Gottlieb Heinrich Heer

Leben

Familie

Gottlieb Heinrich Heer war der Sohn des Fabrikdirektors und Auslandschweizers Joseph Emil Heer und dessen Ehefrau Anna (geb. Steiner; † 1956).[1] Sein Onkel war der Schriftsteller Jakob Christoph Heer und seine Cousine die Bildhauerin Margrit Gsell-Heer.[2]

Ab 1944 war er mit der späteren Literaturkritikerin Nelly (auch Nelli), der Tochter von Johann Heinrich Heusser, verheiratet. Seine Ehefrau promovierte 1942 mit ihrer Dissertation Barock und Romantik – Versuch einer vergleichenden Darstellung zur Dr. phil. 1971 wurde sie als Vizedirektorin in die Schulleitung der Kantonsschule Küsnacht aufgenommen.

Werdegang

Gottlieb Heinrich Heer wuchs in der Heimatstadt seines Vaters Winterthur auf und besuchte die dortige Kantonsschule. Nach der Schule immatrikulierte er sich zu einem Studium der deutschen Literaturgeschichte, Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Bern, das er 1924[3] an der Universität Zürich fortsetzte. Mit seiner Dissertation Das Naturerlebnis Heinrich Federers: Grundzüge seiner künstlerischen Gestaltung und seiner psychologischen Deutung promovierte er 1930 in Bern zum Dr. phil.

Nach seinem Studium betätigte er sich als freier Schriftsteller in Ermatingen, Rüschlikon und ab 1947 in Zürich. In dieser Zeit war er auch Journalist und Redaktor der Schweizer Bücherzeitung[4] und Mitarbeiter der Neuen Zürcher Zeitung. Im September 1939 wurde er zum Aktivdienst einberufen.

Schriftstellerisches und öffentliches Wirken

Gottlieb Heinrich Heer schrieb bereits 1927 im Joggeli-Kalender, der vom Verlag (heute Jean Frey AG) von Jean Frey (1861–1951)[5] herausgegeben wurde[6].

Er veröffentlichte Novellen, Legenden, historische Romane, heimatkundliche Sachbücher, Bühnenstücke und schrieb Texte zu Fotobänden, so unter anderem 1952 zu Bilder aus dem Unter-Engadin und 1960 zum Band Bergland Graubünden.

1942[7] engagierte er sich in der Schweizerischen Winterhilfe[8], die 1936 durch den Nationalrat Fritz Charles Wüthrich (1893–1976)[9] gegründet worden war[10].

Im Rahmen der Aktion Pro Sihltal, verbunden mit einer Ausstellung 1948 im Zürcher Helmhaus, veröffentlichte er seine Schrift Das Buch vom Sihltal. Im selben Jahr nahm er auch als Schweizer Delegierter am XX. PEN-Kongress in Kopenhagen teil.[11]

Die Schweizerische Schillerstiftung verteilte an ihre Mitglieder 1950 verschiedene Bücher, hierzu gehörte Die Krone der Gnade von Gottlieb Heinrich Heer.[12]

Er schrieb auch für den 1956 von Samuel Schmitt gegründeten Viernheim-Verlag-Viernheim, der in Auflagen mit höchstens 333 Exemplaren veröffentlichte. Weiterhin veröffentlichte er verschiedene Rezensionen[13][14].

Zu seinen Publikationen nahm er auch an einer Vielzahl von Autorenlesungen teil und trat im Radio auf.[15]

Ab 1932 war er, bis zu dessen Lebensende 1953, mit dem Schriftsteller Alfred Neumann befreundet,[16][17] unter anderem war er weiterhin befreundet mit dem Kunsthistoriker Artur Weese (1868–1934).[18]

1935 und 1936 traf er sich im Gasthof Zum Adler in Ermatingen, der von seiner Tante geführt wurde, mit Thomas Mann.[19]

Ehrungen und Auszeichnungen

Mitgliedschaften

Gottlieb Heinrich Heer war Mitglied des Schweizerischen Schriftstellervereins, des Vereins der Schweizer Presse und des Penclubs Zürich.

Schriften (Auswahl)

  • Jakob Christoph Heer (= Die Schweiz im deutschen Geistesleben). Huber, Frauenfeld / Leipzig 1927.
  • Das Naturerlebnis Heinrich Federers: Grundzüge seiner künstlerischen Gestaltung und seiner psychologischen Deutung. P. Haupt, Bern 1930.
  • Ein König, ein Mensch. 1933. Uraufführung in St. Gallen im Stadttheater.[27]
  • mit Artur Weese: Ausgewählte Briefe. 1934.[28]
  • Die Königin und der Landammann. Orell Füssli, Zürich / Leipzig 1936.
  • Carolin spielt um Liebe. 1937. Uraufführung im St. Galler Stadttheater.[29]
  • Thomas Platter. Orell Füssli, Zürich / Leipzig 1937.
  • Fest im Grünen und andere Novellen. Orell Füssli, Zürich / Leipzig 1939.
  • Ordnung und Schicksal. Scientia, Zürich 1941.[30]
  • mit Werner A. Classen: Das Buch vom Schweizer Soldaten. 1942.
  • Junker Diethelm und die Obristin. Orell Füssli, Zürich / Leipzig 1942.
  • mit Albert J. Welti: Helfende Kräfte: Festspiel zum 100. jährigen Jubiläum der Betriebskrankenkasse Gebrüder Sulzer AG, Winterthur: 1845–1945. Fr. Zeller-Bürgler, Winterthur 1944.
  • Die wunderbare Flut – Eine Legende. Orell Füssli, Zürich/Leipzig 1945.[31]
  • mit Sophia Galsterer: Der schwarze Garten – Eine Zürcher Legende. Scientia-Verlag, Zürich 1945.[32]
  • Zauber der Harfe. Bühl-Verlag, Herrliberg-Zürich 1946.
  • mit Charles Hug, Julius Wagner, Otto Zinniker, Herbert Alboth, Robert Ackermann, Heinrich Hintermeister, Eduard Achilles Gessler: Die Schweiz – mein Land. Verkehrsverlag, Zürich 1946.
  • mit Fritz Deringer: Das Buch vom Sihltal. Fretz & Wasmuth Verlag, Zürich 1948.[33]
  • Zürich. Novos, Lausanne 1949.
  • Die Krone der Gnade. Fretz & Wasmuth, Zürich 1950.
  • Die Schweiz erzählt. Österreichische Buchgemeinschaft, Wien 1950.
  • Ewiger Friede. Interlaken 1950.
  • Kleine Stadtbürgerkunde. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1950.[34]
  • Verlorene Söhne. Orell Füssli, Zürich 1951.[35]
  • mit Kay Yvonne Trüb, Annita Stiefel, James Hull, Hugues Faesi: Bilder aus dem Unter-Engadin. Fretz & Wasmuth, Zürich 1952.
  • Ansprache zur Eröffnung der Kunstausstellung der «Vereinigung Pro Sihltal» in Langnau am Albis, 28. März 1953. Langnau am Albis 1953.
  • Spuk in der Wolfsschlucht – Roman um Carl Maria von Weber. Fretz & Wasmuth, Zürich / Stuttgart 1953.
  • Gottfried Kellers Anteil an der Schweizer Polenhilfe 1863/1864. In: 21. Jahresbericht der Gottfried Keller-Gesellschaft Zürich.
  • Vielfalt der Schweiz – beglückende Fahrten. Orell Füssli Verlag, Zürich 1956.
  • 100 Jahre Mascioni – 1857–1957. Graubünden 1957.
  • Die Russen in Zürich. Fretz, Zürich 1958.
  • Die Sage vom Glockenhügel. Viernheim Verlag, Zürich 1959.
  • Bergland Graubünden. Hallwag, Bern 1960.
  • Am Saum der Schweiz. Zürich / Stuttgart 1962.
  • Die rote Mütze. Artemis Verlag, Zürich / Stuttgart 1963.

Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften (Auswahl)

(Wenn nicht anders erwähnt archiviert in E-Periodica der ETH Zürich)

Literatur (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Danksagung Anna Heer-Steiger. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. Ausgabe, 24. Mai 1956, abgerufen am 26. Juni 2022.
  2. Die J.-C.-Heer-Gedenkfeier in Pontresina. In: Oberländer Tagblatt. 22. August 1952, abgerufen am 27. Juni 2022.
  3. Heer, Gottlob Heinrich. In: Matrikeledition. Universität Zürich, abgerufen am 26. Juni 2022.
  4. Zeitschriften rund um das Buch. In: Oberländer Tagblatt. 17. Februar 1943, abgerufen am 27. Juni 2022.
  5. Ueli Müller: Jean Frey. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. März 2005, abgerufen am 27. Juni 2022.
  6. Joggeli-Kalender 1927. In: Bote vom Untersee und Rhein. 7. September 1926, abgerufen am 27. Juni 2022.
  7. Schweiz. Winterhilfe 1942. In: Neue Zürcher Nachrichten. 2. Ausgabe, 11. November 1942, abgerufen am 27. Juni 2022.
  8. Cindy Eggs: Winterhilfe. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. November 2013, abgerufen am 27. Juni 2022.
  9. Susanne Peter-Kubli: Fritz Charles Wüthrich. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. April 2012, abgerufen am 27. Juni 2022.
  10. Menschen in Not in der Schweiz brauchen Ihre Unterstützung. Spenden an die Winterhilfe Schweiz kommen an. Winterhilfe Schweiz, abgerufen am 27. Juni 2022.
  11. XX. Internationaler PEN-Kongreß in Kopenhagen. In: Die Tat. 11. Juni 1948, abgerufen am 27. Juni 2022.
  12. Schweizerische Schillerstiftung. In: Neue Zürcher Zeitung. 15. Dezember 1950, abgerufen am 27. Juni 2022.
  13. Der Held. Betrachtungen zu Alfred Neumanns neuem Roman. In: Der Bund. 2. Ausgabe, 22. Oktober 1930, abgerufen am 27. Juni 2022.
  14. Mich ruft dein Bild. Briefe von Max Dauthendey an seine Frau. In: Der Bund. 2. Ausgabe, 11. Juni 1930, abgerufen am 27. Juni 2022.
  15. Radiochronik. In: Der Bund. 26. Januar 1939, abgerufen am 27. Juni 2022.
  16. Alfred Neumann und sein letzter Roman. In: Bote vom Untersee und Rhein. 9. Januar 1953, abgerufen am 27. Juni 2022.
  17. Briefe an Gottlieb Heinrich Heer. Kalliope, abgerufen am 27. Juni 2022.
  18. Amiet-Hesse-Weg. Abgerufen am 27. Juni 2022.
  19. Mathias Iven: Mathias Iven: Ein See, eine Familie und viele Geschichten. Abgerufen am 27. Juni 2022 (deutsch).
  20. Schweizerische Schillerstiftung. In: Bieler Tagblatt. 19. Mai 1944, abgerufen am 27. Juni 2022.
  21. Die neuen Preisträger der Conrad Ferdinand Meyer-Stiftung. In: Neue Zürcher Nachrichten. 2. Ausgabe, 2. Januar 1947, abgerufen am 27. Juni 2022.
  22. Literaturpreise der Stadt Zürich. In: Neue Zürcher Nachrichten. 3. Ausgabe, 29. November 1947, abgerufen am 27. Juni 2022.
  23. Kunstförderung durch die Stadt Zürich. In: Der Bund. 31. Dezember 1951, abgerufen am 27. Juni 2022.
  24. Winterthurer Kunstpreis. In: Der Bund. 19. Januar 1952, abgerufen am 27. Juni 2022.
  25. Ehrengaben an Schriftsteller. In: Neue Zürcher Nachrichten. 3. Ausgabe 03, 5. Dezember 1961, abgerufen am 27. Juni 2022.
  26. Städtische Beiträge an kulturell Schaffende. In: Neue Zürcher Nachrichten. 3. Ausgabe, 12. Dezember 1963, abgerufen am 27. Juni 2022.
  27. Uraufführung in St. Gallen. In: Neue Zürcher Zeitung. 24. Oktober 1933, abgerufen am 27. Juni 2022.
  28. Dichter und Gedicht. In: Neue Zürcher Zeitung. 10. Januar 1935, abgerufen am 27. Juni 2022.
  29. Eine neue Heer-Uraufführung. In: Neue Zürcher Nachrichten. 2. Ausgabe, 15. Mai 1937, abgerufen am 27. Juni 2022.
  30. «Ordnung und Schicksal». In: Neue Zürcher Zeitung. 10. Dezember 1941, abgerufen am 27. Juni 2022.
  31. «Die wunderbare Flut». In: Neue Zürcher Zeitung. 3. Ausgabe, 6. Dezember 1945, abgerufen am 27. Juni 2022.
  32. Vom Dauernden in der Zeit. Gottlieb Heinrich Heer: Der schwarze Garten. In: Neue Zürcher Nachrichten. 6. Ausgabe, 9. Dezember 1944, abgerufen am 27. Juni 2022.
  33. «Das Buch vom Sihltal». Eine Monographie von Gottlieb Heinrich Heer. In: Neue Zürcher Zeitung. 24. November 1948, abgerufen am 27. Juni 2022.
  34. Kleine Stadtbürgerkunde. In: Neue Zürcher Nachrichten. 3. Ausgabe, 23. Dezember 1957, abgerufen am 27. Juni 2022.
  35. Neue Schweizer Romane. Verlorene Söhne. In: Der Bund. 14. November 1951, abgerufen am 27. Juni 2022.
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