Gottfried Renn
Gottfried Renn (* 15. Oktober 1818 in Imst; † 3. Oktober 1900 in Speyer) war ein aus Österreich stammender Bildhauer, der vor allem in Deutschland arbeitete.
Leben
Renn wurde in Imst in Tirol als Sohn des Bildhauers Franz Xaver Renn (1784–1875) geboren. Bereits der Urgroßvater Josef Anton Renn (1715–1790) und der Großvater Josef Chrysogonus Renn (1750–1806) hatten den gleichen Beruf.[1]
Der Vater – Schüler von Johann Martin Fischer in Wien – war ein bekannter Holzbildhauer und formte eine eigene Bildhauerschule, aus der u. a. Joseph Knabl (1819–1881) und Josef Beyrer (1839–1924) hervorgingen. Auch Gottfried Renn erlernte dort die Holzbildhauerei- bzw. -schnitzerei und schrieb sich ab 25. November 1836 an der Kunstakademie in München ein.[2] Dort erlernte er die Steinbildhauerei und war Schüler von Ludwig Schwanthaler. Die dort tätigen Maler Joseph Schwarzmann und Johann Schraudolph empfahlen ihn an den Bischof Nikolaus von Weis für die Restaurierung des Doms in Speyer. Hier ließ er sich dauerhaft nieder.
Renn lebte in Speyer bis zu seinem Tode im Jahr 1900. Sein Grab ist auf dem Hauptfriedhof Speyer erhalten (2016). 1961 wurde ihm zu Ehren der Gottfried-Renn-Weg im Speyerer Süden benannt.
Seine Brüder Josef Willhelm (1820–1894) und Franz Xaver II. (1821–1842) waren gleichfalls Bildhauer. Renns Sohn Hermann Renn (1850–1901) arbeitete in Speyer in der Werkstatt des Vaters als Bildhauer mit. Nach dessen frühem Tod führte Renns Neffe, der Bildhauer Julius Renn (1825–1914) das Speyerer Geschäft fort. 1919 wurden Wohnhaus und Atelier in der Kleinen Pfaffengasse an die neugegründete Pilger-Druckerei verkauft. Die Gebäude wurden zunächst umgebaut und mussten dann 1933/34 einem Neubau weichen. Heute ist an dieser Stelle in der Kleinen Pfaffengasse das Bistumsarchiv untergebracht.
Werke (Auswahl)
Renn startete eine erfolgreiche Karriere als Stein- und Holzbildhauer. Bekannte Werke sind:
- die Holzfiguren des (inzwischen abgerissenen) Hochaltares des Speyerer Domes. Eine Figur davon, den Hl. Philipp von Zell darstellend, befindet sich heute in der Kirche St. Philipp in Zell (Zellertal),
- die Symbole der vier Evangelisten an der Fensterrosette, Tier- und Kleinfiguren, sowie Ornamentschmuck am 1853 neu errichteten Westwerk des Speyerer Domes, darunter die Trägerfigur eines Speyerer Brezelverkäufers,[3]
- äußeres Tympanon des Hauptportals des Speyerer Doms, heute im Vorhof des Bischöflichen Bauamtes in Speyer (1853),.
- die ergänzten Figuren des mittelalterlichen Ölbergs am Speyerer Dom (1856),
- die Holzfigur der Immaculata im Dom zu Frankfurt nach einem Entwurf von Eduard von Steinle (1856),[4]
- die Marienfigur der Kölner Mariensäule nach Entwürfen von Peter Fuchs, der 1851 bis 1854 sein Schüler in Speyer war (1857/58),
- im Jahr 1857 renovierte er die beschädigte steinerne Grabplatte Rudolfs von Habsburg,[5][6]
- Hochaltar der Spitalkapelle Deidesheim (1859); dort davon erhalten eine geschnitzte Madonna mit Kind,[7]
- die Marienfigur der Trierer Mariensäule (1859/65),
- die Mariensäule in Düsseldorf, die er nach einem Entwurf von Anton Josef Reiss schuf (1873),
- Kolossalstatue des Hl. Stephan im Querschiff der Kathedrale von Metz (1874),
- das Kriegerdenkmal 1870/71 in Einselthum (1875)
- der Hochaltar, die Kanzel und die beide Nebenaltäre der katholischen Kirche Otterstadt (1891).
Auf den Speyerer Friedhöfen befinden sich noch zahlreiche Grabsteine von seiner Hand, auf dem Hauptfriedhof Speyer ist auch das neugotische Friedhofskreuz von ihm geschaffen.
Der aus über 800 Modellgipsen bestehende bildhauerische Nachlass der Bildhauerfamilie gelangte nach 1919 in das Historische Museum der Pfalz.
- St. Philipp von Zell, Holzfigur vom ehem. Hochaltar des Speyerer Domes
- Mittelalterlicher Ölberg Speyer; im Vordergrund von Renn ergänzte Legionäre
- Die Rosette mit den Symbolen der Evangelisten, Speyerer Dom, Westwerk
- Dämonenfigur am Hauptportal des Speyerer Domes
- Trägerfigur (Speyerer Brezelmann) am Hauptportal des Speyerer Domes
- Spitalkapelle Deidesheim, Madonna mit Kind, 1859
- Gesamtansicht der Kölner Mariensäule
- Grabplatte Rudolfs von Habsburg
- Friedhofskreuz, Hauptfriedhof Speyer
- Kriegerdenkmal 1870/71, Einselthum
- Friedhof Forst an der Weinstraße, Grabmal Fam. Spindler
- Kath. Kirche Otterstadt: Marienaltar mit hl. Dominikus (links) und hl. Franziskus (rechts), 1891
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Renn, Gottfried. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 25. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1873, S. 290 f. (Digitalisat).
- Hyacinth Holland: Renn, Gottfried. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Band 5, Berlin 1903, S. 135–136 (Textarchiv – Internet Archive).
- Josef Ringler: Renn, Gottfried. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 28: Ramsden–Rosa. E. A. Seemann, Leipzig 1934, S. 167 (biblos.pk.edu.pl).
- Günther Groh: Gottfried Renn. In: Speyer. Vierteljahresheft des Verkehrsvereins Herbst 1968, S. 14 (Digitalisat PDF, mit Portraitfoto).
- Geschichte der Stadt Speyer. Band 2, Kohlhammer, Stuttgart 1983, S. 481.
- Ferdinand Schlickel: 75 Jahre Pilger-Druckerei. Tradition und Fortschritt. Speyer 1995, S. 10–16.
Weblinks
Einzelnachweise
- Eduard Widmoser: Tirol A bis Z. Südtirol-Verlag, 1970, S. 313 (Ausschnitt);
Gert Ammann: Klassizisten--Nazarener, Kunst im Oberland 1800–1850, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck, 1982, S. 39 (Ausschnitt). - Eintrag im Matrikelbuch 1809–1841.
- Franz Xaver Remling: Nikolaus von Weis, Bischof zu Speyer, im Leben und Wirken. Band 2, Speyer 1871, S. 311.
- Mariologisches. Heft 4, 2011, S. 6–7 (imak-kevelaer.de (Memento des vom 16. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. PDF).
- Albert Schwartzenberger: II. Die Krypta – Grabstein Rudolfs von Habsburg. In: Der Dom zu Speyer, das Münster der fränkischen Kaiser. L. Witter, Neustadt a. d. Haardt 1903, S. 67–68 (Textarchiv – Internet Archive – Mit Beschreibung der Platte und Erwähnung weiterer Arbeiten im Buch).
- Historische Vereine Wiens (Hrsg.): Festschrift zur sechshundertjährigen Gedenkfeier der Belehnung des Hauses Habsburg mit Österreich. Selbstverlag, Wien 1882, S. 124–126 (Textarchiv – Internet Archive).
- Webseite zur Spitalkapelle Deidesheim