Grąbczyn
Grąbczyn [ˈɡrɔmpt͡ʂɨn] (deutsch: Grumsdorf) ist ein Dorf im Landkreis Szczecinek (Neustettin), Woiwodschaft Westpommern, im Nordwesten Polens. Es liegt ca. 17 km nördlich von Szczecinek und 145 km östlich von der Landeshauptstadt Szczecin (Stettin).
Geschichte
Grumsdorf gehörte ursprünglich zum Bistum Cammin. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde es Teil von Hinterpommern und dem Kreis Fürstenthum zugeordnet. 1872 wurde der Kreis Fürsthentum in die drei Kreise Bublitz, Kolberg-Körlin und Köslin aufgeteilt, Grumsdorf wurde Bublitz zugeteilt. Als der Landkreis Bublitz 1932 aufgelöst bzw. mit Köslin zusammengelegt wurde, wurde Grumsdorf in den Landkreis Neustettin eingegliedert.[1] Zu Grumsdorf gehörten die Vorwerke Porster und Schacht.[2]
Grumsdorf liegt am Ufer des Jezioro Wierzchowo (deutsch: Virchowsee) und wurde bereits im frühen Mittelalter besiedelt. Davon zeugen Spuren eines Burgwalls auf einer Halbinsel direkt am See sowie gefundene Keramik-Reste. Jüngste Forschungen legen den Verdacht nahe, dass auf der Halbinsel bereits im Mesolithikum gesiedelt wurde. Hierauf deuten Feuersteinartefakte hin, die von einem Forschungsteam der Universität Danzig bei Grabungen in den Jahren 2022/23 gesichert wurden.[3] Der Fluss Gwda fließt hier in den See ein.
Grumsdorf wurde von Peter I. von Somnitz etwa 1560 als Gutssitz auf einer wüsten Feldmark erbaut, welche er von den Herzogen von Pommern gekauft hatte.[4] Peter von Somnitz war Burghauptmann von Cösslin, Herr auf Bewersdorf und im nahe von Grumsdorf gelegenen Gönne. Er war Teil der hinterpommerschen Adelsfamilie Somnitz. Sein Sohn, Peter II., wurde nach ihm Gutsherr von Grumsdorf. Peter II. war Hauptmann und Burgrichter zu Neustettin. Nach dessen Tod im Jahre 1646 wurde dessen zweitgeborener Sohn, Lorenz Christoph von Somnitz, Erbherr auf Grumsdorf.[5] Lorenz Christoph ist der bekannteste Vertreter seines Adelsgeschlecht. 1654 wurde er kurbrandenburgischer Wirklicher Geheimer Rat. Nachdem er gemeinsam mit seinen Söhnen und nächsten Vettern am 6. Juni 1655 von Kurfürst Friedrich Wilhelm mit dem Erbkämmereramt des Herzogtums Hinterpommern und des Fürstentums Cammin belehnt worden war, wurde er 1656 von ihm zum Kanzler ernannt. Gemeinsam mit seiner ersten Ehefrau, Dorothea von Kleist, zeugte er vier Kinder. Sein Sohn Dubislaus, Hof- und Kammergerichtsrat, wurde Erbherr auf Grumsdorf.[6]
1803 ging das Gut von der Familie von Somnitz in den Besitz der Familie von Joeden-Koniecpolski über. Zunächst war Leberecht von Joeden-Koniecpolski der Besitzer, nach seinem Tod wurde es an die Erben verpachtet. Der letzte dieser Pächter war Franz von der Osten, ein Schwiegersohn des Verstorbenen. Etwa um 1900 übernahm Alexander von Joeden das Gut, da er aber als Offizier in Stettin tätig war, ließ er das Gut durch Administratoren verwalten. Etwa 1905 nahm Major von Joeden Abschied vom aktiven Militärdienst und übernahm das Gut. Laut deutschsprachigem Teil der amerikanischen Zeitung Indiana Tribune, feierte die Familie von Joeden-Koniecpolski am 25., 27. und 28. Juni 1903 das 100-jährige Jubiläum ihrer Besitznahme des Guts. Neben anderen Stiftungen soll bei dieser Gelegenheit eine Grumsdorfer Volksbibliothek mit 5000 Bänden gegründet worden sein.[7]
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Grumsdorf, bedingt durch das ansässige Gut, stark landwirtschaftlich geprägt. 1905 existierten im Ort eine Dampfbrennerei und eine Molkerei, die beide zum Gut gehörten.[8] 1921 ist auch eine Stellmacherei verzeichnet.[9] Im Ort ansässig waren auch eine Kolonialwarenhandlung und die Gaststätte "zum Virchowsee" mit Saal.[10] Bis Ende der 1940er Jahre war auch eine evangelische Kirche im Dorf vorhanden. Diese war ursprünglich dem Pfarramt Kasimirshof zugeordnet, danach dem Pfarramt Wurchow. 1930 wurde direkt neben der Kirche ein Schulgebäude mit zwei Klassenräumen und zwei Lehrerwohnungen errichtet.
Am 26. Februar 1945 rückte die russische Armee in Grumsdorf ein und vertrieb die Einwohner. Nach Kriegsende wurde Grumsdorf zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Grumsdorf erhielt den polnischen Namen Grąbczyn. Es begann die Zuwanderung von Polen.
Einzelnachweise
- http://www.landkreis-neustettin.de/haupt/grumsdorf.html
- GOV :: Grumsdorf. Abgerufen am 29. März 2024.
- https://naukawpolsce.pl/aktualnosci/news%2C98216%2Cokolice-grabczyna-mogly-byc-zasiedlone-na-dlugo-przed-powstaniem-grodziska
- Pommersches Wappenbuch, 2. Band, J.T. Baghmil, 1843 Stettin, S. 30
- Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern: II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 563, Nr. 35
- http://von-somnitz.de/fam_main.htm
- http://www.landkreis-neustettin.de/haupt/grumsdorf.html
- Paul Niekammer (Hrsg.): Pommersches Güter-Adressbuch 1905. 1905, S. 96.
- Julius Ernst (Hrsg.): Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch Pommern 1921. 1921, S. 128.
- Unbenanntes Dokument. Abgerufen am 29. März 2024.