Gleichnis vom Fischnetz

Das biblische Gleichnis vom Fischnetz ist ein Gleichnis Jesu, das den Umgang von Fischern mit „schlechten“ und „guten“ Fischen auf die endzeitliche Scheidung von „Bösen“ und „Gerechten“ überträgt. Es findet sich nur im Evangelium nach Matthäus (Mt 13,47–50 ) und ist somit matthäisches Sondergut.

Jan Luyken: Gleichnis vom Fischnetz. Radierung der Bowyer Bible.

Wortlaut

Der Text lautet nach der Einheitsübersetzung:

47 Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt. 48 Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus an das Ufer, setzen sich und lesen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten werfen sie weg. 49 So wird es auch am Ende der Welt gehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden. 50 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.“

Matthäus 13,47–50 

Anmerkungen

Das Gleichnis gehört zum matthäischen Sondergut. Das lässt sich auch am Sprachgebrauch festmachen. So finden sich die Ausdrücke οὖτος ἔσται, ἡ συντέλεια τῶν αἰῶνος, ἀφορίζειν und weitere ausschließlich beim Evangelisten Matthäus.[1]

Auslegung

Die meisten der Ausleger betrachten das Gleichnis vom Fischnetz als eine verkürzte Wiedergabe[1][2] des Gleichnisses vom Unkraut unter dem Weizen oder als Kommentarschema[3] zur Unkrautparabel.[4]

Eberhard Jüngel betont die in dem Gleichnis vorliegende Differenz zwischen Sammlung (dem Fischfang) und Scheidung (dem Sortieren der Fischer). Diese Differenz sei eschatologisch zu verstehen und das Wesen der Gottesherrschaft.[5] Darauf deutet auch die bedrohliche Schlussformel vom „Heulen und Zähneklappern,“ die wohl eine redaktionelle Ergänzung durch Matthäus darstellt und den Strafaspekt des Jüngsten Gerichts unterstreicht.[6]

Einzelnachweise

  1. Joachim Jeremias: Die Gleichnisse Jesu. 11. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-53514-7, S. 83ff.
  2. Adolf Jülicher: Auslegung der Gleichnisreden der drei ersten Evangelien (Gleichnisreden, Bd. 2). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1976, ISBN 3-534-02057-X, S. 565f. (Nachdr. d. Ausg. Tübingen 1910).
  3. Rudolf Bultmann: Geschichte der synoptischen Tradition. 10. Aufl. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-53110-9. S. 187 (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments; 29).
  4. Wilhelm Michaelis: Gleichnisse Jesu. Furche-Verlag, Hamburg 1955, S. 70.
  5. Eberhard Jüngel: Paulus und Jesus. 5. Aufl. Verlag Mohr, Tübingen 1979, ISBN 3-16-142212-0, S. 147 (Hermeneutische Untersuchungen zur Theologie; 2).
  6. David C. Sim: Apocalyptic Eschatology in the Gospel of Matthew. Cambridge University Press, Cambridge 1996, ISBN 0-521-55365-2, S. 140.
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