Gniewino
Gniewino (kaschubisch Gniéwino; deutsch Gnewin) ist ein Dorf mit Sitz der gleichnamigen Landgemeinde in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zum Powiat Wejherowski.
Gniewino | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Pommern | ||
Powiat: | Wejherowski | ||
Gmina: | Gniewino | ||
Geographische Lage: | 54° 43′ N, 18° 0′ O | ||
Einwohner: | 1710 | ||
Postleitzahl: | 84-250 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 58 | ||
Kfz-Kennzeichen: | GWE | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | Gardkowice – Czymanowo | ||
Perlino – Rybno | |||
Strzebielinko – Tadzino | |||
Eisenbahn: | kein Bahnanschluss | ||
Nächster int. Flughafen: | Danzig | ||
Geographische Lage
Das Dorf liegt in Hinterpommern, in der Nähe der früheren Grenze zu Westpreußen, etwa zwölf Kilometer südlich der Ostseeküste und 19 Kilometer nordwestlich von Wejherowo (Neustadt).
Der Ort ist über Nebenstraßen zu erreichen. Eine Bahnanbindung besteht nicht mehr.
Geschichte
Gnewin – in alter Zeit auch Groß Gnewin (Grote Gnewin) genannt – war wohl ursprünglich ein Pirchsches Gut und gehörte um 1474 dem Kloster Zarnowitz (heute polnisch: Zarnowiec), das es bald an Klaus von Weiher verkaufte. Um 1700 ging das Gut an da Familie Jatzkow, die Erbherren von Gnewin und Gnewinki (auch Klein Gnewin genannt).[1] 1756 gehörten sie zu den Majoratsgütern des Herrn von Rexin.
Der Besitzer Max von Pirch-Wobensin ließ 1930/31 den Besitz aufteilen bei 1129 Hektar und 67 Stellen.
Bis 1945 gehörte Gnewin zum Landkreis Lauenburg in Pommern im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Der Ort bildete einen Amtsbezirk, zu dem die Gemeinden Bychow (heute polnisch: Bychowo), Enzow (Jęczewo), Groß Perlin (Perlino), Klein Perlin (Perlinko), Lissow (Lisewo), Mersin (Mierzyno) und Tadden (Tadzino) gehörten. Gnewin war außerdem Sitz eines Standesamtes. Das zuständige Amtsgericht war das in Lauenburg (Lębork).
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde der Kreis Lauenburg zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Anschließend begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Gnewin erhielt den polnischen Namen Gniewino. In der darauf folgenden Zeit wurden die Alteinwohner aus Gnewin vertrieben.
Nach 1945 kam der Ort zum Powiat Wejherowski in der polnischen Woiwodschaft Pommern (bis 1998 Woiwodschaft Danzig). Er ist heute Teil und Amtssitz der Gmina Gniewino.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1867 | 184 | [2] |
1871 | 193 | davon 190 Evangelische und drei Katholiken[2] |
1910 | 408 | |
1925 | 691 | davon 641 Evangelische und 48 Katholiken[3] |
1933 | 864 | [4] |
1939 | 914 | [4] |
Kirche
Dorfkirche
Bei der Gnewiner Kirche handelt es sich um einen 1890 entstandenen Ziegelrohbau. Die Vorgängerkirche brannte Anfang des 17. Jahrhunderts ab. Seit 1945 ist das bisher evangelische Gotteshaus im Besitz der katholischen Kirche, die ihm den Namen des Św. Józef Robotnik gegeben hat.
Pfarrei
Die Parochie Gnewin ist in vorreformatorischer Zeit entstanden. Mit der Reformation hielt hier die lutherische Lehre Einzug. Im Jahre 1570 fand die erste evangelische Kirchenvisitation statt, die der Pommernherzog Johann Friedrich durchführen ließ.
Die Parochie Gnewin vor 1945 war sehr großflächig, zählte sie doch zwölf eingepfarrte Ortschaften: Burgsdorf (heute polnisch: Toliszczek), Bychow (Bychowo), Friedrichsrode (Strzebielinko), Gnewinke (Gniewinko), Groß Perlin (Perlino), Klein Perlin (Perlinko), Kolkau (Kolkowo), Lissow (Lisewo), Mersin (Mierzyno), Nadolle (Nadole), Oppalin (Opalino), Rauschendorf (Czymanowo) und Tadden (Tadzino).
Das evangelische Kirchspiel gehörte zum Kirchenkreis Lauenburg in Pommern (Lębork) in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Es zählte im Jahre 1940 2.061 Gemeindeglieder.
Die zahlenmäßig sehr wenigen katholischen Kirchenglieder wurden von der Pfarrei Tillau (Tyłowo) betreut.
Das änderte sich nach 1945 entscheidend. Durch Flucht und Vertreibung der Deutschen und Ansiedlung von Polen gehörte der überwiegende Teil der hier nun lebenden Bevölkerung zur katholischen Kirche. In Gniewino wurde im Jahre 1977 eine eigene Pfarrei errichtet, außerdem wurde der Ort Sitz eines Dekanates, das seit 1992 zum Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen gehört.
Hier jetzt lebende evangelische Kirchenglieder sind dem weit entfernten Pfarramt der Kreuzkirchengemeinde in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet, deren nächstgelegene Predigtstätte in Lębork (Lauenburg) ist.
Pfarrer 1535 bis 1945
Seit der Reformation bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs amtierten in Gnewin 21 evangelische Geistliche:
- Nikolaus Petrokisius, 1547–1559
- Johann Wattike, 1559–1562
- Matthias Petrokisius (Sohn von 1.), 1562–1565
- Laurentius Schmalka, 1566–1580
- Paulus Hartke, 1581–1590
- Petrus Riscovius, ?–?
- Daniel Rudewick, 1644–1670
- Georg Bansius, 1672–1699
- Jakob Swietlicki, 1700–1744
- Gottfried Poplowski, 1745–1761
- Johann Steinkampf, 1762–1806
- Johannes Jakobus Tybusch, 1807–1822
- Johann Traugott Zuther, 1824–1832
- Karl August Theodor Bodin, 1837–1851
- Philipp Anton Heinrich Schmitt, 1852–1853
- Heinrich Joachim Karl Lüttke, 1855–1886
- Max Louis Trapp, 1887–1893
- Reinhold Ferdinand Hoffmeister, 1894–1904
- Ferdinand Robert Walter Ehmann, 1905–1909
- Reinhold Noll, 1910–1928
- Johannes Scheel, 1929–1945
Dekanat Gniewino
Gniewino ist heute Sitz eines der 30 Dekanate des neu gebildeten Bistums Pelplin der Katholischen Kirche in Polen. Zum Dekanatsbezirk gehören die neun Pfarreien: Białogóra (Wittenberg), Bożepole Wielkie (Groß Boschpol), Brzeżno Lęborskie (Bresin), Choczewo (bis 1937 Chottschow, 1938 bis 1945 Gotendorf), Gniewino (Gnewin), Kostkowo (Althammer), Łęczyce (Lanz), Wierzchucino (Wierschutzin) und Zwartowo (Schwartow).
Söhne und Töchter des Ortes
- Reinhard Blum (* 1933), deutscher emeritierter Hochschulprofessor für Betriebswirtschaftslehre
Gmina Gniewino
Die Landgemeinde Gniewino umfasst eine Fläche von 176,2 km², was 13,74 % der Gesamtfläche des Powiat Wejherowski entspricht. Hier sind mehr als 7400 Einwohner registriert.
Verkehr
Das Gemeindegebiet Gniewino ist lediglich durch kleinere, aber sehr zahlreiche Nebenstraßen sowie viele Landwege erschlossen.
Bis zum Jahre 2001 (Personenverkehr) bzw. 2004 (Güterverkehr) war das Gebiet der Gemeinde Gniewino an das Bahnnetz angeschlossen.
Im Jahre 1902 baute die Kleinbahn Neustadt – Prüssau die Strecke von Neustadt in Westpreußen (heute polnisch: Wejherowo) über Rieben (Rybno) nach Prüssau (Prusewo), im Jahre 1905 weiter nach Chottschow (Choczewo), und im Jahre 1910 erfolgte die Verlängerung der Strecke durch die Kleinbahn Chottschow – Garzigar nach Garzigar (Garczegorze) an der Bahnlinie Lauenburg (Lębork) – Leba (Łeba).
An dieser Kleinbahnstrecke lagen im Gebiet der heutigen Gmina Gniewino die Bahnstationen: Rieben (Rybno), Schluschow (Słuszewo), Lissow (Lisewo), Kolkau-Gnewin (Gniewino), Friedrichsrode (Strzebielinko) und Burgsdorf-Bychow (Toliszczek).
Zwischen 1919 und 1939 war der Bahnbetrieb wegen der Grenzziehung des Polnischen Korridors zwischen Gohra (1939 bis 1945 Überbrück, heute Zamostne) und Rieben (Rybno) unterbrochen.
Literatur
- Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1071, Absatz (29).
- Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. 1912 (Digitalisat)
- Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 2, Stettin 1912
Weblinks
Fußnoten
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adels-Lexicon. Band 3, Leipzig 1837, S. 28–29.
- Preußisches Statistischen Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung (Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern). Berlin 1873, S. 164–165, Nr. 20.
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Gnewin im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern (2011)
- Michael Rademacher: Lauenburg_p. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.