Goethe-Gymnasium (Berlin-Wilmersdorf)
Das Goethe-Gymnasium ist ein grundständiges humanistisches Gymnasium im Berliner Ortsteil Wilmersdorf des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Es ist benannt nach Johann Wolfgang von Goethe.
Goethe-Gymnasium | |
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Schulform | Altsprachliches, humanistisches Gymnasium |
Schulnummer | 04Y11 |
Gründung | 1954 |
Adresse | |
Ort | Berlin-Wilmersdorf |
Land | Berlin |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 29′ 14″ N, 13° 19′ 18″ O |
Träger | Land Berlin |
Schüler | 807 (2023/2024)[1] |
Lehrkräfte | 74 Lehrer + 2 Lehramtsanwärter (2023/2024)[1] |
Leitung | Arienne Meurer[2] |
Website | goethe-gymnasium.berlin |
Prägend für die Schule ist die Konzentration auf die alten Sprachen Latein und Altgriechisch. Die Schüler beginnen in der 5. Klasse mit dem Lateinunterricht, in der 7. Klasse mit dem Griechischunterricht. Als eine der letzten Schulen Deutschlands verlangte sie verpflichtend die Wahl einer der beiden Sprachen als Leistungskurs. Diese Pflicht wurde 2011 aufgrund der Vorgaben der Senatsverwaltung abgeschafft.[3] Der gemeinnützige „Verein der Freunde des Goethe-Gymnasiums Berlin e. V.“ hat laut Satzung das Ziel, die Erziehung der Schüler durch Bereitstellung von Mitteln für Aktivitäten zu fördern.
Zusammen mit anderen traditionsreichen grundständigen Gymnasien wie dem Gymnasium Steglitz, dem Französischen Gymnasium, dem Canisius-Kolleg und dem Grauen Kloster gehört das Goethe-Gymnasium zu den bekannteren Schulen Berlins.
Historische Entwicklung
Das heutige Goethe-Gymnasium kann sich auf drei Schulen als Vorläufer berufen. Den Namen erhielt es von der früheren Goethe-Schule, den Schultypus vom früheren Bismarck-Gymnasium, das Gebäude von der Victoria-Luisen-Schule. Im Folgenden wird es einen historischen Abriss der Vorgängerschulen sowie der Einrichtung des Goethe-Gymnasiums geben.
Bismarck-Gymnasium
Das Bismarck-Gymnasium wurde 1895 gegründet, erhielt seinen Namen aufgrund des 80. Geburtstages des ehemaligen Reichskanzlers und Reichsgründers Fürst Otto von Bismarck und befand sich in der Pfalzburger Straße 30 in Wilmersdorf.[4]
Das Bismarck-Gymnasium war eine altsprachliche Schule, die sich gegen das vom Kaiser bildungspolitisch favorisierte Realgymnasium behauptete. So wurde das Gymnasium nicht auf staatliches Betreiben gegründet, sondern von Privatleuten. Einer der ersten Oberlehrer war Walter Henze. In der Zeit des Nationalsozialismus konnte das Bismarck-Gymnasium als Wahlfach Hebräisch erhalten. Da die Räumlichkeiten in der Pfalzburger Straße im Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren, suchte man nach neuen Räumlichkeiten. Nachdem das Gymnasium kurzzeitig in der Cäcilienschule am Nikolsburger Platz untergekommen war, wechselte es in das Gebäude der früheren Victoria-Luisen-Schule in der Gasteiner Straße. Nach Kriegsende mussten die Berliner Schulen ihre Namen ablegen und erhielten von den Besatzungsbehörden Nummern. Das Bismarck-Gymnasium erhielt die Nummer 15 in Wilmersdorf. Der letzte Schulleiter hieß Bleckmann. Ihm gelang es nach Kriegsende, einen spärlichen Lateinunterricht gegen die Besatzungsmacht durchzusetzen.
Victoria-Luisen-Schule
Aus einer privaten Schule wurde eine öffentliche höhere Mädchenschule etabliert. Für die Benennung erhielt man von Kaiser Wilhelm II. die Erlaubnis, diese Institution mit dem Namen seiner einzigen Tochter, Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, zu versehen. Am 13. September 1903 wurde der Grundstein gelegt. Die Schule wurde an der Uhland- Ecke Gasteiner Straße nach Plänen von Otto Herrnring errichtet. Im Oktober 1904 wurde das Gebäude fertiggestellt und fand aufgrund seiner Verzierungen selbst in der Presse seinen Niederschlag. Erhalten sind aus der Anfangszeit des Gebäudes – das 1991 unter Denkmalschutz gestellt wurde – Foyer, Treppenhaus, die verzierte Decke der Aula und die Orgel, die vom Kaiserlichen Hoforgelbaumeister Wilhelm Sauer stammte. 1907 wurde die Schule von Auguste Viktoria besichtigt. 1939 wurde die Schule geschlossen, das Gebäude fiel an das Konservatorium der Reichshauptstadt. Die Kriegsschäden am Gebäude hielten sich in Grenzen und am 21. Mai 1945 probten die Berliner Philharmoniker bereits in der Aula der Schule für ein Konzert im Titania-Palast. Das Gebäude wurde von den beiden ehemaligen Schulen Bismarck-Gymnasium und Goethe-Schule genutzt. Die Viktoria-Luise-Schule fand als Institution keine Fortsetzung.
Goethe-Schule
Die Goethe-Schule war ein Reformrealgymnasium in der Münsterschen Straße. Es wurde von 1905 bis 1907 durch Otto Herrnring errichtet. Die Einweihung fand am 9. April 1907 statt. Die Baukosten des Barockbaus beliefen sich auf eine Million Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 7,2 Millionen Euro). Der Schulleiter hieß zu diesem Zeitpunkt Leonhard.[5] Heute steht es unter Denkmalschutz und wird von der Katharina-Heinroth-Grundschule genutzt.
Goethe-Gymnasium
Am 10. Mai 1954 beschloss der West-Berliner Senat unter dem Regierenden Bürgermeister Walther Schreiber und Bildungssenator Joachim Tiburtius die Goethe-Schule im Haus der früheren Victoria-Luisen-Schule und das Gymnasium Steglitz in der Heesestraße als „Schulen besonderer pädagogischer Prägung“ einzurichten. Sie zählten somit nicht mehr zu den sonst in West-Berlin üblichen „Oberschulen Wissenschaftlichen Zweiges“ (OWZ), an denen die Hochschulreife erworben wurde.
Die Schulen erhielten die Prädikate grundständig (also abweichend von der Berliner Regel des Oberschulbeginns nach der 6. Klasse bereits nach der 4. Klasse) und humanistisch (also mit Latein als erster Fremdsprache). Im Gegensatz zu den OWZ durften sie sich „Gymnasium“ nennen. Die Schule wurde als Nachfolger des zerstörten Bismarck-Gymnasiums eingerichtet.
Schulleiter des Goethe-Gymnasiums
(Quelle: [6])
- Arienne Meurer (ab 2023)
- Jörg Freese (bis 2023)
- Gabriele Rupprecht (ab 2004)
- Marianne Weiland (1999–2004)
- Peter Lohe (1984–1999)
- Stanislaus Graf von Kalckreuth (1966–1984)
- Gerhard Radtke (1953/54–1966)
Prominente ehemalige Schüler
- – alphabetisch sortiert –
- Sarah Alles, Schauspielerin und Synchronsprecherin
- Meret Becker, Schauspielerin
- Heinz Berggruen, Abitur 1932, Kunstsammler und Stifter des Museum Berggruen
- Felix Boenheim, Abitur 1909, Arzt und Sozialpolitiker
- Henriette Confurius, Schauspielerin
- Marlene Dietrich, 13. April 1917 bis Ostern 1918 (ohne Abitur), Schauspielerin und Sängerin
- Nilam Farooq, Schauspielerin
- Peter Gay, US-amerikanischer Historiker und Psychoanalytiker
- Martin George, Abitur 1968, evangelischer Kirchenhistoriker
- Alban Gerhardt, Cellist
- Helmut Gröttrup, Abitur 1935, Ingenieur und Erfinder der Chipkarte
- Hans Bernd von Haeften, Abitur 1924, Diplomat und Widerstandskämpfer
- Kunrat von Hammerstein-Equord, Offizier und Widerstandskämpfer
- Axel von Harnack, Bibliothekar, Historiker
- Vincent-Immanuel Herr, Abitur 2008, Autor und Aktivist
- Liselotte Herrmann, Abitur 1929, Studentin und Widerstandskämpferin (1938 hingerichtet)
- Ariane Jeßulat, Musiktheoretikerin und experimentelle Musikerin
- Sven Felix Kellerhoff, Abitur 1990, Historiker, Journalist und Buchautor[7]
- Stefan Kipf, Altphilologe und Didaktiker
- Kurt Kutzler, Abitur 1961, Mathematiker, Präsident der Technischen Universität Berlin
- Sigurd Littbarski, Abitur 1969, Jurist und Universitätsprofessor
- Georg Malcovati, Abitur 2004, Schauspieler
- Paul Markurt, Abitur 2001, Drehbuchautor
- Kurt Mendelssohn, Abitur 1925, Physiker
- Luci van Org, Abitur 1990, Sängerin und Schauspielerin
- Eberhard Rebling, Pianist, Musik- und Theaterwissenschaftler, Rektor der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin
- Cäcilia Rentmeister, Abitur 1968, Kunsthistorikerin und Geschlechterforscherin
- Georg Rosenthal, Klassischer Philologe und Pädagoge
- Alexander Rüstow, Abitur 1903, Sozialwissenschaftler/Ökonom
- Eduard Schalfejew, Abitur 1897(?), Manager/Politiker
- Marc Schubring, Abitur 1988, Komponist
- Claus Sperling, Mittlere Reife, Maler und Pfarrer
- Adin Talbar, 1932–1933, israelischer Sportler und Sportfunktionär
- Henry C. Wallich, Abitur 1932, amerikanischer Ökonom und Zentralbanker deutscher Herkunft
- Carl Friedrich von Weizsäcker, Abitur 1929, Physiker/Philosoph
- Richard von Weizsäcker, Abitur 1937, Bundespräsident
- Ernst Walter Zeeden, Abitur 1934, Historiker
Literatur
- Jahresbericht über das Schuljahr … Berlin, 1897 (Digitalisat)
- Goethe-Gymnasium Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf: 50 Jahre Goethe-Gymnasium. Berlin Goethe-Gymnasium 2004.
- Helmut Pieper, Thorsten Krüger (Hrsg.): Goethe-Gymnasium Berlin-Wilmersdorf. Historisches Porträt. Eine Berliner Schulgeschichte. Goethe-Gymnasium Berlin-Wilmersdorf 2007.
- Annemarie Richter: Die Viktoria-Luisen Schule, das heutige Goethe-Gymnasium, in Berlin-Wilmersdorf. Schriftliche Hausarbeit zur Magister-Prüfung am Institut für Kunstwissenschaft der TU-Berlin 1976.
Weblinks
- Website des Goethe-Gymnasiums.
- Goethe-Gymnasium Wilmersdorf im Schulverzeichnis der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
- Schulpräsentation am Tag der offenen Tür 2024 durch die Leiterin Frau Meurer
- Schulprogramm 2022
- Eintrag 09011445 in der Berliner Landesdenkmalliste
- Verein der Freunde des Goethe-Gymnasiums Berlin e. V.
Quellen
Ein Großteil der Daten, vor allem der historischen Daten, stammt aus der Festschrift zum 50. Jubiläum des Goethe-Gymnasiums zur Feier am 10. Mai 2004.
Einzelnachweise
- Schulporträt Goethe-Gymnasium. In: berlin.de. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, abgerufen am 1. Februar 2024.
- Schulleitung des GG/. Goethe Gymnasium Berlin Wilmersdorf, abgerufen am 30. Januar 2024.
- Das Goethe-Gymnasium stellt sich neu auf. In: Website des Goethe-Gymnasiums. Archiviert vom am 15. Mai 2011; abgerufen am 22. Juni 2020.
- Zickermann, Fritz.: Gedenkbuch zum 25jährigen Bestehen des Bismarck-Gymnasiums in Berlin-Wilmersdorf 1895-1920. A.R. Meyer, 1920 (worldcat.org [abgerufen am 15. April 2020]).
- Die Einweihung der Goetheschule in Wilmersdorf. In: Berliner Börsen-Zeitung. 10. April 1907, S. 6, abgerufen am 12. Juli 2021.
- Helmut Pieper, Thorsten Krüger (Hrsg.): Goethe-Gymnasium Berlin-Wilmersdorf. Historisches Porträt. Eine Berliner Schulgeschichte. Goethe-Gymnasium Berlin-Wilmersdorf 2007. S. 66–67.
- Vom Bohren dicker Bretter. In: Homepage Goethe-Gymnasium. Archiviert vom am 1. Oktober 2017; abgerufen am 22. Juni 2020.