Golmer Luch

Landschaft des Golmer Luchs mit ehemaliger Mülldeponie am Horizont

Das Golmer Luch bezeichnet eine Niederung mit Höhen von 28 bis 31 m ü. HN im Westen und Süden des Potsdamer Ortsteils Golm in der Nähe des Großen Zernsees.

Stichkanal am Golmer Luch, der in den Großen Zernsee entwässert

Die Bezeichnung „Luch“ weist darauf hin, dass es sich bei diesem Gebiet um eine ehemals vermoorte Landschaft handelt. Trotz Ansiedlungsversuchen von Schweizer Bauern durch Kurfürst Friedrich Wilhelm ab 1685 zwecks Landgewinnung blieb der Moor-Charakter auf größerer Fläche erhalten.[1] 1925 erwarb der Bund für Vogelschutz zusammen mit dem Volksbund 15 Hektar. Dieses Areal wurde als letztes urwüchsiges Moor in der Nähe von Berlin 1927 unter Naturschutz gestellt und gehörte damit zu den ersten Naturschutzgebieten des damaligen Deutschen Reiches.[2] Ab 1934 wurde die Fläche jedoch für die Müllentsorgung Berlins genutzt. Der Abfall wurde mit Müllkähnen zum Golmer Luch verschifft und dort durch einen Spülbagger entladen. Mit Hilfe von Wasser wurde der Abfall dann 1 km weit ins Land gepumpt,[3] auch in der DDR wurde dort weiter Müll entsorgt. Erst nach der Wende konnte sich eine Golmer Bürgerinitiative dafür einsetzen, dass die Mülldeponie geschlossen und versiegelt wurde. Heute ist das Golmer Luch als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Die frühere große ornithologische Bedeutung des Golmer Luchs als Rastplatz für nordische Gänse- und Entenvögel sowie als Brutreviere für heimische Wasser- und Watvögel ist durch Trockenlegung, Aufschüttung und den Betrieb von Mülldeponien stark zurückgegangen. Jedoch ist auch heute noch eine große Anzahl von Singvögeln zu finden.

Literaturhinweise

  • Dietmar Bleyl: Landschaftsschutz kontra wirtschaftliche Nutzung. In: Dietmar Bleyl (Hrsg.): Nattwerder 1685–2010. 325 Jahre Besiedlung des Golmer Bruches. Verein Schweizer Kolonistendorf Werder e. V. Druckerei Rüss Potsdam 2010, S. 76–81.
  • Manfred Feiler: Zur Vogelwelt des Golmer Luchs. In: Potsdamer Land 1959. Heimatkalender für den Kreis Potsdam. Hrsg. vom Rat des Kreises Potsdam in Verbindung mit dem Deutschen Kulturbund, Kreisleitung Potsdam-Land 1959, S. 83–88.
  • Hermann Fellien: Zur Ansiedlung der Kolonisten im Golmer Luch. In: Potsdamer Land 1959. Heimatkalender für den Kreis Potsdam. Hrsg. vom Rat des Kreises Potsdam in Verbindung mit dem Deutschen Kulturbund, Kreisleitung Potsdam-Land 1959, S. 88–91.
  • Kurt Gruhl: Das Golmer Luch. Tragödie eines Naturschutzgebietes. In: Märkische Heimat. Aus Natur und Geschichte der Bezirke Cottbus – Frankfurt/Oder – Potsdam. Heft 3/1956, S. 34–37.
  • Walter Iwan (Hrsg.): Das Golmer Luch. (= Berliner Geographische Arbeiten. Heft 18). Kommissionsverlag von J. Engelhorns Nachf., Stuttgart 1939
  • H. Schlüter: Was wurde aus dem Naturschutzgebiet Golmer Luch? In: Naturschutz und Landeskultur. Jahrbuch 1955, S. 89–93.
  • Werner Schmidt (Hrsg.): Havelland um Werder, Lehnin und Ketzin. Ergebnisse der landeskundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten Groß Kreutz, Ketzin, Lehnin und Werder. (= Werte der deutschen Heimat. Band 53). Selbstverlag des Instituts für Länderkunde, Leipzig 1992, ISBN 3-86082-014-1, S. 103 f.

Einzelnachweise

  1. Klaus Duntze: Die Kultivierung Brandenburgs durch den Großen Kurfürsten. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 7, 2000, ISSN 0944-5560 (luise-berlin.de).
  2. Informationen (Memento vom 3. April 2008 im Internet Archive) des NABU.
  3. Beate Mechthild Schulz: Müll. Zur Geschichte eines Problems. Die Sammlung und Verwertung städtischer Abfallstoffe in Deutschland von 1850 bis 1945 (Teil 1). form+zweck 2+3, 1991, S. 18–23.
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