Ghostscript

Ghostscript ist ein freier Interpreter der Seitenbeschreibungssprache PostScript (PS) und des Portable Document Format (PDF). Ghostscript stellt eine Programmierschnittstelle mit Funktionen bereit, um PostScript- und PDF-Inhalte darstellen und drucken zu können.

Ghostscript
Ghostscript-Logo
Ghostscript-Logo
Basisdaten
Maintainer Raph Levien, L Peter Deutsch
Entwickler Artifex Software Inc.
Erscheinungsjahr 11. August 1988[1]
Aktuelle Version 10.03.0[2]
(6. März 2024)
Betriebssystem Linux, Unix, VMS, Windows, macOS, Mac OS Classic, MSDOS, OS/2, AmigaOS, u. a.
Programmiersprache C[3]
Kategorie Software
Lizenz Duales Lizenzsystem: AGPL-3+ und kommerziell (Artifex Ghostscript)
deutschsprachig nein
www.ghostscript.com

Geschichte

1986[4] begann L Peter Deutsch Ghostscript für das GNU-Projekt zu entwickeln. Er gründete Aladdin Enterprises, um Ghostscript auch kommerziell vermarkten zu können. Dazu nutzte er ein eigenes duales Lizenzsystem, bei dem er die jeweils aktuelle Version zunächst unter der Aladdin Free Public License (AFPL) veröffentlichte. Diese schränkt eine kommerzielle Nutzung der Software stärker als die GNU Affero General Public License (AGPL) ein, erlaubt aber eine unentgeltliche Verbreitung und Nutzung. Unternehmen, die Ghostscript mit ihrem Produkt vertreiben möchten und sich entweder nicht den Lizenzbedingungen der AGPL unterwerfen oder keine veraltete Version unter dieser Lizenz ausliefern wollen, können eine kommerzielle Lizenz, Artifex Commercial License, erwerben. In dieser Lizenz ist Ghostscript in zahlreichen Anwendungen bekannter Hersteller wie z. B. IBM, HP[5] und Xerox integriert.[6]

Zum Problem wurde diese Lizenzpolitik, als das von Easy Software Products (ESP) unter der GPL veröffentlichte Common Unix Printing System (CUPS) zum Standarddrucksystem für unixähnliche Betriebssysteme werden sollte. CUPS setzt auf PostScript auf und verwendet Ghostscript als Software-RIP. ESP initiierte daher ESP Ghostscript, eine Abspaltung von AGPL Ghostscript, um unter der GPL eine Version mit aktuellen wichtigen Patches für CUPS verbreiten zu können.

Heute hält das kalifornische Unternehmen artofcode LLC die Urheberrechte. Die kommerzielle Lizenzierung erfolgt durch Artifex Software Inc. Seit 2000 ist Raph Levien als Nachfolger von Peter Deutsch Maintainer des Projekts.[7] Mit Version 8.56 (31. Mai 2006) wurde AFPL Ghostscript eingestellt,[8] so dass seitdem die neueste Version immer sofort unter einer GPL-Variante erscheint. Die Abspaltung ESP Ghostscript konnte mit der 2006 erfolgten Lizenzänderung schließlich aufgegeben werden: GPL Ghostscript 8.57 und ESP Ghostscript 8.15.4 wurden im am 1. August 2007 veröffentlichten GPL Ghostscript 8.60 zusammengeführt.[9] Mit Version 9.07 vom 14. Februar 2013 wurde die Lizenz von der GPL auf die AGPL geändert.[10]

Verwendung

Die wichtigsten Verwendungsmöglichkeiten von Ghostscript sind:

  • Als Software-RIP zur Rasterung von PostScript- oder PDF-Inhalten
  • Zur Konvertierung von PostScript- und PDF-Inhalten in andere (Datei-)Formate. Überwiegend werden PostScript-Dateien in PDF-Dateien oder reine Rastergrafikformate umgewandelt
  • Zum Testen und Debuggen von PostScript-Code

Grafische Oberflächen

Es gibt zahlreiche Programme, die Ghostscript bereits integriert haben oder eine Grafische Benutzeroberfläche (GUI) bereitstellen (wie z. B. Ghostview bzw. GSView).

Die GPL-Version von Ghostscript diente als Grundlage für Display Ghostscript, eine Nachbildung von Display PostScript. Sie können zur Darstellung grafischer Oberflächen verwendet werden. Das Projekt wurde (vermutlich im Jahr 2000) eingestellt.[11][12]

Freie Schriftarten

Für Ghostscript werden verschiedene Arten von freien Schriftarten[13][14] geliefert:[15][16][17]

  • Die 35 Postscript-Standardschriften, 1996 unter GPL- und AFPL-Lizenz zur Verfügung gestellt von der URW Type Foundry Hamburg.[18][19][20][21][22][23] Es handelt sich um einen Satz von Type-1-Schriften ähnlich dem klassischen Adobe-Basisschrifsatz: Bookman L (Bookman), Century Schoolbook L (New Century Schoolbook), Chancery L (Zapf Chancery), Dingbats (Zapf Dingbats), Gothic L (Avant Garde), Nimbus Mono L (Courier), Nimbus Roman No9 L (Times), Nimbus Sans L (Helvetica), Palladio L (Palatino), Standard Symbols L (Symbol).
  • Das GhostPDL-Paket (enthalten in sowohl Ghostscript als auch in den Implementierungen HP PCL und Microsoft XPS) enthält zusätzliche Zeichensätze, einschließlich der URW Type Foundry-Versionen von Garamond, Optima, ITC Avant Garde, Arial, Antique Olive und Univers sowie URW Mauritius (ähnlich im Stil der Postscript-Schrift Marigold, jedoch älter) und einer modifizierten Version der Albertus, bekannt als Code A028. In Kombination mit dem Basisschrifsatz stellen sie etwas mehr als die Hälfte der Standard-Postscript-3-Schriftarten bereit.
  • Ein ergänzender Schriftsatz inklusive Kyrillisch, Kana und mit von Thomas Wolff aus der freien Schriftart Hershey abgeleiteten Schriften mit Verbesserungen, wie Akzentzeichen.

Literatur

  • Adobe Systems, Inc. (Hrsg.): PostScript Language Reference. Addison-Wesley, Boston 1999, ISBN 0-201-37922-8 (als kostenloser PDF-Download von Adobe Systems, Inc.).
  • Adobe Systems, Inc. (Hrsg.): PDF Reference: Version 1.4. Addison-Wesley, Boston 2001, ISBN 0-201-75839-3 (als kostenloser PDF-Download von Adobe Systems, Inc.).
  • Thomas Merz, Olaf Drümmer: Die PostScript- & PDF-Bibel. dpunkt Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-935320-01-9.

Einzelnachweise

  1. ghostscript.com.
  2. Version 10.03.0 (2024-03-06). 6. März 2024 (abgerufen am 7. März 2024).
  3. The ghostscript Open Source Project on Open Hub: Languages Page. In: Open Hub. (abgerufen am 18. Juli 2018).
  4. Ghostscript C coding guidelines: „The first Ghostscript code was written in 1986“.
  5. Adobe Systems: Geschäftsbericht vom 3. September 1999: (Memento vom 10. Juli 2007 im Internet Archive) (PDF; 104 kB) „HP began to ship a clone version of Adobe PostScript in some printers“ (vermutlich Ghostscript, vgl. Kundenliste unten).
  6. Veröffentlichungsmeldung zu Ghostscript 8.00: „Ghostscript currently powers inkjet RIPs from Best Color GmbH, Xerox XES (in partnership with Caldera Graphics), MacDermid/ColorSpan, and Mutoh America.“
  7. Raph Levien: An open letter to the Ghostscript development community
  8. heise: „Ghostscript ab sofort unter der GPL“ vom 16. Juni 2006
  9. Veröffentlichungsmitteilung zu Ghostscript 8.60
  10. History of Ghostscript versions 9.xx (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  11. Letzter bekannter Stand der Projektseite von Display Ghostscript (Memento vom 29. Dezember 2007 im Internet Archive) (letztes Release am 27. Juni 2000)
  12. Display Ghostscript auf der GNUstep-Seite: „The GNUstep project has halted development of Display GhostScript“.
  13. Ghostscript SVN – URW-Schriftarten (Memento vom 19. September 2015 im Internet Archive) als TrueType-Dateien, abgerufen am 17. August 2015
  14. Ghostscript SVN – URW-Schriftarten (Memento vom 11. Juli 2011 im Internet Archive) als Type-1-Dateien, abgerufen am 17. August 2015
  15. Debian package – gsfonts. Abgerufen am 21. April 2010.
  16. Fonts and font facilities supplied with Ghostscript. Archiviert vom Original am 12. Juni 2010; abgerufen am 21. April 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ghostscript.com
  17. Linux fonts (mostly X11). 15. August 2009, abgerufen am 21. April 2010.
  18. Finally! Good-quality free (GPL) basic-35 PostScript Type 1 fonts. (Memento vom 23. Oktober 2002 im Internet Archive)
  19. Finally! Good-quality free (GPL) basic-35 PostScript Type 1 fonts. (TXT) Abgerufen am 6. Mai 2010.
  20. Fonts and TeX. 19. Dezember 2009, abgerufen am 6. Mai 2010.
  21. Five years after: Report on international TEX font projects. (PDF) 2007, abgerufen am 6. Mai 2010.
  22. ghostscript-fonts-std-6.0.tar.gz – GhostScript 6.0 standard fonts – AFPL license. (TAR.GZ) 29. Dezember 1999, abgerufen am 17. August 2015.
  23. gnu-gs-fonts-std-6.0.tar.gz – GhostScript 6.0 standard fonts – GPL license. (TAR.GZ) 29. Dezember 1999, abgerufen am 17. August 2015.
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