Goerdelerring

Der Goerdelerring ist eine Straße und eine große Straßenbahn-Umsteigehaltestelle in Leipzig. Er ist nach Carl Friedrich Goerdeler (1884–1945) benannt.[1]

Goerdelerring
Wappen
Wappen
Straße in Leipzig,
Goerdelerring
Goerdelerring
Grünanlage am Goerdelerring mit dem Denkmal von Samuel Hahnemann (2006)
Basisdaten
Ort Leipzig,
Ortsteil Zentrum/Zentrum-West
Angelegt nach Rückbau der Stadtbefestigung im 18. Jahrhundert zunächst als Teil des Promenadenrings
Hist. Namen Friedrich-Engels-Platz (1945 bis 1991), davor Fleischerplatz und Schulplatz
Anschluss­straßen Tröndlinring,
Dittrichring
Querstraßen Ranstädter Steinweg, Käthe-Kollwitz-Straße
Plätze Richard-Wagner-Platz
Bauwerke Industrie- und Handelskammer zu Leipzig und Rettungswache Mitte auf der Westseite, Richard-Wagner-Denkmal, Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ auf der Ostseite
Nutzung
Nutzergruppen Radverkehr, Autoverkehr, Fußgänger, Straßenbahn Leipzig
Straßen­gestaltung Teil des Innenstadtrings
Technische Daten
Straßenlänge 361 m

Der Goerdelerring ist Teil des Leipziger Innenstadtrings, der den Verkehr um die Innenstadt herumführt. Er ist 361 Meter lang und erstreckt sich vom Abzweig des Ranstädter Steinwegs bis zum Abzweig der Käthe-Kollwitz-Straße in überwiegend nordost-südwestlicher Richtung. Die Straße hat in jeder Richtung drei Fahrspuren für den Autoverkehr und in der Mitte zwei Gleise für Straßenbahnen, die auch von Nachtbussen genutzt werden. Die ersten Straßenbahngleise auf dem heutigen Goerdelerring wurden 1872 als Teil des ursprünglichen Pferdebahnnetzes der Stadt Leipzig verlegt.

Die Straße

Industrie- und Handelskammer am Goerdelerring in Leipzig (2013)

Unmittelbar an der Straße liegen keine Gebäude. Trotzdem gibt es Gebäude mit der Adresse Goerdelerring, am wichtigsten das frühere Hauptfeuerwehrhaus[2], jetzt Rettungswache Mitte, dessen umfangreiche Sanierung 2022 abgeschlossen wurde (Kosten: 30,6 Mio. Euro).[3] Auf der Ostseite befinden sich eine kleine Grünanlage, als Teil des grünen Promenadenrings, mit dem Richard-Wagner-Denkmal und dem Schulmuseum, auf der Westseite der Parkplatz der Feuerwehr und die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig. Der Anschluss zum Innenstadtring erfolgt durch den Dittrichring im Süden und den Tröndlinring im Osten. Die Kreuzung, die das nördliche Ende des Goerdelerrings und den nordwestlichen Rand des Innenstadtringes bildet, ist eine der meistbefahrenen Kreuzungen in Leipzig (2015: über 42.000 Kfz / 24 Std.).[4]

Seit dem Ringcity-Konzept aus den 1920er Jahren ist der Ring als Hochhausstandort vorgesehen. Auf dem Eckgrundstück Goerdelerring / Ranstädter Steinweg ist der Bau eines 100 Meter hohen Hochhauses möglich.[5] Dazu hat 1994 ein städtebaulich-architektonischer Wettbewerb stattgefunden, dessen Ergebnis bisher nicht umgesetzt worden ist. Auf der Westseite des Goerdelerringes ist zudem die Öffnung des Pleißemühlgrabens angedacht, was beim Bau eines Hochhauses konstruktiv zu berücksichtigen ist.

Bis 1945 hieß die Straße Fleischerplatz, die nördliche Kreuzung Schulplatz. Von 1945 bis 1991 trug die gesamte Straße den Namen Friedrich-Engels-Platz (nach Friedrich Engels), am 1. Januar 1992 erfolgte die Umbenennung in Goerdelerring, womit auch dieser Abschnitt des Ringes, wie andere Abschnitte, nach einem früheren Leipziger Oberbürgermeister benannt wurde.

Die Straßenbahnhaltestelle

Dieselbe Ansicht 1971
Die Straßenbahnhaltestelle Goerdelerring auf dem Tröndlinring mit Blickrichtung zum Hauptbahnhof (2015)

Die Straßenbahnhaltestelle Goerdelerring der Leipziger Verkehrsbetriebe liegt in der Mitte des Tröndlinrings, unmittelbar östlich der Kreuzung, die den nördlichen Abschluss des Goerdelerrings bildet. Sie wurde 1964 bei einer Erneuerung der Linienführung auf dem Innenstadtrings errichtet.[6] Bis 1964 lagen die Gleise nördlich der heutigen Trasse näher an den Gebäuden. Die Straße wurde verbreitert und eine große Straßenbahnhaltestelle mit vier Gleisen gebaut.[7] Heute bedienen die Straßenbahnlinien 1, 3, 4, 7, 9, 12, 14 und 15 sowie die Nachtbuslinien N1, N2, N3, N4 und N5 den eine Haltestelle entfernt gelegenen Hauptbahnhof und machen damit auch die Haltestelle Goerdelerring zu einer der verkehrsreichsten Straßenbahnhaltestellen in Leipzig. An Wochentagen halten 87 Straßenbahnen pro Stunde am Goerdelerring, was im Durchschnitt eine Straßenbahn alle 42 Sekunden bedeutet. Die Anzahl der Ein- und Aussteiger vor 2020 betrug 12.300 täglich.[8]

2020 wurde die Haltestelle für 18 Mio. Euro umgebaut.[9][10]

Geschichte

Das Alte Theater (1911)

Auf Flächen der heutigen Haltestelle lag früher der Theaterplatz mit dem Alten Theater. Letzteres, groß genug für 1200 Zuschauer, stand hier von 1766 bis 1943 inmitten von Grün und wurde bei den alliierten Luftangriffen auf Leipzig zerstört. Am Theaterplatz befand sich von 1718 bis 1869 auch ein Reithaus im Stil des Barock.[11] Die Haltestelle liegt dort, wo sich einst der Hallesche Zwinger, der Goerdelerring dort, wo sich der Ranstädter Zwinger befand. Als Zwinger wurden die Bereiche zwischen der höheren und der niedrigeren Mauer der ehemaligen Stadtbefestigung bezeichnet. Friedrich Gottlob Leonhardi schrieb 1799, dass „man in diesen Zwingern noch um die ganze Stadt herumgehen“ könne.[12] An dem „sogenannten Kohlen- oder Fleischerplatze“ (Leonhardi) befanden sich die Schlachthöfe an der Pleiße (1655 bis 1891) und eine Alte Feuerwache (von 1865 bis 1880 ein Fachwerkhaus und Vorgängergebäude der heutigen Feuerwache).[13] Nach Leonhardi lag vor dem Ranstädter Tor im Bereich des heutigen Goerdeleringes außerdem eine Pfingstweide, wo die Leipziger Schützengesellschaft „ehedem jährlich ein großes Vogelschießem mit Armbrüsten (abhielt), welches aber zum Besten vieler Einwohner seit mehrern Jahren nicht gehalten worden ist.“[14]

Sonstiges

Gleich nach dem Ersten Weltkrieg gab es Pläne für ein riesiges Messehotel[15] und für einen 30-geschossigen Messeturm mit 60 Metern Durchmesser, wobei bereits das Baugrundstück am heutigen Goerdelerring reserviert war. Nach langer Diskussion votierten die Stadtverordneten am 5. April 1922 gegen das Projekt.[16] Stattdessen wurde auf dem Schulplatz eine provisorische Messehalle errichtet, die von 1924 bis 1932 Bestand hatte.[17]

Von 1973 bis 2004 führte die Fußgängerbrücke Blaues Wunder über den Kreuzungsbereich Goerdelerring / Tröndlinring.[18]

Siehe auch

Commons: Goerdelerring (Leipzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gina Klank, Gernoth Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Hrsg.: Stadtarchiv Leipzig. 1. Auflage. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, Leipzig 1995, ISBN 3-930433-09-5, S. 84.
  2. Ansgar Scholz, Die Schlafsäle gehören der Vergangenheit an. Zur Baugeschichte der Leipziger Hauptfeuerwache, in Leipziger Blätter, Heft 81, 2022, ISBN 978-3-95415-133-2, S. 89–91
  3. Sachsen: Hauptfeuerwache in Leipzig nach Umbau wieder eröffnet MDR, 6. Oktober 2022
  4. Integriertes Verkehrsmodell der Stadt Leipzig, Verkehrskonzept erweiterte Innenstadt, Untersuchung zum Verkehr auf dem Leipziger Promenadenring, Power-Point-Vortrag auf der Website der Stadt Leipzig (2018), hier: Folie 16
  5. Hochhausprojekt Goerdelerring
  6. Klaus Adam, Manfred Preiß, Rolf-Roland Scholze: Vom Zweispänner zur Stadtbahn. 100 Jahre elektrische Straßenbahn in Leipzig. Hrsg.: Leipziger Verkehrsbetriebe. Leipzig 1996, S. 208 f.
  7. Bis 1964 hatte der Tröndlinring nicht bis zu 8, sondern nur 2 Fahrspuren und nicht 4, sondern 2 Straßenbahngleise, zitiert nach: Sebastian Ringel, Wie Leipzigs Innenstadt verschwunden ist, edition überland, Leipzig 2019, ISBN 978-3-948049-00-3, S. 180
  8. Artikel Am Puls der Stadt in der Zeitschrift Leipziger Leben der Leipziger Gruppe, Ausgabe 01/2020
  9. Beschreibung der Baumaßnahme auf der Seite des Ingenieurbüros EVTI
  10. Beschreibung der Baumaßnahme auf der Seite der Baufirma
  11. Nach Sebastian Ringel (2019), S. 26 geht es auf August den Starken zurück. Auch Goethe soll hier geritten und vom Pferd gefallen sein.
  12. Friedrich Gottlob Leonhardi, Leipzig um 1800, kommentierte und mit einem Register versehene Neuausgabe der Geschichte und Beschreibung der Kreis- und Handelsstadt Leipzig (1799), hrg. v. Klaus Sohl, Lehmstedt Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-942473-03-3, S. 68
  13. Sebastian Ringel, Vom Wandel der Leipziger Vorstädte, edition überland, Leipzig 2022, ISBN 978-3-948049-07-2, S. 73
  14. Leonhardi, S. 75
  15. Wettbewerb für einen Hotelneubau am Fleischerplatz, in: Peter Leonhardt, Moderne in Leipzig. Architektur und Städtebau 1918 bis 1933. Pro Leipzig 2007, ISBN 978-3-936508-29-1, S. 38–40.
  16. Entwurf für einen Messeturm am Fleischerplatz, in: Peter Leonhardt (2007) ebd., S. 76f
  17. Ringel (2022), S. 167
  18. Ringel (2019), kommentiert das auf S. 212 so, dass dadurch "die Fußgänger als letzte Störquellen des rollenden Verkehrs von diesem separiert wurden".
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