Globigerinida

Globigerinida ist ein Taxon gehäusetragender Einzeller aus der Gruppe der Foraminiferen. Ein veralteter deutscher Begriff ist Ballentierchen[1]. Sie ist die einzige Gruppe der Foraminiferen, deren Arten planktonisch leben.

Globigerinida
Systematik
ohne Rang: Sar
ohne Rang: Rhizaria
ohne Rang: Retaria
ohne Rang: Foraminiferen (Foraminifera)
ohne Rang: Globothalamea
ohne Rang: Globigerinida
Wissenschaftlicher Name
Globigerinida
Delage & Hérouard, 1896
Neogloboquadrina pachyderma
Globigerina bulloides, Gehäuse, REM

Merkmale

Fast alle Arten bilden Gehäuse aus Kalzit, die bei allen rezenten Arten einen sehr niedrigen Magnesiumgehalt aufweisen (Niedrig-Magnesium-Kalzit), nur bei einigen fossilen Arten ist auch Hoch-Magnesium-Kalzit (> 5 mol-% Mg) nachgewiesen. Eine Ausnahme sind die Gehäuse der fossilen Favusellacea, die aus Aragonit bestanden. Die Wandung des Gehäuses ist mit zahlreichen Poren durchsetzt, die deutlich größer sind als bei benthisch lebenden Arten und bilamellar aufgebaut, das heißt die Zellsubstanz findet sich zwischen einer inneren und einer äußeren Wandung. Die im Aufriss nahezu kreisrunden Kammern des Kalkgehäuses sind spiralig (trochospiral, planispiral) oder in Reihen angeordnet.

Neben den Miliolida und den Rotaliida sind die Globigerinida eine der drei Foraminiferen-Gruppen, die als Wirte für photosynthetisierende Endosymbionten dienen. Solche Symbiosen sind bei den planktonisch und damit lichtnah lebenden Globigerinida allerdings anders als bei den anderen Gruppen die Regel. Bei den Endosymbionten handelt es sich um Dinoflagellaten oder Goldbraune Algen.[2]

Paläontologie

Globigerinida sind weltweit ein wichtiger Bestandteil des Zooplanktons. Ihre Gehäuse sinken nach ihrem Tod herab, sammeln sich am Meeresboden und bilden dort eines der häufigsten marinen Sedimente, den sogenannten „Globigerinenschlick“. Im Laufe geologischer Prozesse bilden sich so Sedimente, die in der Paläontologie zur stratigraphischen Analyse von großer Bedeutung sind. Aufgrund der extrem häufigen Funde ist ihre Evolution seit dem Miozän äußerst gut erforscht.

Alle sieben rezenten Untergruppen sind fossil seit dem Miozän nachgewiesen, die Guembelitriidae bereits seit der Kreide. Ihr evolutionärer Ursprung ist hingegen nur unzureichend bekannt, möglicherweise gingen sie vor rund 180 Millionen Jahren aus den Oberhauserellidae hervor.[3]

Systematik

Die Gruppe wird derzeit wie folgt gegliedert:

  • Heterohelicacea
    • Guembelitriidae
    • Chiloguembelinidae
  • Globorotaliacea
    • Globorotaliidae
    • Pulleniatinidae
    • Candeinidae
  • Globigerinacea
    • Globigerinidae
    • Hastigerinidae

Sowohl ihre Position innerhalb der Foraminiferen wie auch die innere Systematik der Globigerinida basieren auf rein morphologischen Merkmalen. Erste molekulargenetische Untersuchungen anhand von rRNA resultierten in kaum aussagekräftigen Ergebnissen, da die Austauschrate nicht codierender Basen bei Globigerinida rund fünfzig- bis einhundertmal so hoch ist wie bei benthischen Foraminifera, wiesen aber auf eine Nähe zu den Rotaliida hin. Spätere phylogenetische Untersuchungen anhand von Aktin bekräftigten dies, dort fanden sich die Globeriginida als Schwestertaxon einer Rotaliida, was darauf hinweist, dass die Globigerinida Teil der Rotaliida sind. Für eine endgültige Einstufung bedarf es aber noch weiterer Untersuchungen.[4]

Mineral

Globigerinenkalk wird in Malta als ockerfarbener Kalksandstein abgebaut. Typisch werden Häuser auf dieser Insel aus diesem Baustoff gebaut und erscheinen gelblich.[5]

Als Brannt- beziehungsweise Löschkalk mit der Bezeichnung Torba wurde er im Neolithikum zur Anfertigung von Fußbodenbelägen verwendet.

Nachweise

  • Barun K. Sen Gupta: Systematics of modern Foraminifera, In: Barun K. Sen Gupta (Hrsg.): Modern Foraminifera. Springer Netherlands (Kluwer Academic), 2002, ISBN 1-4020-0598-9, S. 32–33.
Commons: Globigerinida – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Walter Rammner (Hrsg.): Brehms Tierleben - Erster Band: Wirbellose, 1952, Leipzig, S. 23
  2. Pamela Hallock: Symbiont-bearing Foraminifera In: Barun K. Sen Gupta (Hrsg.): Modern Foraminifera. Springer Netherlands (Kluwer Academic), 2002, ISBN 1-4020-0598-9, S. 123.
  3. Colomban de Vargas, Louisette Zaninetti, Heinz Hilbrecht, Jan Pawlowski: Phylogeny and Rates of Molecular Evolution of Planktonic Foraminifera: SSU rDNA Sequences Compared to the Fossil Record, In: Journal of Molecular Evolution, 45:285–294, 1997
  4. Jérome Flakowski, Ignacio Bolivar, José Fahrni, Jan Pawlowski: Actin Phylogeny Of Foraminifera In: Journal of Foraminiferal Research, Band 35, No. 2, S. 93–102, 2005
  5. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 17. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.malta-online.de Die Republik Malta von A bis Z, malta-online.de, abgerufen am 29. August 2013
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