung Nr. 67. Rostock 28. März 1920.
- Bert Kondruss: Volkseigene Betriebe in der DDR. 2023 (mil-airfields.de).
- Bützower Zeitung: Sie siegten, weil sie einig waren. In: Schweriner Volkszeitung Nr. 157. Schwerin 8. Juli 1955.