Gnevsdorfer Vorfluter

Der Gnevsdorfer Vorfluter ist ein etwa 11 km langer Kanal zwischen der Havel und der Elbe. Er ist ein künstlicher Havelabfluss und dient der Verlegung des Rückstaupunktes der Havel flussabwärts. Zu diesem Hochwasserschutzsystem gehören die vier Wehre bei Quitzöbel (Altarm- und Durchstichwehr), Neuwerben und Gnevsdorf sowie die Schleuse Havelberg. Der Vorfluter mündet unmittelbar südlich von Gnevsdorf bei Elbe-Kilometer 438 in die Elbe.

Wehr Gnevsdorf
Mündung des Vorfluters (vorn) in die Elbe (hinten) bei Gnevsdorf
Vorn der Gnevsdorfer Vorfluter, hinten die Elbe und rechts zwischen den Bäumen die Kirche von Werben

Die Verlegung des Rückstaupunktes der Havel

Das Gefälle der Elbe beträgt im Bereich der natürlichen Havelmündung ca. 15 cm/km und das der Havel ca. 4 cm/km. Die Elbe weist ein drei- bis viermal so hohes Gefälle auf. Der Bau einer zweiten Mündung bei Gnevsdorf brachte einen Gefällegewinn zu Gunsten der Havelvorflut, womit zugleich die Rückstauhöhe der Havelniederung abgesenkt wird.

Auf Grund des niedrigen und flachen Havellandes gibt es dort große Überschwemmungsflächen. Zwischen Bahnitz und Havelberg überschwemmte das Hochwasser tausende Hektar Äcker, Weiden und Wiesen. Während das Hochwasser der Elbe oft sehr schnell wieder zurückging, blieb im Havelgebiet das Wasser häufig bis in den Sommer auf den Feldern und Weiden stehen. Das bedeutete für die Landwirte regelmäßig erhebliche Ernteverluste. Riesige Mückenschwärme belästigten Mensch und Tier. In den 1880er und 1890er Jahren gab es katastrophale Überschwemmungen in der Havelniederung. Danach kam es zu Beschwerden der Bevölkerung. 1904 wurde auf Grund der Beschwerden das Gesetz zur „Verbesserung der Vorflut- und Schifffahrtsverhältnisse“ erarbeitet. Ziel war eine beschleunigte Hochwasserabführung, die Verbesserung der Schifffahrtsbedingungen, Senkung der Wasserstände bei Hochwasser und die Trockenlegung der Flächen bis spätestens 1. Juli jeden Jahres. Weiterhin wurden Staustufen und Wehre geplant.

Das Leben der Bevölkerung in den Niederungen von Havel und Elbe war schon immer geprägt vom Hochwasser. Nicht die Havel brachte die langanhaltenden Überschwemmungen, sondern die Elbe. Das Mittelwasser beider Flüsse ist annähernd gleich. Die Havel hat eine Wasserstandsänderung zwischen Niedrig- und Hochwasser von ca. 2,00 m. Die Elbe jedoch von ca. 6,00 m. Der Wasserspiegel der Elbe kann also 4,00 m höher liegen als der Wasserspiegel der Havel. Der Havelabfluss ist nicht mehr gewährleistet und das Wasser staut sich. Vor dem Bau der Wehrgruppe Quitzöbel (1938) und dem Wehr Neuwerben (1954) floss das Wasser in die Havelniederung oftmals bis Rathenow zurück.

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Karten

  • Folke Stender: Redaktion Sportschifffahrtskarten Binnen 1. Nautische Veröffentlichung Verlagsgesellschaft, ISBN 3-926376-10-4.
  • W. Ciesla, H. Czesienski, W. Schlomm, K. Senzel, D. Weidner: Schiffahrtskarten der Binnenwasserstraßen der Deutschen Demokratischen Republik 1:10.000. Band 4. Herausgeber: Wasserstraßenaufsichtsamt der DDR, Berlin 1988, OCLC 830889996.

Literatur

  • Hans-J. Uhlemann: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen. Transpress Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-344-00115-9.
  • Schriften des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e. V. Diverse Jahrgänge. WESKA (Westeuropäischer Schifffahrts- und Hafenkalender), Binnenschifffahrts-Verlag, Duisburg-Ruhrort. OCLC 48960431
  • Herbert Stertz: Havelschiffahrt unter Dampf. Wirtschaftsfaktor und Erlebnis. Media@Vice, Pritzwalk 2006, ISBN 3-00-019924-1.

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